Roland Neuwirth – Konzerte im Frühling 2014

Was ein echter MusikerIn ist, hört nach 40 Jahren nicht (ohne zwingenden Grund) auf zu arbeiten. So auch Roland Neuwirth, der seine Leidenschaft zum Beruf hat machen können und uns nicht im Stich lässt im freizeitlichen  Kampf gegen Qualitätseventmangel und Versumpern vor dem Tablet.

„Aus’n Huat“ zaubert die  Koryphäe des guten Neuen Wienerliedes keine weißen Hasen, sondern mit Gleichgesinnten, z. B. den Extremschrammeln bzw. dann auch im Trio mit Percussionist/Gitarrist Alegre Corrêa und dem arabische Laute spielenden Marwan Abado feine, abenderfüllende Programme. Der echte Wiener (born in Floridsdorf) zeichnet sich durch Lust an Neuem und Anderem genauso aus, wie er es als Aufgabe sieht, seine ureigene Mundart zu singen und somit weiterzutragen. Wie genau Roland Neuwirth über„Neues Wienerlied“ denkt, erzählte er bereits in einem spannenden mica Interview.

Seine Authentizität liegt nicht nur in der Integrität dessen begründet, wofür er sich persönlich bestimmt fühlt, sondern auch in seiner künstlerischen Hingabefähgikeit mit der er seine Professionalität seit Jahrzehnten beweist. Seit bald 40 Jahren zeigt Herr Neuwirth vor, dass ein „Hang zur Tradition“ nicht bedeutet, sich festbeißen zu müssen, und wenn sich das Wienerlied auch auf diese Weise entwickelt, kann es sich einzig um Entfaltung handeln und sichert seine Überlebensfähigkeit.

Wiener Volksmusik tunkt bei ihm ungeniert in Blues, Jazz und andere  Weltmusiken. Das ernstzunehmende an der Musik scheint es, ist Spaß daran zu haben. Seine Sprache beisst und küsst und so mag man meinen, die Kernessenz des Ganzen ist eine Legierung aus Philosophie und Chirurgie, nach dem Motto: Es gibt für jeden Menschen die Möglichkeit, sein Hirn einzuschalten, das arbeitet aber niemals ohne Herz. Oder anders ausgedrückt: „Musik bringt d’Leut z’samm“.

Doris Windhager verleiht den Extremschrammeln mit ihrer großartigen Stimme ein sehr wesentliches Stück für die Vollkommenheit und Marko Zivadinovic an den Knöpferln der Harmonika tut das Seine geniale dazu, genauso wie Manfred Kammerhofer und Bernie Mallinger, die beiden teuflisch guten Geiger.

Die Ehre gibt man sich in der Konzertreihe des kommenden Frühlings (siehe Website von RN&ES), welche die Formation(en) von Wien bis nach Bregenz über  Deutschland bringt. Bezüglich dem Trio: Der selbstbezeichnete vom Aussterben bedrohte Saurier seiner Gattung paar sich künstlerisch mit  arabische Klangwelten und Rhythmen genauso wie mit südamerikanischen  ohne sein Wienerisches zu verleugnen, denn Großes kann sich nur gegenseitig befruchten.

Die Saurier von gestern sind die Vögel von heute. Bunte Vögel in der österreichischen Musiklandschaft befreien sich täglich mehr selbstbewusst  von der alten komischen Meinung, dass Dialekt peinlich, unverkäuflich und uncool sei. Gefällt mir. Roland Neuwirth war und ist Mitinitiator und Vorbild. Ihn gilt es samt seinen KumpanInnen gesehen und gehört zu haben bzw. wer schon einmal das Vergnügen hatte, wird es bestimmt gerne wieder tun. (Alexandra  Leitner)

Foto © Johannes Cizek

http://www.extremschrammeln.com