“Rufe zu mir, und ich werde dir antworten”, ein Zitat aus dem Alten Testament, bildet den poetischen Grundgedanken der neuen Komposition von Thomas Daniel Schlee. Wie in den meisten Werken des gebürtigen Wieners nimmt er seine inhaltlichen Anregungen aus den Texten der Heiligen Schrift. Als Auftragswerk hat er „Rufe zu mir – Symphonische Szene für Orgel und Orchester“ geschrieben, das am 5. März 2013 im Wiener Musikverein in Österreich zum ersten Mal aufgeführt wird.
Dass der Klang der Orgel unweigerlich die Assoziation zu Geistlichem und Sakralem weckt, ist dem Komponisten Schlee bewusst und diese Verbindung will er in seinem Werk auch unterstreichen. Olivier Messiaen, der Lehrer und Inspirationsquelle Schlees war, machte in seinem Oratorium „La Transfiguration de Notre Seigneur Jésus-Christ“ den E-Dur-Akkord zum „heiligen Klang“. Dieser ist auch in „Rufe zu mir“ Ausgangs- und Endpunkt der fünfzehnminütigen Symphonischen Szene. Aufgrund der verschiedenen Intonationen der Instrumentengattungen (Bläser, Streicher und Orgelpfeifen) stellt die Instrumentenkombination einen Komponisten vor schwierige Aufgaben. Bei der Lösung des Problems kann sich Schlee nicht nur auf seine jahrelange Erfahrung als Organist verlassen, sondern lässt sich auch von der klangorientierten französischen Musik leiten, die ihn ein Leben lang beeinflusst hat.
Thomas Daniel Schlee wird seine Komposition an der Orgel nicht selbst ausführen, da er mit seiner Tätigkeit als Intendant beim Carinthischen Sommer nicht mehr über die Zeit zum Üben verfügt. Außerdem sei er frustriert darüber, dass die Orgel aus dem Konzertbetrieb immer mehr verdrängt werde, meinte er in einem Interview. Neben dem Wiener Musikverein ist das Gewandhausorchester Leipzig Auftraggeber von „Rufe zu mir“ und letztere werden im März ihr Gastspiel im Wiener Musikverein unter anderem mit dem Werk von Thomas Daniel Schlee gestalten. An der Orgel wird der Gewandhausorganist Michael Schönheit spielen.
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