SIRENE OPERNTHEATER lädt vom 1. September bis zum 13. November 2020 gemeinsam mit der AKADEMIE FÜR GEMEINWOHL zum Kammeropernfestival „Die Verbesserung der Welt” in die F23.wir.fabriken in Wien. Auf dem Programm stehen neben sieben Uraufführungen von neuen Kammeropern auch eine Gesprächsreihe mit dem Titel „Kein Erbarmen” sowie eine Ausstellungsreihe. Die Veranstaltung steht unter dem Ehrenschutz von Bundespräsident Dr. Alexander van der Bellen.
In fast allen Kulturen und Religionen gibt es Tugendreihen, die das Bild eines idealen Menschen beschreiben. Das Besondere an der Tugend ist, dass sie bei aller Dringlichkeit der Empfehlung doch eine freiwillige Handlung bleibt, die das Gute zur persönlichen Entscheidung macht, zum Hinauswachsen über das Gesetz aus Pflichten und Verboten. Insofern ist die Tugend so etwas wie Schönheit – sie ist nicht notwendig, aber sie ist ein entscheidender Schritt aus dem Minimum des Existierens in die Freiheit und Selbstbestimmtheit des Geistes. Damit ist sie ein Modellfall der aufgeklärten Souveränität des Menschen, die seine Würde und Persönlichkeit begründet.
Zu den ursprünglich sechs exemplarischen Werken der Barmherzigkeit aus der sogenannten Endzeitrede Jesu bei Matthäus fügte der Rhetoriklehrer Lactantius im dritten Jahrhundert noch die Ehrung der Verstorbenen hinzu und vervollkommnete damit analog zur Zählung der Todsünden die Siebenzahl. Die zunehmende verbale und ethische Verwahrlosung des Diskurses, die Verhärtung gegen jene, denen es schlechter geht, und das Gefühl, mit Europa und der Welt gehe es unaufhörlich bergab, hat uns dazu inspiriert, ja fast gedrängt, dem etwas Positives entgegenzusetzen. sirene erteilte 7 Autoren und Autorinnen, Komponisten und Komponistinnen den Auftrag, sich eines dieser Werke der Barmherzigkeit anzunehmen.
1 – Ewiger Frieden
Die Toten. 01. / 02. / 03. / 04. September 2020
18.00 Uhr Visionen. Eine Ausstellungsreihe von art 23 zur „Verbesserung der Welt”
19.00 Uhr Kein Erbarmen! – 1. Die Toten. Eine Gesprächsreihe in Kooperation mit der Akademie für Gemeinwohl
20:30 Uhr Ewiger Frieden. Kammeroper (UA). Text. Dora Lux | Musik. Alexander Wagendristel | Ensemble Reconsil
Eine Frachtkiste wird ins russische Bestattungsinstitut geliefert. Es handelt sich dabei um Cargo200, so die Bezeichnung für militärische Tote. Die beiden Bestatter verständigen die Witwe, dass der Leichnam eingetroffen sei und machen sich auf ihre übliche Arbeit gefasst. Doch dies, stellt sich heraus, ist kein gewöhnlicher Toter, denn er ist in einem Krieg gefallen, den es nicht gibt. Derart geleugnet von der Staatsmacht verschwindet der Leichnam aus dem Sarg und die Witwe sieht keinen Bedarf an einem Begräbnis. Davon lassen sich die beiden Bestatter jedoch nicht beirren.
18.00 Uhr bis 23.00 Uhr Stills. Martina Pippal. Immer offen – Bar von René Ringsmuth
2 – Elsa
Die Nackten. 14. / 15. / 16. / 17. September 2020
18.00 Uhr Spektrum. Eine Ausstellungsreihe von art 23 zur „Verbesserung der Welt”
19.00 Uhr Kein Erbarmen! – 2. Die Nackten. Eine Gesprächsreihe in Kooperation mit der Akademie für Gemeinwohl
20:30 Uhr Elsa. Kammeroper (UA). Text. Irene Diwiak | Musik. Margareta Ferek-Petric | Ensemble Zeitfluss
Drei halbwüchsige Schüler wetten, wer von ihnen über die Ferien eine Frau dazu bringen wird, sich auszuziehen. Ein Foto soll es beweisen. Der verwöhnte Nicolas will diese Aufgabe wie gewohnt lösen – mit Geld. Er überredet die verschuldete Putzfrau Elsa, sich gegen Bezahlung vor ihm auszuziehen und fotografieren zu lassen. Eine moderne Paraphrase zu Schnitzlers Fräulein Else.
18.00 Uhr bis 23.00 Uhr Stills. Martina Pippal. Immer offen – Bar von René Ringsmuth
3 – Der Durst der Hyäne
Die Durstigen. 25. / 26. / 27. / 28. September 2020
18.00 Uhr Transparenz. Eine Ausstellungsreihe von art 23 zur „Verbesserung der Welt”
19.00 Uhr Kein Erbarmen! – 3. Die Durstigen. Eine Gesprächsreihe in Kooperation mit der Akademie für Gemeinwohl
20.30 Uhr Der Durst der Hyäne. Kammeroper (UA). Text. Kristine Tornquist | Musik. Julia Purgina | Ensemble Reconsil
Die kongolesischen Bauern Rosine und Mamadou haben ihre Kuh verloren – sie hat das Wasser des Flusses getrunken, in den die Kobaltmine ihre Abwässer leitet. Von der Mine ist keine Entschädigung zu bekommen, deshalb gehen sie zum traditionellen Zauberer, der ihnen verspricht, das Ungleichgewicht wieder zurechtzurücken, den Fluss zu reinigen und den Bauern ihre Kuh wiederzubeschaffen.
18.00 Uhr bis 23.00 Uhr Stills. Martina Pippal. Immer offen – Bar von René Ringsmuth
4 – Der Fremde
Die Fremden. 06. / 07. / 08. / 09. Oktober 2020
18.00 Uhr Fluchtpunkte. Eine Ausstellungsreihe von art 23 zur „Verbesserung der Welt”
19.00 Uhr Kein Erbarmen! – 4. Die Fremden. Eine Gesprächsreihe in Kooperation mit der Akademie für Gemeinwohl
20.30 Uhr Der Fremde. Kammeroper (UA). Text. Martin Horváth | Musik. Gerhard E. Winkler | PHACE – Ensemble für neue Musik
Ein Fremder bittet um Unterschlupf. Der Vater der Familie nimmt den Fremden auf, er beruft sich auf das Gesetz der Nächstenliebe. Der Sohn ist empört, denn das Beherbergen eines Fremden ist gegen das Gesetz. Die Mutter ist von der fremden Kultur irritiert und mag vor allem nicht, dass sich der Fremde und die Tochter näherkommen. Die blinde Tochter allein sieht den Fremden mit den Augen des Herzens – vorurteilslos und mitfühlend.
18.00 Uhr bis 23.00 Uhr Stills. Martina Pippal. Immer offen – Bar von René Ringsmuth
5 – Amerika oder die Infektion
Die Kranken. 17. / 18. / 19. / 20. Oktober 2020
18.00 Uhr Scheinbilder. Eine Ausstellungsreihe von art 23 zur „Verbesserung der Welt”
19.00 Uhr Kein Erbarmen! – 5. Die Kranken. Eine Gesprächsreihe in Kooperation mit der Akademie für Gemeinwohl
20.30 Uhr Amerika oder die Infektion. Kammeroper (UA). Text. Antonio Fian | Musik. Matthias Kranebitter | Black Page Orchestra
Die Ärzte sind besorgt, die beiden alten Patientinnen leiden an einer Infektion. Frau Hinterleitner isst nichts mehr. Und Frau Obermaier ist verwirrt und phantasiert. Nur der Besuch ihres Sohnes, von dem sie immerfort spricht – ein erfolgreicher Koch in Amerika – könnte ihr vielleicht helfen. Doch der Sohn ist nicht aufzufinden. So wird ein junger Koch aus Ottakring überredet, für Frau Obermaier den Sohn zu spielen.
18.00 Uhr bis 23.00 Uhr Stills. Martina Pippal. Immer offen – Bar von René Ringsmuth
6 – Ikarus
Die Hungrigen. 29. / 30. / 31. Oktober und 01. November 2020
18.00 Uhr Perspektiven. Eine Ausstellungsreihe von art 23 zur „Verbesserung der Welt”
19.00 Uhr Kein Erbarmen! – 6. Die Hungrigen. Eine Gesprächsreihe in Kooperation mit der Akademie für Gemeinwohl
20.30 Uhr Ikarus. Kammeroper (UA). Text. Thomas Arzt | Musik. Dieter Kaufmann | Kammermusikwerkstatt Wien
Victor, der junge Produktentwickler der Firma Ikarus, hebt ab. Auf seinem Höhenflug verliert er den Boden unter den Füssen: weder hat er Zeit für seine schwangere Freundin Marie und seinen Freund Alexander, noch für den Bettler, der vor dem Eingang des feinen Restaurants, in dem er mit Geschäftspartnern diniert, hungert. Doch als die Erfolgskurve sinkt und Victor zur Umkehr oder vielmehr zum Absturz zwingt, findet er sich zuletzt gerade dort – als hungriger Habenichts vor der verschlossenen Tür.
18.00 Uhr bis 23.00 Uhr Stills. Martina Pippal. Immer offen – Bar von René Ringsmuth
7 – Die Verwechslung
Die Gefangenen. 10. / 11. / 12. / 13. November 2020 – WIEN MODERN 33
18.00 Uhr Komplementär. Eine Ausstellungsreihe von art 23 zur „Verbesserung der Welt”
19.00 Uhr Kein Erbarmen! – 7. Die Gefangenen. Eine Gesprächsreihe in Kooperation mit der Akademie für Gemeinwohl
20.30 Uhr Die Verwechslung. Kammeroper (UA). Text. Helga Utz | Musik. Thomas Desi | œnm . œsterreichisches ensemble fuer neue musik
Der junge Gustav sehnt sich nach Freiheit, er kritisiert das System der DDR. Als Systemfeind wird er festgenommen. Während sein Vater hilflos verzweifelt, macht sich seine verwirrte Grossmutter auf, um Gustav im Gefängnis zu besuchen. Ihr Besuch erscheint den Beamten verdächtig. Gustav wird misshandelt, er landet schwer verletzt in der Krankenstation des Gefängnisses bei der sanften Krankenschwester Pauline.
18.00 Uhr bis 23.00 Uhr Stills. Martina Pippal. Immer offen – Bar von René Ringsmuth
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Die Verbesserung der Welt – ein Kammeropernfestival in sieben Runden
F23.wir.fabriken
sirene Operntheater
Breitenfurter Strasse 176
1230 Wien – Atzgersdorf
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Weitere Informationen unter https://www.sirene.at/aktuell/