RUDI FISCHERLEHNER/OLAF RUPP – „Live at Lydfestival Aarhus“

Nein, der musikalisch konventionelle Weg ist nicht gerade der, den beiden Freejazzer RUDI FISCHERLEHNER und OLAF RUPP – wie man auch auf ihrer neu erschienenen CD „Live at Lydfestival Aarhus“ (Farai Records) sehr schön hören kann – verfolgen.

Rudi Fischerlehner (Schlagzeug) und Olaf Rupp (Gitarre) haben in ihren vielen Projekten schon oftmals eindrucksvoll vorexerziert, wie man mit den traditionellen musikalischen Regeln auf ideenreiche und avantgardistische Weise bricht. Was die beiden eigenwilligen Instrumentalisten – quasi nach dem Motto „Nichts ist festgeschrieben, alles kann passieren“ – praktizieren, ist die Improvisation in ihrer Reinkultur. Wild, ungestüm, erfrischend schräg, frei jeder Struktur und jedes ordnungsgebenden Elementes. Es scheint fast so, als würde das deutsch-österreichische Duo nur so drauflosspielen, um einfach zu sehen, was kommt. Wo die musikalische Reise letztlich ihr Ziel findet, entscheidet sich erst am Weg selbst.

Eine definitiv ungewöhnliche musikalische Mischung

Fischerlehner und Rupp treten in einen musikalischen Dialog ein, der sich vor allem über unzählige spontane Richtungsänderungen definiert und dem Harmonisch-Musikalischen eigentlich wenig Platz lässt. Wie man es von dem in Berlin lebenden österreichischen Schlagzeuger und seinem deutschen Kollegen an den sechs Saiten gewohnt ist, bespielen sie auch auf „Live at Lydfestival Aarhus“ – hierbei handelt es sich um einen Livemitschnitt eines Konzerts, das im Rahmen eben dieses Festivals im September 2014 stattgefunden hat – ein stilistisch sehr weit abgestecktes Feld. Der Jazz in all seinen freien Formen trifft auf eine sehr lärmige Version des Rock und experimentelle Klangkunst. Eine Mischung, die sich nicht nur ungewöhnlich liest, sondern definitiv auch so klingt.

Vom atmosphärisch-verdichteten Zustand bis zum heftigen Soundgewitter

Wiewohl dem ersten Eindruck nach alles etwas chaotisch wirkt, entwickelt sich die an die 38 Minuten dauernde live aufgenommene Ein-Stück-Improvisation zu einer spannenden und sehr wechselhaften musikalischen Geschichte. Das Zweiergespann spielt geschickt mit Stimmungen. Minimalistischen Passagen werden von den beiden Musikern von Ton zu Ton zu einem atmosphärisch-verdichteten Zustand gesteigert, der sich schließlich in einem heftigen Soundgewitter entlädt. Dieses ständige Auf und Ab wiederholt sich dann bis hin zum großen Finale.

„Live at Lydfestival Aarhus“ ist ein Album geworden, auf dem Rudi Fischerlehner und Olaf Rupp ihre musikalische Eigenwilligkeit einmal mehr auf sehr unmittelbare Weise hörbar machen. Die beiden unterstreichen, dass sie definitiv anderes im Sinne haben, als einfach nur zu unterhalten. Ihr musikalischer Ansatz ist ein aus dem Rahmen des Üblichen fallender, einer, der zugegebenermaßen fordert. Aber genau dieser Aspekt macht ihre neue CD auch zu einer nachhaltig spannenden.

Michael Ternai

http://www.rudifischerlehner.net
http://audiosemantics.de
http://www.farai-records.com