Steirischer Herbst 2008/Musikprogramm

Am 19. Juni wurde das Programm des Steirischen Herbst 2008 präsentiert. Unter dem Motto “Strategien zur Unglücksvermeidung” bringt das steirische Avantgarde-Festival auch heuer wieder kreative Interventionen aus allen Bereichen der Kunst.

 
Das Eröffnungsfest wird in die Rauminstallation “Volksbad Waagner-Biro-Straße” eingebaut, die ihr Potenzial in der Benützung durch das Publikum erschließt. Das anschließende Konzert setzt auf verspielten Pop der dänischen Gruppe People Press Play.Das Musikprogramm präsentiert sich äußerst vielfältig und verspricht hohes Niveau.
Gewichtigster Programmpunkt ist die österreichische Erstaufführung der Oper Melancholia von Georg Friedrich Haas nach einem Roman von Jon Fosse, der auch das Libretto geschrieben hat. Die Oper befasst sich mit dem norwegischen Landschaftsmaler Lars Hertervig, der nach einer unglücklichen Liebe in Schwermut und Depression verfällt. Sie wurde vor kurzem in Paris erfolgreich uraufgeführt. Das bewährte musikprotokoll wird am 4. Oktober mit österreichischen Erstaufführungen von Beat Furrers Konzert für Klavier und Orchester und Bernhard Langs monadologie I für E-Zither und Orchester eröffnet. Ergänzt wird das Programm durch Bruno Mantovanis Time Stretch.

Donnerstag, der 9. Oktober, steht im Zeichen des Projekts “European Cities of Advanced Sounds” (ECAS). frufru schrumpft unter dem Titel “it’s a small world” mit Hilfe von Instrumenten, die alle nicht größer als eine Schuhschachtel sind, große musikalische Formen, etwa Nationalhymnen, zu Pop-Miniaturen. Das Duo bonaNza lässt Schönberg in Form eines Techno-Remix wiederaufleben und Falco auf Dominikanischen Merengue treffen. Weitere ECAS-Künstler sind die Norweger Nils Henrik Asheim, der improvisierend mit den Stavanger Kitchen Four auftritt, und Pål Asle Pettersen, der das Publikum auf eine elektronische Reise in die Mikrostruktur der Klänge mitnimmt. Die Britin Natasha Barrett mischt am 12.10. im Dom im Berg akustische Klangwelten Norwegens und Österreichs.

Unter dem Titel “as seen from the middle of east” präsentiert das musikprotokoll am Freitag, 10. Oktober, Künstler aus dem südlichen Mittelmeerraum. Im Zentrum des Projekts steht die Auseinandersetzung dortiger KünstlerInnen mit der europäischen Kultur. Die “lost spaces”, eine Klanginstallation von Sebastian Meissner und Serhat Karakayali, ist bereits ab 9.10. im Kunstverein ESC zu sehen. Beim Konzert am Freitag werden Werke von Karim Haddad, Saed Haddad, Yoav Pasovsky, Rena Gely, Samir Odeh-Tamimi und Vinko Globokar zur Aufführung gebracht. Zum Abschluss präsentiert Franz Hautzinger sein Quartett Oriental Space.

“Strenge Kammer” nennt sich der kammermusikalische Schwerpunkt am Freitag, bei dem unter anderem Werke von Bernhard Gander, Mathias Pintscher und Enno Poppe zu hören sein werden. Am 12.10. wird das Ensemble für Neue Musik unter der Leitung von Edo Micic unter dem Titel “Klangwege 2008” Werke von Studierenden der Kompositionsklassen der Kunstuniversität Graz präsentieren.

Der Samstag, unter dem Motto “Radical Hetero”, stellt das Projekt V-Trike vor, eine Zusammenarbeit der Choreographinnen Christine Gaigg und Veronika Zott mit den Komponisten Bernhard Lang und Winfried Ritsch. Außerdem spielt Franz Hautzingers Trompetenorchester die “Gomberg II Profile”, und “Les Glissandines” Fagaschinski und Filip treffen improvisierend auf Eddie Prévost , John Tilbury, und Burkhard Stangl.

Drei weitere Tanzprojekte von Avantgarde-Choreographinnen bzw. einer Off-Off-Off-Broadwaytruppe ergänzen das Musik-Theater-Programm.

 
Dance #1/Driftworks von Eszter Salamon und Christine De Smedt ist ein Spiel mit unseren Wahrnehmungen und eine ernsthafte Suche nach dem Sinn und der Notwendigkeit von Bewegung.
Die Choreographin Meg Stuart wird das “Project08”, eine eigene Performance-Installation für die Helmut-List-Halle, entwickeln.

Das Nature Theater of Oklahoma, welches bereits voriges Jahr beim Herbst Triumphe feiern konnte, präsentiert diesmal Poetics: A Ballet Brut.
Um Intensification, Investigation und Improvisation geht es bei der dreitteiligen Konzertreihe “Devices, Suitable for (Almost) Every Purpose”. Russell Haswell verficht intensiv körperlich erlebbare Sounds, die Soundforscherin Jana Winderen verwendet für ihr Konzert vorwiegend unter Wasser aufgezeichnete Klänge und Thomas Ankersmit und Phill Niblock mischen kollektive und Solo-Improvisation mit Videoprojektionen.

Im Festivalzentrum gibt es jeweils am Freitag und Samstag einen Club, der von DJs und MusikerInnen bespielt wird. Den Anfang machen am 3. und 4.10. um 22.30 die DJs “Saalschutz” mit Eigenkompositionen zwischen Techno-Punk, Disco und Elektronik.

Tags darauf singt “Bishi” ihre Songs zwischen Pop, Folk, Electronik und Bollywood-Sounds, begleitet von der E-Sitar.

Am Wochenende 10./11.10. präsentiert A.J.Holmes seine Platte “The King Of The New Electronic Hi-Life”, und das Projekt My Robot Friend bringt eine Live-Show zwischen Devo und Laurie Anderson.
Der 17. und 18.10. werden von “Las Venus” mit Ätherwellengeige, Surfgitarre, Orgel und Akkordeon, und “Räuberhöhle” bespielt, letzteres unter Mitwirkung von Puppentheater, Balletttänzern und Visuals.
Glam-Rock von Klotz + Dabeler, Songs von der Gitarrenband Britta und Melancholisches von Fugu and the Cosmic Mumu gibt es am letzten Wochenende, 24./25.10, zu hören. (sr)

Foto1:Common Affairs – Mladen Bizumic
GLOBAL TRUTHS (work in progress)
Courtesy the artist and Charim Galerie, Wien

Foto 2: Common Affairs – Josephine Meckseper
“Blow Up (Tamara, Body)”, 2007
Courtesy Galerie Reinhard Hauff, Stuttgart und Arndt & Partner, Berlin/ Zürich