Das genrefluide Wiener Quintett TALES OF WATER veröffentlicht mit „YOUR MIND LEAKS“ seine Debüt-EP. Darin verpacken sie starke Lyrics in zärtliche Vocals mit wuchtiger Instrumentierung und lassen sich mit Kontenance und Klarheit tief in die Seele blicken.
Die Band, bestehend aus Lena Fink (Gesang, Komposition), Michael Fink (Gitarre, Synth), Tim Luger (Bass), Martin Pöchmüller (Schlagzeug) und Paula Duschek (Klavier), begann 2018 als Duo von Michael und Lena Fink. Nach und nach stießen die weiteren Bandmitglieder dazu, um den Sound zu komplettieren – kennengelernt haben sich die fünf Künstler:innen am Musikkonservatorium. „Die Mitglieder verbindet nicht nur die Liebe zur Musik, sondern auch enge Freundschaften, die das Herzstück der Band bilden und maßgeblich zur kreativen Atmosphäre beitragen“, schreiben Tales of Water. Nach einigen Singleveröffentlichungen erschien im Oktober ihre erste EP, die das aufstrebende Quintett mit einem Konzert im Radiokulturhaus feierte.
Der Opener „All In Trouble“ ist ein Eingeständnis zur aktuellen Lage. „I think we’re all in trouble cause we’re all choosing to be the same“, lauten die Zeilen der sanften Nummer, die durch Distortion gebrochen wird, um dann wieder zärtlich zu werden. Mit breiten Gesangsflächen und strahlenden Vocals in einem aufgepeitschten Klangmeer und einem herrlichen Gitarrensolo ist „Denial“ gemacht, um gänzlich darin einzutauchen. In „Falling Apart“ tun sich durch noisige Klangflächen Abgründe auf, während die warme Instrumentierung in Sicherheit wiegt. Eine Abgrenzung und ein Befreiungsschlag ist „Your Mind Leaks“, meditativ und fesselnd. Über den Closer „Treiben“ schreiben Tales of Water folgende Zeilen: „For all the overthinking, easily overwhelmed and overstimulated, highly sensitive babes – this one’s for you. Feeling empty sucks, feeling a little more sucks too. Feeling numb makes me uncomfortable, more feelings make me uncomfortable. how does none of it all matter in the end though?“
Tales of Water ist mit ihrer Debüt-EP ein imposantes Erstlingswerk gelungen. „Your Mind Leaks“ porträtiert die Stimmen einer jungen Generation, die sich aus der Notwendigkeit heraus mit ungemütlichen Themen befasst. Es gibt kein Wegschauen, keine andere Lösung, als sich den Problemen zu stellen. Wuchtige Ehrlichkeit, zärtlich verpackt in Indie-Pop-Gewand – Realitätsverweigerung kann man woanders suchen. Das klingt ein bisschen wie eine Mischung aus Radiohead und Norah Jones, und man kann dem Quintett glauben, wenn sie online verkünden: „This is just the beginning.“
Sophia Olesko
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