Shampoo Boy – Licht

Wie glühendheiße Lava langsam und zäh einen Vulkan hinabfließt und alles Lebendige und in bunten Farben Leuchtende unter sich verschwinden lässt, so wirken auch die Klanggemälde und –Collagen des Trios Shampoo Boy auf eine unwirkliche und nicht wirklich fassbare Art. Düster und verstörend im Klang entfalten die insgesamt vier, sich über Minuten aufbauenden Stücke von Christian Schachinger, Christina Nemec and Peter Rehberg, wie auch auf ihrem nun erscheinenden LP „Licht“ (Blackest Ever Black) zu hören ist, eine seltsam hypnotische Atmosphäre, welche den Raum bis hin zu letzten Winkel ausfüllt. Musikalisch in eine bestimmte Kategorie einordenbar ist das Dargebotene nicht. Vielmehr geht das von dem Wiener Trio Fabrizierte schon mehr in Richtung eines avantgardistischen Soundexperiments abseits aller Musikalität.

Nun, der Titel der LP „Licht“ dürfte von Shampoo Boy wahrscheinlich aus dem Grund gewählt worden sein, die Hörerschaft auf eine gänzlich falsche Fährte zu locken. Denn mit irgendetwas Leuchtenden hat das gute Stück so rein gar nichts zu tun. Ganz im Gegenteil. Das, was von dem Wiener Dreiergespann zwischen langgezogenen tieffrequenten Drone-Soundflächen, dissonanten, hefigen und stark verzerrten Noiseausbrüchen, ohrenbetäubenden Klanggewittern und minimalistischen und  vollkommen reduziert gehaltenen Passagen an die Spitze getrieben wird, zeigt sich als ein avantgardistischer und hochgradig eigenwilliger Versuch des Bruchs mit allen musikalische Formen und Begrifflichkeiten. Nach Songstrukturen, Melodien oder Harmonien sucht man vergeblich. Sind diese vorhanden, dann nur in Spurenelementen tief unterhalb der wahrnehmbaren Oberfläche.

Shampoo Boy entwerfen dunkle und düstere Stimmungsbilder, die trotz ihres monotonen Charakters bei näherem Hinhören sich dann aber doch als sehr vielschichtig und abwechslungsreich erweisen. Es sind die kleinen, oft versteckten Nuancen, die das ganze Vehikel am Laufen halten. Die von einer Gitarre, einem Bass und elektronischen Gerätschaften generierten weiten Klanglandschaften, die über Improvisationen entstanden sind, befinden sich in einem Stadium der steten Verdichtung.

„Licht“ ist definitiv ein aus dem Rahmen des Gewöhnlichen fallender Musikentwurf, einer, der sich aber als ein sehr intensiver offenbart. Die insgesamt vier längeren Stücke sind, zugegeben, nicht wirklich leicht verdauliches Material, man muss sich mit ihnen schon auseinandersetzen, sie bewusst wirken lassen. Tut man dies, eröffnet sich ein Hörerlebnis, das auf jeden Fall nicht unberührt lässt. (mt)

Foto Shampoo Boy: Pamela Russmann

 

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