SCHMIEDS PULS – „MANIC ACID LOVE”

„Manic Acid Love” (Play Dead Records) ist so 2018, wie ein Album nur sein kann. Es ist kämpferisch, es ist feministisch, es ist hart und es ist mitreißend. Die menschliche Psyche servieren SCHMIEDS PULS auf einem alten, rostigen Silbertablett, auf dass man sie sich ganz genau besieht. Doch allein bleibt man nicht mit den düsteren Gedanken, denn da ist noch die Stimme von Mira Lu Kovacs. 

Und wie mittlerweile hoffentlich alle wissen, ist die Stimme der Schmieds Puls und 5K HD Sängerin etwas ganz Besonderes. Sie ist wie ein Glühwürmchen im sumpfigen Brachland, wie ein Leuchtturm für die raue See oder wie ein Guide für geplagte Seelen. Ihre Art zu singen macht alles klarer und so viel eindringlicher. Und trotzdem spielt die Musik nicht die zweite Geige. Und das ist das Erstaunliche an Schmieds Puls, dass sie es beherrschen, die Vocals von Kovacs zu einem Instrument zu machen, das mit den anderen Instrumenten gemeinsam eine Symbiose eingeht.

Albumcover “Manic Acid Love”

Sie können zwar auch ohne einander existieren, doch will man das wirklich? Will man wirklich auch Musik verzichten, nur, weil sie zurückhaltender und subtiler ist? Nein, auf keinen Fall. Vor allem, wenn in der Subtilität die Kraft des Werks liegt. Nicht ohne Grund wird “Manic Acid Love” vom Pressetext als das “lauteste” Album der Band bezeichnet. Doch es ist ein keine Rock-, keine Metal- oder Deep House-Platte, es ist nicht laut durch krachende Instrumente. Es ist laut in seiner Zurückhaltung und vor allem in seinen Worten. Die Lyrics stecken voller Wut, voller Ehrlichkeit und Direktheit. Hier wird einem ins Gesicht geschimpft. Wenn Kovacs singt, dass sie sich überlegen fühlt, dann ist das nicht nur eine zaghafte Vermutung, es ist die Wahrheit. Der Fluch “Fuck You” wird hier nicht mit frechem Zungezeigen quittiert; er teilt die Luft wie ein japanisches Schwert.

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Und das passt auch, vor allem, wenn es um die Liebe und deren Abgründe geht. Dies ist die Quintessenz des Albums, das durch seine thematische Einheitlichkeit durchaus als Konzeptalbum bestimmt werden kann. Schmieds Puls beleuchtet die giftigen Seiten der Liebe, die verrückten Momente, in denen der Vertrauensbruch zu groß ist, um nochmal von vorne anzufangen, so beispielsweise im Song „Oh (You Lose Me)“. Es geht um jene Momente, in denen man einfach die Person, die einem gegenübersteht, nicht mehr zu kennen glaubt („Run“). Aber es kommen auch jene Momente vor, in denen man sich selbst zur Rechenschaft ziehen muss, in denen man seine eigenen dunklen Seiten offenbaren muss („Exhausted“, „Don’t Love Me Like That“).

Ein hartes, rohes Album mit zarten Zwischentönen

Auch wenn das Zarte aus Schmieds Puls nie weichen wird, ist „Manic Acid Love“ ein hartes, rohes Album. Und man muss sich nicht einmal die Texte vor Augen führen, um zu verstehen, was der Unterton ist. Die fordernden, scheinbar verspielten Gitarren gipfeln in harten Riffs. Die Melodien sind verzwurbelt und nicht immer zugänglich. Und die meisten Songs haben keine klassische Struktur à la Intro–Strophe–Refrain–Outro. So bewegt sich die Band noch ein bisschen mehr weg von dem Pop-Einfluss und hin zu ihrem ganz eigenen musikalischen Kosmos. Und das ist wirklich etwas Besonderes.

Anne-Marie Darok

Schmieds Puls live:
27.09. Mannheim / Kulturbrücken Jungbusch
03.10. Ostpol / Dresden
04.10. Berlin / Badehaus
05.10. Milla / München
10.10. Linz / Stadtwerkstatt
11.10. Bludenz / Remise
12.10. Salzburg / ARGE Kultur
18.10. Graz / Orpheum
19.10. Innsbruck / Treibhaus
20.10. Krems / Kino im Kesselhaus
25.10. Wien / WUK

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