Rhythm Changes Symposium

Am 2. Juli 2012 findet im mica – music austria (Stiftgasse 29, 1070 Wien) ein vom transnationalen Forschungsprojekt „Rhythm Changes“ und mica veranstaltetes Symposium statt, welches sich mit dem Thema „Jazz in der Kulturlandschaft Österreich“ auseinandersetzt. „Rhythm Changes“ ist ein transnationales Forschungsprojekt (Projektpartner: Institut für Jazzforschung der Kunstuniversität Graz), das Traditionen und Praktiken von europäischen Jazzkulturen untersucht. Dieses Symposium behandelt die Frage nach der Rolle und Bedeutung des Jazz in der aktuellen heimischen Kulturlandschaft in Vorträgen und einer Podiumsdiskussion mit Experten aus verschiedenen Bereichen der österreichischen Jazzszene.

Rhythm Changes: Jazz Cultures and European Identities

Das Institut für Jazzforschung der KUG ist Teil des Forschungsprojekts Rhythm Changes: Jazz Cultures and European Identities, dem ersten transnationalen und europaweit mit der höchsten Fördersumme ausgestatteten Projekt im Bereich der Jazzforschung. Ausgehend von der Initiative „Humanities in the European Research Area“, kurz HERA, umfasst das über die Zeitspanne von drei Jahren laufende Projekt eine Gesamtfördersumme von fast 1 Million Euro. Von den insgesamt 234 eingereichten Projektentwürfen zu den Ausschreibungsthemen „Cultural Dynamics“ und „Creativity and Innovation“ bekam Rhythm Changes – nach einem herausragenden Feedback der Begutachter mit einer Punktehöchstzahl – als eines von 19 Projekten die Förderzusage.

Das Projektteam umfasst Forscherinnen und Forscher aus fünf europäischen Ländern, wobei Dr. Tony Whyton von der University of Salford (Großbritannien) für die Gesamtprojektleitung zuständig ist. Die Forscher des an der KUG verankerten Projektteils sind Prof. Dr. Franz Kerschbaumer (Projektleiter) und Mag. Christa Bruckner-Haring (Projektmitarbeiterin). Die weiteren Teilprojektleiter aus den Partnerländern sind Dr. Petter Frost Fadnes von der University of Stavanger (Norwegen), Dr. Walter van de Leur von der University of Amsterdam (Niederlande) und Dr. Anne Dvinge von der University of Copenhagen (Dänemark). Als interdisziplinäres Forschungsprojekt wird Rhythm Changes Traditionen und Praktiken von europäischen Jazzkulturen untersuchen, um dadurch neue Einblicke in interkulturellen Austausch, Dynamik und Veränderungen von Jazzkulturen in den Partnerländern zu gewinnen.

Seit den Anfängen des Jazz in Europa steht diese Kulturform im Zentrum des Diskurses über europäische Identität, Politik und kulturellen Wert. Projektleiter Whyton erläutert: „Jazz is an ideal cultural form from which to explore a number of critical questions, from its shifting aesthetic states from popular to canonical ‚art’ music, to the hybridisation of musical style, to the creation of social ambiences and communities”. Bezug nehmend auf das Thema der Ausschreibung „Cultural Practices between ‚high’ and ‚low’, local and global, performance and ownership“, werden im Projekt Rhythm Changes verschiedene Kernfragen aus den folgenden Bereichen untersucht: Kanon, Geschichte und Ideologie (kulturelle Kanonizität von Jazz, Jazz zwischen „Hochkultur“ und „Populärkultur“ innerhalb nationaler und transnationaler Kontexte, ideologische Bewertungen); Identität, Hybridisierung und Gesellschaften im Wandel (Identitätsbestätigung innerhalb transnationaler Kontexte, Adoption von Jazz in die „Hochkultur“ und die Art und Weise der Betrachtung und Auswirkungen, Hybridformen im Jazz, moderne Technologien, Verbreitungsmöglichkeiten neuer Medien); Nation, Identifikation und Erbgut (Auffassungen von Nationalidentität, internationale Ausbreitung von Jazzkultur, Wechselbeziehungen zu anderen Formen von kultureller Identifizierung); Kulturelle Dynamik und soziale Umsetzungen (Einfluss von Jazzkulturen auf die soziale Umgebung).

Die Inhalte des Teilprojekts an der KUG bestanden in der ersten Arbeitsphase aus Literatur- und Datenrecherche zur Jazzgeschichte sowie zur Jazzsituation in Österreich und dem Aufbau von nationalen und internationalen Kontakten. In Kooperation mit dem mica und der Kontaktperson Helge Hinteregger wurde erstmals ein Überblicksbericht zur aktuellen Jazzszene in Österreich erstellt (z.B. Jazzausbildung, Jazzfestivals, Jazzveranstalter, Förderungsmöglichkeiten, Medien, Jazzagenturen). Der Aufsatz „Aspekte der aktuellen Jazzszene in Österreich“ wird in der nächsten Ausgabe der Reihe Anklänge: Wiener Jahrbuch für Musikwissenschaft im Herbst 2012 veröffentlicht. Teilergebnisse dieses Berichts wurden bereits auf der internationalen Konferenz „Current Issues in European Cultural Studies“ in Norrköping (Schweden) vorgestellt und sind in einer englischen Kurzzusammenfassung in der Serie Linköping Electronic Conference Proceedings erschienen (siehe http://www.ep.liu.se/ecp_article/index.en.aspx?issue=062;article=053).

Eine historische Zusammenfassung über die Jazzentwicklung in Österreich wird in Jazzforschung / Jazz Research, Band 44 (2012), gemeinsam mit weiteren Ergebnissen und Beiträgen aus dem Projekt Rhythm Changes publiziert. Des Weiteren wurde zur Untersuchung der oben genannten Forschungsfragen ein Fragebogen für qualitative Interviews ausgearbeitet; die umfangreiche und über mehrere Monate laufende Interview-Serie mit Persönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen der Jazzszene in den Partnerländern befindet sich im Umsetzen.

Die Ergebnisse der Forschungsarbeit werden verstärkt zum Verständnis der Beziehung zwischen Tradition und Mythos sowie Gesellschaft und Identität beitragen und dadurch das generelle Verständnis von Jazzkulturen und europäischen Identitäten erweitern. Außerdem wird das Projekt einen kulturellen Austausch innerhalb Europas erleichtern, wobei die aufgebauten Kooperationen und Partnerschaften auch weitere transnationale künstlerische Beziehungen, insbesondere für Studierende der Partneruniversitäten aus den Teilnehmerländern, ermöglichen und fördern sollen.

Die erste internationale Rhythm Changes-Konferenz mit dem Titel „Jazz and National Identities“ fand vom 1. bis 4. September 2011 am Amsterdam Conservatory statt. Im Rahmen des Jazzfest Wien wird am 2. Juli 2012 ein eintägiges Rhythm Changes-Symposium zum Thema „Jazz in der Kulturlandschaft Österreich“ in den Räumlichkeiten des mica in Wien veranstaltet.

Weitere umfassende und laufend aktualisierte Informationen zum Projekt Rhythm Changes finden sich auf der Projekthomepage www.rhythmchanges.net. Außerdem sind alle Jazz- und Projektinteressierten eingeladen, die Website http://rhythmchanges.posterous.com zu besuchen und dort Kommentare, Ideen, Hinweise oder Ähnliches mitzuteilen.

Rhythm Changes Symposium
Jazz in der Kulturlandschaft Österreich

Montag 2. Juli 2012
Ort:
mica – music austria, Stiftgasse 29, 1070 Wien

Zeit:
13.00 – 16.30 Vorträge
17.00 – 18.30 Podiumsdiskussion

Teilnahme kostenlos

Programmdetails:
13:00–13:30 Begrüßung und Projektvorstellung Rhythm Changes
13:30–14:00 Fritz Thom
14:00–14:30 Ines Dominik
14:30–15:00 Andreas Felber

15:00–15:30 PAUSE

15:30–16:00 Christoph Pepe Auer
16:00–16:30 Heinrich von Kalnein

16:30–17:00 PAUSE

17:00–18:30 Podiumsdiskussion: Paul Zauner, Ines Dominik, Andreas Felber, Christoph Auer, Heinrich von Kalnein

http://www.rhythmchanges.net