Britische Gitarren, marschierende Beats, ein drückender Bass und raue Vocals – das sind die Grundelemente, die den Sound von FIESTA FOREVER ausmachen. Clemens Engert sprach mit Alexander Huber (Gesang & Gitarre), Johi Loss (Gitarre) und Daniel Burtscher (Drums) über politische Slogans, „gekünsteltes“ Hochdeutsch und die Zukunft des Indie-Rock.
Mit welchen Eigenschaften würdet ihr jemandem, der euch nicht kennt, die Musik von Fiesta Forever beschreiben?
Johi Loss: Da fällt mir spontan einmal „energetisch“ ein. Natürlich ist der Bandname „Fiesta Forever“ ein Stück weit Programm. Wir wollen schon auch Party-taugliche Musik machen, zu der man tanzen oder hüpfen kann. Außerdem würde ich sagen, dass durch die Texte von Alex durchaus auch eine melancholische Note dazu kommt. Durch diese Mischung entsteht eine interessante Dynamik.
Alexander Huber: Ja, die Texte sind schon eher kryptisch. Ich mag das gerne, wenn man nicht gleich alles offenlegt, sondern mehrere Deutungen möglich sind. Ich orientiere mich bei den Texten allerdings schon auch immer an der jeweiligen Stimmung des Songs.
Schreibst du eher über persönliche Dinge oder eher über Dinge, die du von außen beobachtest?
Alexander Huber: Eigentlich über beides. Es geht schon oft um Beobachtungen, die ich mache, aber die haben größtenteils eben auch mit mir selbst zu tun. Ich bin von Beruf Volkswirt und deswegen sind politische Themen quasi mein täglich Brot. Ich lasse also schon auch meine persönlichen Meinungen zu bestimmten Themen in meine Texte einfließen. Ich würde aber jetzt nie offen einen Slogan wie „A.C.A.B.“ (Anm.: Akronym für „all cops are bastards“) ins Mikro schreien – das würde ich dann doch etwas anders formulieren. (lacht)
Gibt es einen bestimmten Grund, warum du deine Texte auf Englisch verfasst?
Alexander Huber: Das liegt auch daran, dass ich aus Vorarlberg komme und mir deswegen Hochdeutsch nicht unbedingt im Blut liegt. Ich finde die neue Austropop-Welle sehr cool, aber das sind halt größtenteils Wiener Acts, die auf Wienerisch singen, und das könnten wir als Vorarlberger in der Form nicht authentisch machen. Die zweite Option wäre, diesen gekünstelten hochdeutschen „Akzent“ à la Christina Stürmer nachzustellen. Da stellt es mir aber ehrlich gesagt die Zehennägel auf, wenn ich mir das für mich vorstelle. Insofern war Englisch die naheliegendste Option.
Ihr habt alle vor der Gründung der Band 3 Jahre lang keine Musik gemacht habt. Warum?
Alexander Huber: Johi und ich haben davor schon in Vorarlberg in einer relativ erfolgreichen Band gespielt. Das hat sich dann aber irgendwie verlaufen. Max und Daniel hatten auch andere Projekte, bevor sie nach Wien gezogen sind. Ich selbst hätte ehrlich gesagt auch gar nicht mehr damit gerechnet, dass ich jemals noch einmal in einer Band spielen würde.
Johi Loss: 2019 haben wir beide uns dann in Wien wieder zum Jammen getroffen und dann hat sich das alles langsam entwickelt. Daniel und Max sind dann später dazugekommen.
Wie entsteht ein typischer Fiesta Forever-Song?
Alexander Huber: Die musikalischen Masterminds sind eigentlich Johi und ich. Wir bringen meistens irgendwelche Riffs oder auch schon fertige Songs in den Proberaum mit. Dann jammen wir gemeinsam und arbeiten die Struktur der Songs aus und am Schluss verfasse ich einen Text dazu.
Johi Loss: Sehr wichtig bei dem ganzen Prozess ist, dass im Proberaum jeder von uns seine eigene musikalische Note in den Song einfließen lässt. Daraus entstehen die Dynamik und der Sound, die Fiesta Forever ausmachen. Ich glaube, dass man das bei unseren Live-Auftritten besonders gut miterleben kann.
„Nur weil jetzt alle 16-Jährigen Cloud-Rap hören, ist das noch nicht der Untergang der Rock-Musik.“
Habt ihr alle einen ähnlichen musikalischen Background oder kommt ihr aus unterschiedlichen Richtungen?
Daniel Burtscher: Wir hören doch alle sehr unterschiedliche Musik. Ich mag hauptsächlich Indie-Rock, auch gerne Sachen mit einem Disco-Beat – zum Beispiel The Whitest Boy Alive. Max hört gerne die Klassiker aus den 60ern, Alex ist wiederum eher der Punk in der Gruppe.
Alexander Huber: Ja, ich komme ursprünglich aus der Punk-Ecke. Vor allem taugen mir die Sachen, die vor 1990 passiert sind. Mittlerweile höre ich allerdings auch sehr viel modernen Indie-Rock. Man muss ja irgendwie auch musikalisch am neuesten Stand bleiben.
Johi Loss: Ich bin eigentlich der Einzige, der in der Freizeit auch elektronische Musik hört – also zum Beispiel Techno oder Drum & Bass. Es kommen also die verschiedensten Einflüsse zusammen und das findet sich alles auch irgendwie in unserer Musik wieder.
Wie seht ihr allgemein die Gegenwart und Zukunft der Rock-Musik?
Alexander Huber: Ich denke schon, dass sich da etwas tut. Es gibt zum Beispiel in Großbritannien und Australien eine neue Szene um Bands, die vom Surf-Rock beeinflusst sind und ziemlich „abgefuckten“ Sound machen. Uns selbst ist es halt wichtig, dass wir kein Abklatsch der Indie-Rock-Bands der frühen 2000er-Jahre sind, sondern eigene Elemente hinzufügen, die den Sound zeitgemäß machen. Wir experimentieren zum Beispiel viel mit Gitarren- und Gesangs-Effekten. Außerdem glaube ich, dass diese Art von Musik niemals aussterben wird. Rock ist schon so oft totgesagt worden und dann wieder auferstanden. Und nur weil jetzt alle 16-Jährigen Cloud-Rap hören, ist das noch nicht der Untergang der Rock-Musik.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Clemens Engert