Statement zur Schließung des RSO Wien von Matthias Naske (Intendant Wiener Konzerthaus)

Die Schließung des RSO Wien wäre ein barbarischer Akt. Dabei geht es um mehr als das Schicksal der Orchestermusiker:innen, seiner bedeutenden Chefdirigentin Marin Alsop und zahlreicher damit verbundenen Fachleute hinaus. Die Umsetzung dieses Vorhabens verletzt die kulturelle Identität dieses Landes und macht Österreich deutlich ärmer. Denn schließlich ist es die Lebendigkeit des kulturellen Lebens, die diesem Land eine weit über die Grenzen ausstrahlende Bedeutung gibt. Die Musik ist ein sinn- und identitätsstiftendes Element, das in seiner Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Die Schließung eines der bedeutendsten Orchester des Landes wäre ein historischer Fehler der Medienpolitik.

Das RSO Wien bzw. dessen Vorläufer (Orchester des Österreichischen Rundfunks 1961-1969, ORF-Symphonieorchester 1969-1996) ist seit seiner Gründung fixer Bestandteil der künstlerischen Planung im Wiener Konzerthaus. Das belegen die insgesamt 670 Konzerte im Wiener Konzerthaus seit 1961 bis zur aktuellen Saison, mit 107 Uraufführungen und 105 Erstaufführungen, mehr als ein Drittel aller vom RSO Wien und seinen Vorläufern gespielten Werke stammt von Komponist:innen des 20. und 21. Jahrhunderts.

Das Vorhaben, das RSO Wien zu schließen, zeigt eine erschreckende Fehleinschätzung der Entscheidungsträger für die Bedeutung kultureller Werte.
Der ORF lebt von der Integrität und fachlichen Qualität seiner Redakteur:innen. In das kulturelle Feld übertragen, lebt das RSO Wien von der künstlerischen Integrität seiner Chefdirigentin, Marin Alsop, und der Musiker:innen. Sie leben ihre Verantwortung und beweisen diese an jedem ihrer Auftritte aufs Neue.

Matthias Naske, Intendant Wiener Konzerthaus

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