Stimmgewitter Augustin – Übers Meer

Nein, um einen gewöhnlichen Chor handelt sich es beim Stimmgewitter Augustin definitiv nicht. Die Mitglieder, allesamt vereint durch ihre gemeinsame Vergangenheit bei der Wiener „Boulevardzeitung“ „Augustin“, die für sie in den harten Zeiten quasi zur Heimat  geworden ist, haben in der Musik, besonders im Singen ihre große Leidenschaft entdeckt. Mit „Übers Meer“ (Trost Records) veröffentlicht die stimmgewaltige Truppe dieser Tage ihr neues Album, das dem im Februar dieses Jahres verstorbenen Mitglied Hans Kratky aka „Käptn Bumba“ gewidmet, Neubearbeitungen bekannter Klassiker der jüngeren Musikgeschichte erhält. An der Entstehung dieses Albums mitgewirkt haben renommierte Bands wie Bulbul, First Fatal Kiss, The Happy Kids, Ja, Panik, Killed By 9V Batteries, Luise Pop, Thomas Kantine Pronai, Seven Sioux, Sex Jams & Rob Hanson, Die Sterne, Texta und Valina. Präsentiert wird „Übers mehr“ am 22. November im Wiener Gürtellokal Chelsea.

Es gibt vermutlich nicht wenige Gruppen, die gesanglich besser aufgestellt sind und überhaupt auch professioneller agieren, als es Ernstl, Heidi, Hömal, Mario, Martin, Oskar und Riki tun. Doch um irgendeine Art von Perfektion ist es der Wiener Combo ja ohnehin nie gegangen. Was hier im Vordergrund steht, ist einfach die Freude an der Musik. Und die soll ordentlich zelebriert werden. Man spürt bei jedem Ton, die große Leidenschaft, diese unbändige Energie, mit welcher die Mitglieder des Stimmgewitter Augustin zu Werke gehen, und die wirkt in diesem Fall tatsächlich ansteckender und authentischer, als man es sonst in anderen musikalischen Kontexten so zu hören bekommt.

Mehr noch als die vorangegangenen Veröffentlichungen handelt es sich bei „Übers Meer“ um ein für alle Beteiligten sehr persönliches, musste doch erst vor einigen wenigen Monat Abschied von dem geliebten langjährigen Kollegen Hans Kratky aka „Käptn Bumba“ genommen werden. Die vom Stimmgewitter ausgewählten und von der Eingangs schon erwähnten illustren Schar renommierter heimischer und deutscher Acts in ein neues Klanggewand gehüllten „Seemensch-Lieder“ (es haben alle Nummern mehr oder weniger das Meer zum Thema) punkten mit einer erfrischenden stilistischen Breite, die das Ganze im Ergebnis zu einer sehr abwechslungsreichen Angelegenheit macht. Richtig krachige Punk- und Hardcorenummern sind ebenso vertreten, wie waschechte Indiepop-Tracks und gelungene Interpretationen von Stücken, die einst auch als Schlager oder Neue Deutsche Welle Songs durchgegangen sind.  „Übers Meer“ ist insgesamt ein Album geworden, das wohl niemanden wirklich kalt lässt. Ob es nun einem gefällt oder nicht, unberührt bleibt man nicht. (mt)

Foto: Mario Lang

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Trost Records
Chelsea