RELEASE RADAR: RHAYN, DAVID KURT, ANKATHIE KOI, Shiano23, kleinabaoho, JOSHY, uvm,…

Der Release Radar ist eine monatliche Auswahl an Single Releases aus dem Bereich Pop/Rock/Elektronik made in Austria. Die aktuellen Veröffentlichungen zusammengefasst von Dominik Beyer.

SCHMACK – „THE DARKNESS” (FEAT. MILE) (Seayou Records // VÖ 16.02.’24)

Die Single „THE DARKNESS” kündigt ein neues Album der Linzer Band SCHMACK an. Die Besetzung des mit Saxophon und Rhythmusgruppe aufgestellten Quartetts deutet auf einen gewissen Jazz-Background der Musiker hin, wie auch der Ansatz, einen Song gemeinsam im Studio aufzunehmen, ebenso an die Gepflogenheiten der “alten Schule” erinnert.
Harmonisch baut sich die neue Single mit Akkordumspielungen auf, die abseits der gängigen Popklischées liegen. Interessanterweise klingt der Track aber alles andere als retro. Gepaart mit dem Rapfeature von MILE (Sharktank) ist der Song bereit, ein Trendsetter des Jahres zu sein. Das Album „In Love” wird am 19. April 2024 erscheinen.

Schmack

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TELEBRAINS – „Justifier” (Siluh Records // VÖ 13.02.’24)

Telepathie ist der Austausch von Gedanken oder Informationen von einer Person zu einer anderen. Ohne den Einsatz von Kommunikationsmitteln.
Eine Fähigkeit, die das Garagenpunk-Trio Telebrains nach einer magischen, ekstatischen Jamsession zu besitzen glaubte und daraufhin im Jahr 2022 eine Band gründete. Telebrains.
Es könne vielleicht aber auch einfach die gemeinsame Liebe zu Bands wie den Misfits und Ramones gewesen sein, die Kevin (DJ Gusch), Felix (Salamirecorder) und Xavi (Atom Womb) beim Musizieren verband, der irrt. Denn bei einer gemeinsamen Schreibsession auf der Donauinsel ist es passiert und kann als Beweis herangezogen werden.
Ein Gedanke eines der auf der Insel zahlreich vertretenen „Nockadn“ kreuzte versehentlich die vernetzten Gehirne der beiden Songwriter. Man kann sich das vielleicht so vorstellen wie in dem Sci-Fi-Horror-Thriller „Die Fliege“ von 1986, in dem sich das Insekt in das Teleportationsgerät des Wissenschaftlers Seth Brundle schlich, um dann in einer legendären Metamorphose beide in diesen Fliegenzombie verwandelte.
Für die Telebrains ist das Ergebnis jedenfalls alles andere als missglückt. Ganz im Gegenteil. „Justifier“ kommt richtig knackig und frisch daher und lässt mit Spannung weitere Experimente auf dem Album „MY THOUGHTS CHANGED DIRECTIONS” (VÖ 29.3.202) erwarten.

Telebrains (Instagram)

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ischia – „sleep” (Siluh records // VÖ 12.02.’24)

Freunde guter Indie-Rock-Musik sollten die Band Ischia im Auge behalten. Obwohl „Sleep“ das Debüt dieser Formation ist, sind die einzelnen Mitglieder keine Unbekannten. Kopf der Band ist Adele Ischia, die als Gitarristin derzeit mit Endless Wellness unterwegs ist. Ebenso wie der umtriebige Bassist und Songwriter Hjörtur Hjörleifsson, der sich unter anderem schon als musikalischer Kopf von Oehl hervortat.
„Sleep“ oder der Aufruf, sich den Biorhythmus des Braunbären zum Vorbild zu nehmen. Eine träumerische Ode an den temporären Rückzug aus dem Alltag.

Ischia (instagram)

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RHAYN – „I think too much” (TAILORMATE RECORDS  //  09.02.’24)

Unter dem Namen RHAYN veröffentlicht die Sängerin Regina Haring ab sofort ihre Musik. Und diesen Namen sollte man sich merken. Die Debütsingle ist ein originelles Werk Singer-Songwriter Kunst, dessen Arbeit man dem Stück nicht anhört. Denn völlig mühelos gleiten die sphärischen Chorstimmen über und um die erzählende Hauptstimme, die die statisch gezupften Achtel der Gitarre zu einem spannungsgeladenen Stück Musik verbindet.
Musikalisch gibt das Bauchgefühl die stilistische Richtung meist sehr gut vor. Doch inhaltlich schaltet sich der Kopf ein. Und so beginnt man über sich und sein Umfeld zu sinnieren. Die Musik sollte idealerweise natürlich mit persönlichen Erfahrungen einhergehen. In eine Rolle zu schlüpfen, scheint sicher nicht das richtige Ansatz zu sein für so eine intime Musik. Und so verfällt man leicht ins Grübeln. In dieses meist nicht zielgerichtete Gedankenkarussell.
Im Zuge der Erörterung des eigenen Ichs, fällt einem dann oft auf, dass diese Gedanken zwar interessant, aber nicht sehr produktiv sind. Denn eigentlich möchte man ja in erster Linie neue Musik veröffentlichen.
Und so heißt das gelungene Debüt der Musikerin Regina Haring auch reflektiert und zielgerichtet „I think to much“.

RHAYN

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HOLD – „Home” (Siluh Records  //  09.02.’24)

„Home“ ist die zweite Single von HOLD, dem Soloprojekt des erfolgreichen Cinematographen Gabriel Hyden, der bereits mit der Band VAGUE musikalisch von sich hören gemacht hat.
„Home“ ist ein melancholischer Song, dessen „mellow“ Stimmung durch die Streicher Sounds des Mellotrons verstärkt wird. Dieses Instrument ist quasi die Urform des heutigen Samplers. Jeder Taste war ein kleiner „Kassettenplayer“ zugewiesen, dessen Band sich nach dem Loslassen der Taste schnell wieder zurückspulte. Die legendären Sounds erinnern nicht nur an das Intro von „Strawberry Fields“ der Beatles, sondern verleihen der Produktion unweigerlich einen heimeligen Retro-Vibe. Ähnlich einem Super8-Filter, der eine Digitalaufnahme in der Sekunde verzaubern kann. Die leichte Detonation der Hauptstimme ist hier sicherlich kein Qualitätsmanko, sondern gehört nun mal zum charakteristischen guten Ton der Folk Musik und erinnern sofort an die Klassiker Dylan, Cash oder Young.

HOLD (Bandcamp)

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David Kurt and the Stonelake Substance – „Sweeparise“ (Stonelake Records // 09.02.’24)

Der Wiener Musikstudent David Kurt singt und spielt Gitarre. Mit seiner Band David Kurt and the Stonelake Substance veröffentlicht er auf seinem eigenen Label Single um Single. „Sweeparise“ heißt die jüngste Veröffentlichung, die nicht nur mit chorusgeladenen Gitarren überzeugt, sondern vor allem durch die feine Intonation und die ergreifend tiefe Performance des noch sehr jungen Musikers. Sein Timbre erinnert an Legenden wie James Taylor.
Die bluesigen Folksongs sind eigenständige Stücke und würdige Hommagen an die Folkbands der späten 60er Jahre.
Ein spannender Musiker, von dem man in Zukunft sicher noch viel hören wird.

David Kurt

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ANKATHIE KOI – „Nein, Nein“ (Faszinator Music // 09.02.’24)

Am Morgen nach einer ekstatisch durchfeierten Nacht ist vieles anders als am Abend zuvor. Vor allem man selbst und die Person, mit der man die Stunden verbracht hat. Der Ausschweifung und Leidenschaft folgt die Ernüchterung. Das hat sich dann doch etwas anders angefühlt. Die Vertrautheit ist einer plötzlichen Fremdheit gewichen. Ankathie Koi fragt sich in ihrem nächsten Vorboten für ihr im April erscheinendes neues Album, ob diese Erfahrung lohnenswert ist, und gibt gleich auch selbst die Antwort: „Nein, Nein“. Und das auf eine richtig schön fetzige, fast schon punkige Art, mit viel Wortwitz und starker Stimme und einem Hauch vom Sound der 1980er Jahre, der zum wilden Abtanzen einlädt. (Text: M.Ternai)

Ankathie Koi

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Low Life Rich Kids – „Anti-Woke-Generation” (LasVegas Records / Believe Music // VÖ 09.02.’24)

Warum kann die ganze Welt nicht nur aus Punkbands bestehen! Dann wären einige der drängendsten Probleme dieser Welt gelöst.
Wir würden so viel CO2 einsparen. Weil niemand mehr mit dem Auto zur Arbeit fahren müsste. Weil es immer irgendwo um die Ecke einen feuchten, unbeheizten Keller gibt. Die Heizung darin wäre sowieso nur ein Taschengeld für Putins Kriegskasse. Außerdem müsste sich niemand mehr über Aktivisten aufregen, die auf der Straße kleben. Weil keiner mehr irgendwo hin müsste. So einfach könnte die Lösung sein. Aber daran denkt leider niemand. Einen Nachteil hätte sie allerdings. Der Protestsong der Low Life Rich Kids würde zumindest inhaltlich auf taube Ohren stoßen. Schade, denn die treten derzeit mit der Nummer “Anti-Woke-Generation” erfolgreich beim Protestsongcontest von Radio FM4 an und sind jetzt schon unter den besten 10 Teilnehmer:innen.

Low Life Rich Kids (Las Vegas Records)

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kleinabaoho – „Himmelskind“ (Feber Wolle // 09.02.’24)

Nach „Sophie“ veröffentlichen kleinabaoho ihre zweite Single mit dem Titel „himmelskind“.
In dem deutschsprachigen Song mit dem leicht sarkastischen Titel rechnet die Linzer Songwriterin Hannah Gratz mit einem Partner ab, die/der sie enttäuscht hat.
Einem Himmelskind. Eines von der Sorte, dem man aufgrund seines freundlichen Äußeren und seiner Aura nie mit negativen Eigenschaften in Verbindung bringen würde. Das kann ghosten, intrigieren, was es will. Sogar die eigene Mama nimmt das ehemalige Schwiegerkindchen noch in Schutz… Ja, manchmal tritt der Teufel als Engel des Lichts auf, der Gott nachahmt, um die Menschen zu täuschen und in die Irre zu führen.
Ein gelungenes Lied mit einem ebenso luftigen wie engelsgleichen Refrain.

kleinabaoho (Instagram)

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Shiano23 – „All In One (feat. Mirac)“ (Anaves Music // VÖ 04.02.’24)

Es ist wirklich ein Drahtseilakt, wenn man als junger aufstrebender Musiker in die Fußstapfen seiner prägenden Vorbilder treten möchte, und dabei auch gleichzeitig politisch Korrekt sein möchte. Denn Shiano23 ist ein junger Rapper und gleichzeitig nun mal ein Kind seiner Zeit. Einer informierten Zeit, in der große Luxusautos eben nicht mehr nur den Status symbolisieren, sondern vielmehr soziale Ignoranz. Der Konsum von Drogen hat auch nicht nur das Rockstar Image, sondern vielmehr auch das Blut eines grausamen Drogenkiegs am Image kleben. Angenommen ich hätte Immobilien – dürfte ich darüber rappen? Klassismus vom Feinsten. Bestätigt doch jede Statistik, dass Reichtum nicht das Ergebnis von Fleiß, sondern vielmehr von ererbten Startkapital ist. 
Wie äußere ich mich Frauen gegenüber? Der moderne Rapper von heute schweigt und genießt seine Zeit lieber mit seinen quer durch die gesellschaftlichen Schichten verteilten Homies, mit denen er regionales Bio Hanf raucht bis die Kehle kratzt. Krass korrekter Track!

Shiano23

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Oh Alien – „TOOTHPASTE“ (Assim Records // VÖ 02.02.2’24)

Als altruistischer Arzt in ein unterentwickeltes Land zu gehen um hunderten Menschen das Leben zu retten, klingt erstmal wie das Tugendhafteste, was man so machen kann. 
Effektiver wäre vielleicht, man studiert Pharmakologie und verbringt sein Leben im Labor, um idealerweise irgendwann an der Entwicklung eines Mediakaments beteiligt zu sein, welches in Folge dann Millionen von Menschenleben retten könnte.
Doch der Alltag im Labor – und wo anders auch – lässt diesen Traum schonmal vergessen machen und hinterlässt uns in der effektiven digitalisierten Welt als einsames Wesen zurück.
Eine ausgedrückte Zahnpastatube nimmt die Band Oh Alien als Metapher für dieses gegenwärtige Phänomen des Ausgebranntseins. Eine epische Ballade, die für die weiche Stimme von Anselma Schneider wie maßgeschneidert zu sein scheint, und mit einem absurdem Video doch zum lächeln zwingt.

Oh Alien

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Anna Buchegger – „keine Ahnung“ (Anna’s Label // 02.02.’24)

Die talentierte Sängerin Anna Buchegger hat sich als Interpretin bereits bei diversen Gelegenheiten in der Öffentlichkeit behaupten können.
Dass sich hinter der charismatischen Salzburgerin aber auch eine eigenständige Songwriterin mit großem Potenzial verbirgt, war zu erahnen. Auf ihrem im Herbst erscheinenden Album Windschatten” (VÖ: FR, 04.10.2024) wird sie das unter Beweis stellen.
„Keine Ahnung“ ist die erste Single daraus und mischt bodenständige Alpenfolklore mit lässigen urbanen Beats. Letztere signalisieren den Hörer:innen sofort, dass sie sich trotz Dialekt nicht im kleinbürgerlich-konservativen Fahrwasser befindet, das mit diesem Genre gemeinhin immer noch assoziiert wird.
Ob die Produktion bereits der Vision einer neuen Ära musikalischer Volkskultur gerecht wird – keine Ahnung. Dass Anna Buchegger das Zeug dazu hat, die Protagonistin dieser Ära zu sein, ist aber ziemlich sicher.

Anna Buchegger

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jōshy – „Butter“ (heiße Luft Records // 31.01.’24)

„Butter“ ist die dritte Single aus dem neuen Album „CRYING TIGER“ des Wiener Rappers jōshy.
Ein 1:46-minütiges Statement darüber, dass Geld eben doch wichtig ist. Dass dieser Konsens in diesem Genre paradigmatisch ist, zeigt sich natürlich auch in „Butter“. Trotz zahlreicher Anspielungen kommt hier nicht ausschließlich die Bad Boy Attitude zum Tragen, sondern Reichtum wird ansatzweise auch durch die Brille des effektiven Altruismus betrachtet. Zumindest zwischen den Zeilen.
Kurz gesagt: Wer viel verdient, kann mit diesem Geld viel mehr bewegen als jemand, der nur im kleinen Rahmen seiner Wohltätigkeit wirkt. Sam Bankman-Fried der ehemalige Krypto-Milliardär fragte Donald Trump, was er für den Verzicht auf eine weitere Kandidatur verlange – fünf Milliarden Dollar sind eine Menge Butter, um in der Metapher dieses Tracks zu bleiben. Fünf Millionen für den Wahlkampf von Joe Biden hatten damals ja auch gereicht. Trotzdem ein interessanter Gedanke, was mit viel Geld alles möglich ist, abseits eines Luxuslebens.
Das solide Instrumental stammt von Tobioui.

joshy

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