Styrian Connection im Porgy & Bess

Zwei Abende ganz im Zeichen der hohen steirischen Jazzkunst stehen am 16. und 17. Juni im Wiener Porgy & Bess auf dem Programm. Unter dem Titel “Styrian Connection” konzertieren mit  Marina Zettl & Thomas Mauerhofer, dem Trio Infernal, Beefólk und Leo Kysèla vier herausragende Vertreter der äußerst lebendigen und ungemein facettenreichen Jazzszene des südlichen Bundeslandes. Allesamt Meister ihres Faches interpretieren die Formationen das Genre auf höchst unterschiedliche und stileübergreifende Art und Weise.

Eröffnet wird die Konzertreihe von Marina Zettl & Thomas Mauerhofer. Mit ihrem 2010 erschienenen  Album “fikus” haben Sängerin und Gitarrist eindrucksvoll den Beweis abgeliefert, wie dehnbar der Begriff von Jazz in der Gegenwart sein kann. Was das Duo mithilfe zelebriert ist das innovative Wandeln an den Schnittstellen hin zu anderen Musikstilen, das Zueinanderführen vermeintlich entgegengesetzter Spielformen. Es ist vor allem die Popmusik, welche das experimentierfreudige Grazer Zweiergespann durch die Erweiterung um Elemente des Jazz und der Elektronik einer neuen und tiefergehenden Bedeutungsebene zuführt. Selber bezeichnen Sängerin Marina Zettl und Gitarrist Thomas Mauerhofer ihren Stil als „Progressives Songwriting“, eine Bezeichnung, die den Nagel eigentlich auf den Kopf trifft.  Das Duo lässt von wunderbaren Melodiebögen getragene Songs entstehen, die gekonnt arrangiert, auch nach mehreren Durchläufen nichts von ihrem Reiz verlieren.

Ebenfalls am ersten Tag eine Lehrstunde im modernen Jazz gibt das sich um den Ausnahmeakkordeonisten Christian Bakanic scharrende Trio Infernal. Gemeinsam mit dem Bassisten Christian Wendt und dem Schlagzeuger Jörg Haberl macht sich der gebürtige Burgenländer daran, mit den althergebrachten Traditionen des Jazz zu brechen. Was die drei herausragenden Instrumentalisten musikalisch auf den Weg bringen, ist eine an Einflüssen ungemein reicher Gesamtsound, der auch für die freie Improvisation viel Raum bietet. Hier treffen bislang ungehörte Akkordeonklänge auf moderne Grooves und diffizile Rhythmen. Eine Mischung, wie sie interessanter wohl nicht sein kann.

Die fünfköpfige Formation Beefólk, die am zweiten Veranstaltungsabend auf der Bühne des Porgy & Bess zu sehen sein, wird zählt ohne Zweifel  zu einer der nuancenreichsten und eigenständigsten Bands, die hierzulande am Werken sind. Die in Graz beheimatete Combo macht sich in ihren Stücken daran, sämtliche gängigen Grenzen im World-Music-Bereich zu durchbrechen. Ihr ganz eigener und  unverkennbaren Bandsound speist sich aus verschiedenen Quellen, darunter beispielsweise Folklore aus Island, dem Balkan oder Argentinien. Mit dichten Arrangements, jeder Menge geballter Energie und einem jungen, frechen Spirit, weiß diese Jazz-Band in beeindruckender Weise mit dem Live-Appeal einer Rock-Band aufzuwarten. Zur Aufführung bringt die fünfköpfige Truppe an diesem Abend ihr aktuelles Programm „opera buffa in five microscenes“.

Zum Abschluss lässt der außergewöhnliche Vokalist und Musiker Leo Kysèla gemeinsam mit seiner Band den Jazz  in einem stark vom Blues und Soul angehauchten Lichte erstrahlen. Mit einer ungemein ausdrucksstarken Stimme gesegnet wandelt der vielschichtige Sänger auf eher ruhigeren Pfaden, wiewohl gerade aus diesem reduzierten Ansatz heraus seine Musik eine enorme atmosphärische Dichte und Eindringlichkeit entwickelt. Was Leo Kysèla und seine Mitmusiker betreiben, ist eine hoch interessante, berührende und vom Geiste des Jazz getragene Version großer Liedermacherkunst. Einfach einzigartig. (mt)

Foto Beefólk: Gudrun Rodlauer
Foto Leo Kysèla: H.J.Danklmayer