Startschuss zur internationalen Karriere – FOCUS ACTS 2020

FOCUS ACTS, so nennt sich das hochdotierte Förderprogramm, das das BUNDESKANZLERAMT gemeinsam mit AUSTRIAN MUSIC EXPORT seit 2015 jedes Jahr vergibt. Die Förderung stellt sich als Tourneezuschuss dar, der es ausgewählten heimischen Acts ermöglichen soll, verstärkt Konzerteinladungen im Ausland wahrzunehmen. Auf diese Art soll der Schritt zur internationalen Karriere geebnet werden. 2020 werden mit ANGER, DAVID HELBOCK, FRIEDBERG, MOLLY, MY UGLY CLEMENTINE, PAULS JETS und PRINZ GRIZZLEY insgesamt sieben Formationen mit der Förderung bedacht. Wir  haben nachgefragt, welche Erwartungen die Künstler*innen an den Preis knüpfen und welche Möglichkeiten sich für sie dadurch ergeben.

Die Chance, sich international einen Namen zu machen.

Welche Acts träumen nicht von der großen internationalen Karriere? Und obwohl viele das Potential haben, im Ausland durchzustarten, gestaltet es sich oftmals schwierig, Einladungen zu internationalen Gigs anzunehmen. Vor allem am Anfang einer Karriere reicht die angebotene Gage häufig gerade einmal aus, um die Anreise der Musiker*innen zu decken. Selbst Festivalauftritte sind so manchmal schwierig zu bewerkstelligen. Zahlreiche aufstrebende Acts nehmen in Folge Auslandstourneen in Kauf, in die sie mehr investieren, als tatsächlich lukrieren. Um dieser prekären Situation entgegenzuwirken, fördert das Bundeskanzleramt (BKA) Musiker*innen im Rahmen des Förderprogramms FOCUS ACTS jährlich mit einem Gesamtbudget von EUR 30.000. Erklärtes Ziel ist es, die Sichtbarkeit österreichischer Musikschaffender im Ausland zu verstärken und den heimischen Markt, der oftmals zu klein ist, um eine Karriere als Profimusiker*in zu ermöglichen, um den internationalen zu erweitern. Aus Sicht des Bundeskanzleramts ist die Initiative ein wichtiger Beitrag zum Auf- und Ausbau internationaler Netzwerke. Mittlerweile hat sich die Förderschiene etabliert und erhält jedes Jahr zahlreiche Einreichungen.

„Das FOCUS ACTS  Programm hilft jungen Künstler*innen bei ersten größeren Auslandstourneen, die in vielen Fällen noch nicht kostendeckend umsetzbar sind. Die Förderung deckt die entstehenden Reisekosten zumindest teilweise ab und reduziert so die wirtschaftlichen Risiken der Musiker*innen. Das Programm gibt im Zusammenspiel mit dem Maßnahmenkatalog von Austrian Music Export jungen Musiker*innen die Möglichkeit, außerhalb ihres Heimatlandes aufzutreten, um Erfahrungen zu sammeln und ihr Publikum im Ausland zu finden“, fasst Tatjana Domany vom österreichischen Musikfonds das Förderprogramm zusammen. Parallel werden die Musiker*innen durch kompetente Beratung von Austrian Music Export hinsichtlich ihrer Internationalisierungsvorhaben unterstützt. „Seit einigen Jahren gibt es eine Vielzahl junger heimischer Acts aus allen zeitgenössischen Genres, die bei von uns organisierten Veranstaltungen und auf nationalen und internationalen Showcase-Festivals begeistern und in weiterer Folge von internationalen Festivals und Clubs gebucht werden. Diese Auftritte sind aber oftmals nicht kostendeckend, denn nur bereits etablierte Acts werden gut bezahlt. Genau hier setzt das Programm Focus Acts an. Es schafft für die jungen Musikschaffenden die finanziellen Voraussetzungen, um möglichst viele internationale Auftritte wahrnehmen zu können und um damit Erfahrungen zu sammeln und ihr Publikum zu finden, damit sie in den nächsten Jahren in die Liga der gut bezahlten Acts aufsteigen können””, erklärt Franz Hergovich (Austrian Music Export).

Im Zuge einer Ausschreibung wurden auch dieses Jahr wieder Künstler*innen ermittelt, die an der Schwelle zu internationalen Karrieren stehen. Mit Anger, My Ugly Clementine, Molly, Pauls Jets, Friedberg, Prinz Grizzley und David Helbock wurden insgesamt sieben Acts aus Pop, Rock, Elektronik, Folk und Jazz Förderbeträge zwischen EUR 2500 und EUR 5000 zuerkannt. Bis auf die neu gegründete Band My Ugly Clementine können alle Formationen bereits auf internationale Festivalauftritte verweisen. 2020 soll es ihnen nun leichter fallen, Booking-Anfragen aus dem Ausland anzunehmen und so ihre Musik über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu machen.

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„Unser Zuhause ist die Welt!“ (Pauls Jets)

Dass man vor allem zu Beginn einer Karriere für Konzertmöglichkeiten im Ausland vieles in Kauf nimmt, machen Pauls Jets klar. „Bisher mussten wir jeden Euro umdrehen und an allen Ecken und Enden sparen. Da hat manches Mal auch der Spaß daran leiden müssen.“ Die 2018 gegründete Formation rund um Bandleader Paul Buschnegg hat es mit Liedern wie „Üben Üben Üben“ innerhalb kürzester Zeit in die Bestenlisten geschafft. Der Musikexpress nennt sie die nächste große Band nach Wanda und Bilderbuch, FM4 sieht sie als Erben von Ja, Panik. Tatsache ist, dass die Kombination aus schrulligen Texten und eingängigen Melodien zu begeistern vermag.

Ebenso wie das Wiener Trio hofft auch Chris Comper, dass er nun nicht mehr „jeden Euro zweimal umdrehen“ muss. Er sieht die Förderung als „als Anerkennung der letzten Jahre in denen ich viel Zeit, Geld und Arbeit gesteckt habe um im Ausland präsent zu sein“. Der Musiker, der als Prinz Grizzley eine Mischung aus Blues, Americana und Country auf die Bühne bringt, hält es für „sehr wichtig sich dem internationalen Vergleich zu stellen, um selbst weiter zu kommen und stetig an sich zu arbeiten,“ und fügt ernüchtert hinzu, „auch um zu realisieren, dass da draußen niemand auf einen wartet und man gefälligst die Ärmel hochzukrempeln hat, wenn man international mitspielen möchte“. Der Vorarlberger hat bereits die Bühnen großer Festivals bespielt, darunter das SXSW in Austin, Texas oder das Americanafest in Nashville, Tennessee.

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Auch Anger haben bereits zahlreiche Gigs im Ausland gespielt. Das Dreampop-Duo rund um Nora Pider und Julian Angerer betont, wie wichtig ihnen die internationale Präsenz ist: „Unsere Musik ist zum Großteil auf Englisch. Wir sehen uns als Europäer*innen. Alle die möchten, sollten unsere Musik hören und sich davon inspirieren lassen können. Laut unserem Spotify Jahresbericht wird unsere Musik in über 70 Ländern gehört. Die wollen wir natürlich alle bereisen! Es war zudem nie unser Ziel nur den deutschen Markt zu erobern, sondern international erfolgreich zu sein.“ Erst dieses Jahr wurden sie mit dem XA-Award, dem Musikexportpreis bedacht. Dass sie nun auch die nötigen Mittel zur Verwirklichung von Auslandsauftritten haben, bestärkt das Duo. „Wir haben einige größere Festivals am Plan. Natürlich können wir noch nicht alles verraten, aber im Jänner spielen wir am wohl wichtigsten Showcase-Festival, dem Eurosonic-Festival in Groningen in den Niederlanden. Wir werden zudem zu Festivals und Konzerten nach Deutschland, England, Italien, in die Niederlande, in die Schweiz oder auch nach Spanien fahren. Alles Weitere wird dann sehr bald angekündigt werden. Es ist für uns eine sehr spannende Zeit.“

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Über mangelndes internationales Renommee kann sich die steirische Musikerin Anna Wappel nicht beklagen. Mit ihrem Solo-Projekt Anna F. ist sie seit Jahren erfolgreich unterwegs. 2020 wird ihr die Focus Acts Förderung für ihr neues Projekt Friedberg zuerkannt. Mit ihrer vierköpfigen Indie-Band möchte sie die Welt bereisen und auch auf den großen Tastemaker-Festivals spielen. Auftritte auf diesen Festivals nehmen zwar einen wichtigen Stellenwert in der Bandbiografie ein, sind aber – anders als man annehmen möchte – oftmals „wenig bis gar nicht bezahlt. Das könnten wir ohne die Focus Acts Förderung nicht bewerkstelligen“, so die Sängerin.

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Wie bei Friedberg handelt es sich auch bei der 2019 gegründeten Formation My Ugly Clementine um eine All-Female-Band. Sophie Lindinger, bekannt aus Leyya, hat sich mit Mira Lu Kovacs, Kathrin Kolleritsch und Barbara Jungreithmeier drei Kolleginnen zur Seite geholt, die man bereits aus anderen erfolgreichen Formationen kennt. Von den Medien wurde die Indie-Rock-Band von Anfang an als Supergroup gehandelt. Kein Wunder, dass ihr Debütkonzert innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war. Mit Auftritten auf den großen Branchenfestivals Eurosonic Norderslaag 2020 und dem Ment Festival in Ljubljana kann sich My Ugly Clementine im kommenden Frühjahr nun auch international beweisen und das ist erst der Beginn.

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Mehr Stabilität und gestärkte Netzwerke

Dass die Förderung auch ganz grundsätzlich eine Professionalisierung ermöglicht, macht das Shoegaze-Duo Molly, bestehend aus Lars Andersson und Phillip Dornauer klar: „Größere Investition – wie ein Album oder eine Europa-Tour – sind ohne Förderung für uns ganz schwer im Vorhinein zu bezahlen. Da hat man Anfang 20 dann oft noch keine ausreichenden Mittel auf der Seite. Mit der Förderung können wir es uns jetzt leisten – um nur ein Beispiel zu nennen – einen Tontechniker auf die Tour mitzunehmen, was unserer Live-Performance natürlich mehr Stabilität und Sicherheit verleiht.“

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Der umtriebigen Jazz-Musiker David Helbock möchte die Förderung dafür verwenden, sein bereits bestehendes Netzwerk auszubauen: „Ich bin international schon sehr gut aufgestellt und habe Kontakt zu Booker*innen aus unterschiedlichen Ländern. Auch habe ich mir in den letzten 20 Jahren, also seitdem ich Konzerte spiele, eine Kartei mit Kontakten zu tausenden Veranstalter*innen aufgebaut und über mein Label ACT Kontakte zur internationalen Presse gesammelt.“ Sein Ziel ist es, diese Kontakte nun auch besser zu nutzen. Denn es gäbe das Problem, dass „sehr viele Veranstalter*innen einfach zu wenig Geld haben, um angemessene Gagen und Reisekosten zu zahlen.“ Auf der anderen Seite hätten manche Organisator*innen zwar vielleicht das Budget, würden „dann aber nur die Künstler*innen aussuchen, die auch gleich eine Förderung mitbringen.“

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Pauls Jets machen schließlich auch klar, dass die Live-Performance selbst von der Förderung profitieren kann: „Wir können jetzt einen größeren Bus mieten, um mehr Instrumente mitzunehmen. Dadurch können wir mehr Sounds erzeugen und mehr Energien entfalten. Was eine geheime Party war, wird nun ein rauschendes Fest!“

Links:
Anger
My Ugly Clementine
Molly
Pauls Jets
Friedberg
Prinz Grizzley
David Helbock

Austrian Music Export
Öst. Musikfonds
Bundeskanzleramt, Abteilung II/2

Das Förderprogramm FOCUS ACTS wird durch das Bundeskanzleramt unterstützt.

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