SOS-Musikland Österreich zur Konsolententätigkeit von Ö3- Mitarbeitern für deutsche Formatprogrammierer

Wien (OTS) – Der Artikel im heutigen Kurier zeigt schlagend, dass die Klagen der Musikwirtschaft auf eine einseitige Programmierung von Ö3 nicht ungerechtfertigt waren.

Die Tatsache, dass sich das deutsche Unternehmen BCI bereits seit Jahrzehnten rühmt, den ORF zu seinen Kunden zu zählen , hat immer wieder zu Irritation der österreichischen Musikschaffenden und zu bisher vom ORF nur unzulänglich beantworteten Anfragen geführt. Wenn es nun den Tatsachen entspricht, dass tatsächlich jedenfalls mindestens ein ORF-Mitarbeiter gleichzeitig Konsolententätigkeiten bei einem deutschen Unternehmen ausübt, dass seit mehr als einem Jahrzehnt Ö3 bei der “Formatierung” seines Formatradios berät und dort – wie viele sicher berechtigt annehmen können – direkt und aktiv die Musikprogrammierung beeinflusst, ist das ein Skandal und eine Aufforderung an die Verantwortlichen im ORF, insbesondere an Radiodirektor Amon, diesen unhaltbaren Zuständen endlich ein Ende zu bereiten.

Einher geht diese Aufforderung mit einem weiteren Tiefpunkt der Programmierung österreichischer Musik auf Ö3.

Entgegen der bis 2014 geltenden Vereinbarung des ORF mit der Musikwirtschaft (33% Österreichquote über alle Sender, mindestens 15% auf Ö3) schafft es Ö3 selbst nach einem Eurovisions-Songcontest Erfolg, auffallenden Erfolgen österr. Acts wie z.B. Bilderbuch und massiven politischen Drucks aufgrund der ungeschickten Äußerung einer Ö3-Moderatorin nicht, seinen Anteil österreichischer Musik über 8% zu steigern. Kurzfristige wochenweise Steigerungen ausgenommen! Man muss annehmen ,dass letztere aber tatsächlich nur dazu dienen sollten, die Quotendiskussion zu beeinflussen. Ein nachhaltiger Wille , österreichisches Programm aus eigenem Antrieb zu forcieren , kann daraus nach diesen Ergebnissen nicht abgeleitet werden.

Welche Rolle spielt BCI dabei? Diese Frage ist – glaubt man dem “Kurier” – wohl aktueller denn je.

Aus Erhebungen des Fachverbandes der Film- und Musikindustrie vom September zeigt sich, dass die August-Werte wieder einmal auf 8% stagnieren. Das ist nicht einmal ein Ö-Titel in der Stunde! Hier ist den Programmverantwortlichen bei Ö3 tatsächlich die Frage zu stellen, wer für diesen Wertschöpfungsverlust in Richtung Deutschland verantwortlich ist – die Programmierung aus dem Ausland oder der eigene Unwillen, die von der ORF-Führung unterschriebenen Vorgaben einzuhalten. Von einer Einhaltung der freiwilligen Vereinbarung kann nicht die Rede sein.

Das geltende Regierungsprogramm sieht eine Unterstützung der öst. Musikschaffenden im Kulturkapitel ausdrücklich vor; wenn der ORF seine Verpflichtungen weiterhin nicht erfüllt, ist es wohl an der Zeit, durch eine Novelle des ORF-Gesetzes den öffentlich-rechtlichen Auftrag zu konkretisieren.

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