Release Radar: Jan Rohrweg, Laundromat Chicks, Marley Wildthing, DREAMER DREAMER, SOVIE…

Aktuelle Veröffentlichungen zusammengefasst von Dominik Beyer. Der Release Radar ist eine monatliche Auswahl an Single Releases aus dem Bereich Pop/Rock/Elektronik made in Austria.

NEU: Den Release Radar gibt es auch als Playlist auf Spotify.

SOIA – “Cocoon” (18.10.2024 // Tiger Milk Music)

Als Cocooning (engl. ‚verpuppen’, ‚sich einspinnen’) wird von Trendforscher:innen eine Tendenz bezeichnet, sich vermehrt aus der Zivilgesellschaft und Öffentlichkeit in das häusliche Privatleben zurückzuziehen. Für Österreichs R`n`B Aushängeschild trifft das gerade nicht zu. Es sei denn, das Homestudio – sollte es denn überhaupt in einem solchen aufgenommen worden sein – würde dem häuslichen Privatleben zugeschrieben werden. Nach Rückzug klingt die neue EP von SOIA allerdings nicht. Im Gegenteil.
“Dirty Angels” ist eine an Lebenslust triefende Produktion. Die verspielten Gitarren von Kollaborateur Pale Male verleihen dem Sound einen modernen souligen Anstrich und locken den Schmetterling aus dem Kokon. In einer Woche fliegt der exotisch erhabene Falter nach Japan. Dort nämlich spielt SOIA ein paar Konzerte. Für alle die dort nicht dabei sein können, müssen sich derweil mit dem ebenso passend in Hawai gedrehten Musikvideo begnügen.

SOIA

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luca malina – ‘orbit’ (VÖ 18.10.2024 // Luca Malina)

Von Luca Malina gibt es bisher noch nicht sehr viele Veröffentlichungen. Dafür aber bereits eine FM4 Charts Spitzen-Positionierung im Jahr 2020. Das Erfolgsrezept ist ein tanzbarer Clubbeat mit einer simplen wie eingängigen Bassline, und einen für die Gen-Z relativ ungewöhnlich bestimmten und selbstsicheren Pathos in den Vocals.
Im aktuellen Release „Orbit“ ist Luca Malina dem ravigen Groove treu geblieben. Die Vocals hauchen der Produktion diesmal aber entschieden mehr Zeitgeist ein, was die melancholische Streicher-Sektion im Vers sozusagen unterstreicht.
Und so klingt „Orbit“ immer noch nach Luca Malina, bei der aber womöglich die Pandemie einen gewissen Tiefgang hinterlassen hat. Oder auch einfach nur Billie Eilish.

Luca Malina

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Tom Joseph – “Elio” (15.10.2024 // Feber Wolle Records)

Einen starken wie zeitlosen Liebessong reiht Tom Joseph in den Kreis der aktuellen Veröffentlichungen. „Elio“ klingt radikal cheesy, wie das meist nur von Briten wie Ed Sheeran zu hören ist. Vorsorglich veröffentlicht der Innsbrucker Musiker Andreas Thomas Steiner aka Tom Joseph, aber schon mal unter englischem Pseudonym. Das könnte die Chancen in diesem Genre entschieden erhöhen.
Doch nicht nur von Trauen darf hier die Rede sein. Durchaus auch von Können. Denn „Elio“ ist ein gelungenes wie perfektes Liebeslied, welches, wie es im Pressetext so schön formuliert wurde, „Ein Lied für eine Liebe (ist), die es vielleicht nie gab.“ Außer natürlich in der idealisierten Form der Erinnerung, oder im Film.

Tom Joseph (insta)

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Sovie – „Wenn du gehst“ (VÖ 11.10.2024 // Sovie) 

Eine erfrischende Veröffentlichung von Sophie Derntl aka SOVIE bereichert den Release Radar im Oktober. „Wenn du gehst“ beschäftigt sich differenziert mit den Herausforderungen von zwischenmenschlichen Beziehungen. Mit poetischer Wortwahl sinniert die Gesangmelodie verspielt, aber bestimmt über die mit Chorus verzierte Gitarrenbegleitung. Das perlt wie ein Präludium von Bach. Der Prechorus holt nochmal tief Luft und Zuversicht, damit im Refrain wirklich alle Presets auf Rave schalten. 

SOVIE

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Jan Rohrweg – „Reiner Wein (feat. Sigrid Horn)“ (VÖ 27.09.2024 // Eierlikör Records)

Eine zufrieden präludierende Bläsermelodie eröffnet das ehrliche Liedchen von Jan Rohrweg, der als kontrastreiche wie gefühlvolle Verstärkung Sigrid Horn zum Duett geladen hat.
Ehrlich nicht nur, weil der Songtitel mit dem weisen Sprüchlein „in vino veritas“ assoziiert werden könnte, sondern auch deswegen, weil es außer den beiden Stimmen und der gezupften Begleitung wohl keiner weiteren Tonspur bedurfte, um die Songidee besonders rührend zum Ausdruck zu bringen.
Mit markant großem Intervall in der Gesangsmelodie, sowie der puristischen Ukulelen-Begleitung, die in angeschwipster Manier zwischendurch ins 3er Metrum zu stolpern scheint, symbolisiert Jan Rohrweg bei den Hörer:innen eine dem Rausche immanente Unkontrolliertheit und paart dieses mit einer schönen Mixtur der Stimmen zu einem wohlig benebelten Hörerlebnis. Das ganze Album erscheint am 1.11. auf dem Eigenlabel Eierlikör Records.

Jan Rohrweg (Instagram)

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Laundromat Chicks – „Cameron“ (VÖ 03.10.2024 // Siluh records)

Unter dem Namen Laundromat Chicks veröffentlicht Tobias Hammermüller seit August 2020 Musik. Zunächst als Soloprojekt. In weiterer Folge als Band. Zwei Alben sind seither auf Siluh Records erschienen. „Cameron“ ist die neueste Erscheinung des Wiener Quartetts, die Gitarren lastigen Indiepop mit stark britischem Einschlag machen. So britisch, dass die sogenannte „Avoid-Note“ – ein aufgrund der starken Dissonanz in der Jazztheorie mit großer Vorsicht einzusetzender Ton – im Zwischenspiel sogar richtig charmant wirkt. Das alleine ist natürlich nicht nur dem britischen Akzent zu verdanken, sondern dem schlüssigen Songwriting und der kohärenten Produktion.

Laundromat Chicks

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Marley Wildthing – “Seeds feat. Žofie Dares” (VÖ 04.10.2024 // Marlene Wildthing)

Marley Wildthing mag es wild. Zudem versteht sie sich darauf, kritische Sachen in Schönes zu verpacken. Und da es auf dieser Welt fast überall wie im wilden Westen zugeht, ist Marley voller Inspiration, diese Geschehnisse in einem ganzen Album zu verpacken. In der aktuellen Singleauskopplung stellt Marley sich vor, wie es wäre, nochmal von Null anzufangen, als neue Seele alles erleben zu wollen. Ähnlich der sensiblen Sinneswahrnehmung eines Neugeborenen also, ist hier auch das Arrangement geprägt von kräftiger Percussion und vielschichtigen Stimmen, wozu sie sich die bekannte tschechische Performerin Žofie Dares als Gastsängerin eingeladen hat. Marley Wildthing ist hier der Spagat gelungen, eine dytopisch anmutende und nachvollziehbare Zukunftsperspektive zu zeichnen und diese parallel in eine charmante Songstruktur zu gießen. 

Marley Wildthing

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DREAMER DREAMER – “Diving”  (VÖ 02.10.2024 // Neverend Records)

Hinter dem Namen Dreamer Dreamer verbirgt sich Singer Songwriter, Multiinstrumentalist und Produzent, Hannes Pröstler aus Wien.  „Diving“ ist die fünfte Single des im Dezember erscheinenden Debutalbums „NEW FACE“.
Im Musikvideo haucht der als One-Man-Band auftretende Künstler, seine gedämpfte Indie Hymne in die sterilen Studioatmosphäre, die den Charme eines mit Lichterketten aufgehübschten Darkrooms versprüht. Der Schleier der Nebelmaschine, sowie das karibische Sounddesign, welches mit Meeresrauschen und Vogelgezwitscher den schalldichten Raum durchschwebt, gibt gleich im Intro einen sonderbar nerdigen Eindruck. Der Song und die musikalische Performance versprühen im Gegensatz aber umso mehr Lebendigkeit. Ein kraftvoller und epischer Chorus, folgen der melancholischen Strophe und kulminieren in einem organischen Gitarrensolo, das ganz dringend mal an die frische Luft großer Festivalbühnen gelassen werden muss.

Dreamer Dreamer

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