Mit „Longings“ (Gramola) präsentiert uns das international besetzte und überdurchschnittlich talentierte Quintett rund um den Jazz-Geiger Rudi Berger ein wirklich spannendes Album voll musikalischer Finesse.
Der aus Wien stammende Violinist und Komponist Rudi Berger kann wohl getrost als eine Ausnahmeerscheinung bezeichnet werden. Bereits im Teenageralter spielte er sich gemeinsam mit renommierten Blues- und Gypsymusiker*innen durch die Wiener Clubs und konzertierte mit klassischen Ensembles, sowie auch mit traditionellen Walzerorchestern. Auf Anraten der US-Stars Al Jarreau und Eddie Harris verschlug es Berger dann Mitte der 1980er Jahre nach New York. Von dort aus verfolgte er nicht nur zahlreiche international besetzte Live-Projekte, sondern war mit über 200 Aufnahmen für Tonträger, Theater, Film und Animationen auch als Studiomusiker äußerst aktiv. Nicht zuletzt war Berger zwischen 1996 und 2003 auch als Gastdozent an der Universität von Belo Horizonte (UFMG) in Brasilien tätig, was seinen ohnehin schon breit gefächerten kreativen Output eine zusätzliche Facette verlieh.
Mit dem aktuellen Album zeigt sich Berger wie gewohnt in einem interessanten kulturübergreifenden Kontext und stellt damit den gemeinsamen künstlerischen Ausdruck deutlich in den Fokus. Zusammen mit teils langjährigen Weggefährten wie Mauro Rodrigues (Flöte), Peter Madsen (Piano), Rosario Bonaccorso (Bass, Stimme) und Lukas Böck (Schlagzeug) werden Einflüsse aus New York, Wien und Lateinamerika zu einem swingenden Potpourri vermengt. Der dabei zu Tage kommende Ideenreichtum, sowie die Freude am gegenseitigen kreativen Austausch auf Augenhöhe sind wahrlich erfrischend. Nur selten wird musikalische Gleichberechtigung so wertvoll umgesetzt wie hier.
„Longings“ ist ein außergewöhnlich diverses Werk von fünf internationalen Ausnahmekünstlern, welche ihre Leidenschaft für Neues und Kulturübergreifendes deutlich unterstreichen. Absolute Hörempfehlung!
Alexander Kochman
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Rudi Berger
Gramola