Stergin`s Window Farm – Grow

Der Tiroler Musiker und Komponist Vinzenz Stergin lebt und arbeitet nun schon das siebte Jahr, relativ unbehelligt vom österreichischen Establishment, in London. Jetzt will er sich auch hierzulande einen Namen machen. Was ihm mit dem nun erscheinenden Debütalbum seines österreichisch-britischen Bandprojekts Stergin`s Window Farm durchaus gelingen sollte. „Grow“ (Naked Mole), so der Titel dieses, wartet nämlich mit einer Reihe wirklich starker Songs auf, die auch deswegen länger im Gedächtnis bleiben, weil sie mit ihrem ungewöhnlich vielschichtigen Sound nicht wirklich den gewohnten Singer-Songwriter-Formen entsprechen.

Die im Klang zum überwiegenden Teil von akustischen Gitarren getragenen Songs punkten vor allem durch ihre sehr unaufgeregte 60er und 70er Jahre Folk-Attitüde. Keinen Ton zu viel gesetzt, versteht es die österreichisch-britische Truppe rund um den gebürtigen Innsbrucker ganz vortrefflich auch mit wenigen Mitteln (als weitere stilbildende Instrument dienen vor allem eine Violine und ein Cello) die Musik mit Leben, Gefühl und Tiefe aufzuladen. Besonders erfreulich ist, dass von Vinzenz Stergin (Gitarre, Gesang) und seinen KollegInnen Andrew Gorman (Violine, Gesang), James Greenfield (Cello, Gesang) und Nora Jenewein (Schlagzeug, Percussion) aller Pathos, der im Kontext des modernen Liedermachertums oftmals zu hören ist, bewusst zurückgeschraubt wird, was im Ergebnis zu einem Mehr an Natürlichkeit und Authentizität führt. Die in der Stimmung von heiter bis melancholisch reichenden Songs des Viergespanns sind solcher Art, die über feine Melodien, mehrstimmigen Gesang, dezenter Rhythmusarbeit und einer ansteckenden Leichtfüßigkeit, sich schon nach wenigen Augenblicken erschließen und auch nach mehreren Durchläufen immer noch zu gefallen wissen.

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Warum? Weil dem Ganzen eine schöne, kunstvoll-schräg Note inne ist, eine Schwingung, die doch deutlich aus dem üblichen Singer/Songwriter-Rahmen fällt. Der Innsbrucker, der zwecks seiner eigenen musikalischen Findung und der Erweiterung seines künstlerischen Horizonts seit einigen Jahren in der englischen Hauptstadt lebt, scheut nicht vor dem Experiment zurück. Mal greift er auf einen Luftbalon als Klangerzerzeuger zurück, mal auf ein Kinderspielzug oder andere Gegenstände. Dieser Hang auch zu ungewöhnlichen Methoden sorgt für zusätzliche Spannung und einen abwechslungsreichen, wie vielschichtigen Gesamtsound. Man wird als Hörer nicht nur einmal davon überrascht, in welche Richtung die vierköpfige Truppe einen letztlich tatsächlich führt. Und genaue dieser Aspekt ist es auch, der dazu animiert, sich näher und intensiver mit dem Dargebotenen zu befassen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Vinzenz Stergin und seinen MitmusikerInnen mit „Grow“ ein wirklich schönes Debüt gelungen ist, eines, das Spaß macht und auf jeden Fall auch für die Zukunft hoffen lässt.
Michael Ternai

Foto Window Farm: Adrian Meth

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