Rosensprung liefern einen ersten Vorgeschmack auf ihr neues Album

Was die Musik von Rosensprung so spannend und interessant macht, ist der Umstand, dass man im Vorfeld eigentlich nie wirklich sicher sein kann, was man präsentiert bekommt. Die Wiener Band hat sich nämlich das sich immer wieder selbst neu Erfinden als Leitmotiv ihres Schaffens auserkoren. In stilistischen Fragen zu allen Seiten offen, folgt die vierköpfige Truppe ihren ganz eigenen Prinzipien, sie zelebriert die vollkommene, von allen traditionellen Sichtweisen losgelöste musikalische Freiheit. Geschehen kann alles und tut es auch. Mal experimentell und avantgardistisch, mal innovativ und postrockig, Rosensprung haben vieles auf Lager. Einen ersten Vorgeschmack auf das neue, in diesem Jahr erscheinende Album “Dunkle Energie” liefert die Band am 15. Jänner im Wiener Gürtellokal Chelsea. Eröffnet wird der Konzertabend von dem nicht weniger dem Experiment zugetanen Liedermacher Daniel Pabst und seiner Band.

Rosensprung waren noch nie eine Band, die sich aus musikalische Gesichtspunkten wirklich exakt an einer einzelnen stilistischen Kategorie festmachen hat lassen. Denn dafür zeigten sich Tobias Leibetseder (Gesang, Gitarre, Keys, Sounds), Gernot Manhart (Bass, Keys, Sounds), Roland Czaska (Gitarre, Keys, Sounds) und Robert Kern (Schlagzeug, Percussion), die vier Köpfe hinter diesem doch etwas aus dem Rahmen fallenden Projekt, viel zu sehr daran interessiert, ihren Stil einem steten Wandel zu unterziehen. Das Spektrum des Sounds der Wiener Combo reicht von Song bis Nicht-Song, von experimenteller und avantgardistischer Klangarbeit bis hin zu doch etwas Gefälligerem, von Rock und Noise bis zur Elektronik und Improvisation, von großen Entwürfen bis hin zum absoluten Minimalismus. Ein so weit abgestecktes musikalisches Feld birgt natürlich die Gefahr, dass man auf diesem vor lauter Ambition schon auch einmal das Wesentliche aus den Augen verliert. Was aber bei Rosensprung definitiv nicht der Fall ist.

Die vier Klangtüftler verstehen es, aus all den unterschiedlichen Versatzstücken, aus alle den verschiedenen Einflüssen etwas eigenständig Homogenes zu schaffen, etwas, das überraschenderweise in einem deutlich Weniger als Mehr seinen Ausdruck findet. Die atmosphärischen Verdichtungen und Bögen entstehen im musikalischen Universum von Rosensprung durch den bewusst reduziert gehaltenen Einsatz der Mittel. Tobias Leibetseder und seine Kollegen lassen dieser Art, egal in welchem klanglichen Kontext sie sich auch gerade befinden, stimmungsvolle Räume hoher Intensität spannungsgeladener Tiefe entstehen, die mal so richtig vor den Kopf knallen oder einfach nur eine fast schon hypnotische Anziehungskraft entwickeln.

Wohin der musikalische Weg diese Band noch führen wird? Auf jeden Fall lässt sich sagen, dass nach den doch herausfordernden elektronischen Live-Overdub-Klangexperimenten auf dem 2011er Werk „60`“ es auf dem neuen Album „Dunkle Energie“ wieder mehr in Richtung eines in Songstrukturen gefassten organischen (Post-)Rock/Wave/Noise/Punk-Sounds gehen soll. Man darf gespannt sein. (mt)

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