Die 33. Ausgabe des Festivals Wien Modern präsentiert an 32 Spieltagen im Oktober und November 2020 insgesamt 104 Veranstaltungen an 32 Spielstätten in neun Wiener Gemeindebezirken. 44 Neuproduktionen mit 85 Ur- und Erstaufführungen laden unter dem Titel «Stimmung» zum Eintauchen in eine Welt neuer Tonsysteme, radikal getunter Farbpaletten und besonderer Musikinstrumente.
Nach monatelangen Anpassungen von Programm, Kartenverkauf, Online-Präsenz, Präventionsmaßnahmen u.v.a. hat Wien Modern jetzt alle Weichen gestellt mit Kurs auf ein Festivalprogramm in genau jener Dimension, die von Österreichs größtem Festival für neue Musik erwartet wird.
Im Sinne der Vielfalt sind heuer sogar 32 Spielstätten unterschiedlichster Art und Größe am Festival beteiligt – 1/3 mehr als im Vorjahr. Das führt in Verbindung mit Pandemie-Abstandsregeln und der Pflicht zur Kontaktverfolgung heuer zu organisatorischen Neuerungen. Der neue Personal Pass ersetzt den traditionellen Generalpass. Er umfasst acht Konzerte sowie drei Klanginstallationen und bietet Ermäßigung auf 24 weitere Produktionen. 20 Veranstaltungen plus 19 Begleitveranstaltungen sind kostenlos bzw. gegen freiwillige Spende zu besuchen, personalisierte Tickets im Vorverkauf sind allerdings fast überall Standard.
Formate zum Eintauchen und besondere Musikinstrumente
Für das aktuelle Festivalthema Stimmung haben zahlreiche Künstler*innen teilweise seit Jahren neue Arbeiten entwickelt. Zahlreiche installative und immersive Projekte zum Eintauchen und außergewöhnliche Musikinstrumente rücken die Affinität der Musik zur Stimmung auch im Sinne von Atmosphäre in den Fokus. Dabei sind einige besondere Veranstaltungsformate entstanden, die den Auflagen für Veranstaltungen unter Pandemie-Bedingungen teils besonders entgegenkommen: Elf unterschiedlich gestimmte Klaviere bringt der Schweizer Edu Haubensak in den ausgeräumten Großen Saal des Wiener Konzerthauses (31.10). Rund 20 Künstler*innen öffnen ein Wochenende lang ihre Ateliers für einen Stadtrundgang zum Entdecken experimenteller Musikinstrumente (07.+ 08.11.). Fennesz bespielt einen virtuellen Kopfhörraum im leeren Foyer des Wiener Konzerthauses (17.–21.11.). Klaus Lang setzt bei seinem 3D-Orchesterkonzert mit der neuen Riesenorgel des Stephansdoms die Wiener Symphoniker in der Architektur und Akustik des gotischen Kirchenraums weit auseinander (19.11.). Das Wiener Akusmonium bespielt erstmals das Naturhistorische Museum (24.11.). Georg Friedrich Haas verwandelt mit 70 Musikinstrumenten aus sechs Jahrhunderten das Kunsthistorische Museum in ein begehbares Klangbad mit Idealabstand nicht unter zwei Meter (28.11.). Weitere Raumkompositionen, Klanginstallationen, choreografische Produktionen und Musiktheater-Premieren kommen u.a. von Thomas Cornelius Desi / Helga Utz, Alix Eynaudi, Hofstetter Kurt, Peter Jakober, Volkmar Klien, Pia Palme sowie Paul Skrepek / Andreas Platzer.
Sieben Projekte mit Orgel bzw. in Kirchen
Gleich zweimal wird die spektakuläre neue Riesenorgel des Stephansdoms im Festival modern genutzt, vom Klangforum Wien und Iveta Apkalna (29.10.) sowie von den Wiener Symphonikern und Wolfgang Kogert für das auf Raum und Instrument zugeschnittene neue Orgelkonzert von Klaus Lang (19.11.). Wien Modern und vier österreichische Musikuniversitäten laden einen Abend lang mit 12 Uraufführungen aus dem internationalen Call for scores zu einem frischen Blick auf historische Orgeln von 1642 ff. (07.11.). Winfried Ritsch entlockt robotischen Raumorgeln ungehörte Zwischentöne (25.–29.11.). Das Nikel Ensemble und Cantando Admont präsentieren in der Jesuitenkirche die große Uraufführung des abendfüllenden Oratoriums des Schweizer Elektronik-Pioniers Thomas Kessler mit einem Libretto des Büchner-Preisträgers Lukas Bärfuss (26.11.)
Der fünfte Versuch einer Gubaidulina-Orchesterpremiere
Zur Festivaleröffnung mit neuen Orchesterwerken von Hugues Dufourt und Germán Toro Pérez ist die aktuelle Siemens-Preisträgerin Tabea Zimmermann Solistin des RSO Wien (30.10.). Das Arditti Quartet präsentiert neben Olga Neuwirth und Karlheinz Essl radikale Klangexperimente von Pauline Oliveros und Ashley Fure (01.11.); es lädt erstmals auch junge Streichquartette zu einer Masterclass in die mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (02./03.11.). Sofia Gubaidulina steht im Mittelpunkt des Claudio Abbado Konzerts im Musikverein, wo das RSO Wien nach der Dresdner Staatskapelle, Düsseldorf und den Salzburger Osterfestspielen der den mittlerweile fünften Versuch unternimmt, Gubaidulinas neues Orchesterwerk “Der Zorn Gottes” zur Uraufführung zu bringen (06.11.). Das Londoner Riot Ensemble gastiert mit Uraufführungen von Chaya Czernowin und Clara Iannotta im Porgy & Bess (13.11.). IGNM und Wien Modern präsentieren ein dreitägiges Festival im Festival zwischen Komposition und Improvisation (comprovise [#3], 14.–16.11.). Der diesjährige Erste Bank Kompositionspreis wird beim Konzert des Klangforum Wien an den 1980 in Wien geborenen Matthias Kranebitter verliehen (18.11.). Ein Wochenende im Reaktor vereint das Mondrian Ensemble, das Wiener Duo Hedda und die flämische Tiptoe Company in ihrer radikal verstimmten Klavierlandschaft (21./22.11.).
Namen & Zahlen
32 Spieltage, 32 Spielstätten in 9 Wiener Gemeindebezirken,
44 Produktionen, 104 Veranstaltungen, davon 85 Aufführungen und 19 Begleitveranstaltungen
57 Uraufführungen von Peter Ablinger, Afamia Al-Dayaa, Alyssa Aska, Andres Bosshard / Mia Zabelka, Friedrich Cerha, Martina Claussen, Chaya Czernowin, Michele Del Prete, Thomas Cornelius Desi / Helga Utz, Hannes Dufek, Hugues Dufourt, Jorge Villoslada Durán, Karlheinz Essl, Alix Eynaudi, Christian Fennesz, Michael Fischer / Vienna Improvisers Orchestra, Tamara Friebel, Susanna Gartmayer, Thomas Gorbach, Sofia Gubaidulina, Georg Friedrich Haas, Edu Haubensak, Nava Hemyari, Hofstetter Kurt, Gianluca Iadema, Clara Iannotta, Peter Jakober, Johannes Kalitzke, Thomas Kessler / Lukas Bärfuss, Volkmar Klien, Matthias Kranebitter, Herbert Lacina, Klaus Lang, Zahra Mani, Tim Mariën, Veronika Mayer, Cassandra Miller / Silvia Tarozzi, Haruki Noda, Pia Palme, Soyeon Park, Caroline Profanter, Gerald Resch, Winfried Ritsch, Martin Ritter, Gijsbrecht Roijé, Gunter Schneider, Wolfram Schurig, Alireza Shahabolmolkfard, Manfred Stahnke, Steel Girls / Tobias Leibetseder / Astrid Schwarz / Martina Claussen, Hristina Šušak, Ana Szilágyi, Germán Toro Pérez | 28 Österreichische Erstaufführungen von Joanna Bailie, Sandeep Bhagwati, Anthony Cheung, James Clarke, Pascale Criton / Silvia Tarozzi, Werner Dafeldecker, Hugues Dufourt, Ashley Fure, Edu Haubensak, Betsy Jolas, Marc Kilchenmann, Klaus Lang, Joshua Legallienne, Sofía Martínez, Cassandra Miller / Silvia Tarozzi, Michael Moser, O3 / Alessandra Rombolà / Esteban Algora / Ingar Zach, João Pedro Oliveira, Pauline Oliveros, Anthony Pateras, reConvert / Roberto Maqueda / Lorenzo Colombo / Fabrizio Di Salvo, Aida Shirazi, Daniela Terranova, Christopher Trapani, Thomas Wally, Ingar Zach
Ur- und Österreichische Erstaufführungen von 31 Komponistinnen