RELEASE RADAR: KOMMANDO ELEFANT, jermc & DEVALOOP, DREAMER DREAMER, OSKAR HAAG, PHILOMENA, LEBER

Der Release Radar ist eine monatliche Auswahl an Single Releases aus dem Bereich Pop/Rock/Elektronik made in Austria. Die aktuellen Veröffentlichungen zusammengefasst von Sophia Olesko.

KOMMANDO ELEFANT – „HALLUZINATIONEN“ (LAS VEGAS RECORDS// VÖ 23.2.’24)

Die Neue Deutsche Welle kommt mit tiefem Bass angerollt. Kommando Elefant bringen mit „Halluzinationen“ einen Song heraus, in dem sie sich die Band fragil zeigt. Die Gruppe veröffentlicht seit 2008 Musik und besteht aus Alfred Peherstorfer (Vox, Synth, Text, Komposition), Thorsten Mahr (Drums) und Günther Pauls (Bass). Der neue Song ist Genremäßig dem Elektropop zuzuordnen und lädt zum Tanzen à la “Tanz mal drüber nach“, ein. Der melancholische, lyrische Text handelt von der Sehnsucht nach einer Person und davon, dass dieses Verlangen einen an den Rand des Wahnsinns treibt. „Keine Menschenmenge in der ich dich nicht sehe, ich höre deine Stimme in jedem Fuckin` Love song, ich fühle wie ich schwimme, und du schwimmst mir davon“, singt Alfred Peherstorfer. Kommando Elefant ist ein Ohrwurm gelungen, der mehrere Generationen ansprechen könnte. Der Beat erinnert an Deep-Techhouse und versetzt in Rave-Stimmung. 

Kommando Elefant

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JERMC & DEVALOOP – „BENJAMIN BARLOTELLI“ – (HEIßE LUFT RECORDS // VÖ 23.02.’24)

Mit „Benjamin Barlotelli“ bringen JerMc (Dyin Ernst) und Produzent Devaloop eine neue Single als Auskoppelung der EP „Thema: Bars“ raus. JerMc wurde durch Rap Battles bei der deutschen Battle-Rap Plattform DLTLLY bekannt. 2017 war er Mitbegründer des Labels “Heiße Luft” und ist dort einer der spannendsten Acts. Die neue Single mit oldschool head-bobbing Hip-Hop Beat (Genauer gesagt: Griselda Type Instrumental) und autobiografischen, lyrischen Zeilen teilt traditionell aus. Unter anderem an die Musikbranche: „Wirklich entzückend, wie du auf Indie machst, mit Major im Rücken … hab einen Vertrag nur mit mir selbst und der ist all-in“, rappt JerMc im gut zweiminütigen Track. Er ist gesellschaftskritisch, bringt Referenzen über Rapid und Soul Sisters und bemängelt random, was ihm nicht gefällt. Der Titel ist eine Mischung zweier Namen. „Beat und Text sind stark inspiriert vom französischen Rapper Benjamin Epps, den ich zu der Zeit in der wir den Track gemacht haben extrem viel gehört hab“, erklärt der Künstler. Bartoletti sei eine Abwandlung vom Namen des Skandal-Fußballspielers Mario Balotelli, den er im Song erwähnt. „Ich fands lustig die beiden Namen zu verbinden und einen erfundenen Namen drauszumachen“, enthüllt der Rapper. Der Song ist anders als vorangegangene Tracks von JerMc oder Dyin Ernst, weniger melodisch, mehr dead pan. Raw und ungezwungen flowt der Rapper ohne überflüssigen Schnick-Schnack, er profiliert sich dabei ambivalent: „Kenne keine off-days, ausgelaugt doch top fit“. Ein kurzer Track bei dem es sich lohnt, reinzuhören.

JerMc

Devaloop

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DREAMER DREAMER  – „NEW FACE“ (NEVEREND RECORDS // VÖ 14.02.’24)

„New Face“ ist am Valentinstag herausgekommen, es ist die erste Single des Debütalbums von Hannes Pröstler´s Soloprojekt Dreamer Dreamer. Pröstler ist Gitarrist der Band Intra undbefasst sich in seinem eigenen Projekt mit sehr persönlichen Themen: „Die letzten Jahre waren mit Abstand die dunkelsten meines ganzen Lebens. Trennung, Depression, Abhängigkeit, Existenzängste – ein langer und harter Kampf. Durch die Musik, durch MEINE Musik, konnte ich zu mir finden und mich endlich wieder selbst lieben“, schreibt der Musiker. „New Face“ ist eine bittersüße Alternative-Grunge-Rock Nummer mit 90er-feeling, Shoegaze und Pop-Punk Einflüssen. Der Song stellt sich der unweigerlichen Tatsache, dass manche Dinge zu Ende gehen, wir aber trotzdem weiterbestehen. „Life is a dream, you can never leave at all“, singt Dreamer Dreamer neben mächtigen Gitarrenwänden und Synth-Landschaften und präsentiert sich dabei stilsicher. Es ist eine nachdenkliche und intime Nummer mit eingängiger Melodie und kraftvollen Vocals, die trotz dem ernsten Hintergrund upbeat ist. „Fans von Acts wie Smashing Pumpkins, Radiohead, Deftones und Linking Park werden sich in diesem Sound bestimmt sehr wohl fühlen“, beschreibt der Künstler.

Dreamer Dreamer (Instagram)

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OSKAR HAAG – „FOOD POISONING“ (LULLABY RECORDS / SONY // VÖ 9.2.’24)

Noch immer ist Oskar Haag sehr jung. Schon wieder hat er eine tolle Songwriter-Pop Nummer rausgebracht. „Food Poisoning“ ist, wie auch Oskar Haag, gemächlich und ein bisschen trippy. Der jüngste Amadeus Award Preisträger bleibt seinem Stil treu und umschmeichelt einmal mehr die Ohren. Mit überraschendem elektronischem Soundeinschub, zartem Gitarrenzupfen und verspielten, lebhaften Klaviertönen. Seine Liebe zu den Beatles hört man raus. Der Text ist eine Momentaufnahme, es geht darum, weg zu sein: „I´ll send some photos soon, with lots of love from me to you. Enjoy this postcard from Cancun“. Dabei hat er sich wohl mit fremdländischer Küche den Magen verdorben: „I ate something I know I shouldn´t try, got food poisoning and thought that I would die“, singt er ohne aufregeung. Produziert wurde die Nummer, so wie auch der Song davor („Sharpen The Knives“), von Alex The Flipper. Am Albumcover ist er mit selbstgebastelten Krönchen und, wie man es von ihm gewohnt ist, mit Lidschatten und Lippenstift zu sehen. Fun fact: Die Krone gibt es als Filter auf Instagram. Eines seiner Lebensziele sei übrigens, mit Paul McCartney von den Beatles zusammenzuarbeiten, erzählt er im Gespräch mit Red Bull. Na wenn er mit dieser Nummer seinem Wunsch nicht einen Schritt nähergekommen ist, dann weiß ich auch nicht.

Oskar Haag (Instagram)

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PHILOMENA – „SILENCE“ (KLANGFABRIK // VÖ 27.01.’24)

Die Vorarlberger Singer-Songwriterin Philomena hat ihre zweite Single „Silence“ veröffentlicht. Im vergangenen Jahr hatte sie ihre Debütsingle herausgebracht und wurde damit in Österreich und Deutschland im Radio gespielt. Die queere Künstlerin begann ihre Gesangsausbildung mit 13 Jahren und schreibt seit 2021 eigene Lieder. Sie möchte Menschen mit ihrer Musik umarmen und ihnen das Gefühl geben, dass sie gesehen werden. Der Song sei ein Freundschafts-Liebeslied, gewidmet an alle Menschen, die das Gefühl von Sicherheit geben. Eine Hymne für die stillen und zarten Momente, sagt die 23-Jährige. „Ich dachte immer mit mir wäre irgendwas verkehrt, bis ich anfing Songs zu schreiben und gemerkt habe, wir stecken alle im selben Boot, große Gefühle zu haben kann auch schön sein“, erklärt die junge Musikerin. Es ist eine berührende Coming-of-Age-Nummer in der sich Philomena begleitet selbst am Klavier begleitet. In sich selbst ruhend, dankbar, mit authentischer Ausdruckskraft und einer zauberhaften Stimme lädt sie ein, sensibel zu sein und sich auf das Positive zu konzentrieren. Der 2022 entstandene Song berührt, geht in die Tiefe und lässt auf mehr Musik von Philomena hoffen.

Philomena (Instagram)

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LEBER – „TOXISCH“ (SUPPORT NOTHING STUDIOS // VÖ 25.01.’24)

Mit Leber gibt es seit 2022 eine neue Linzer Punkband, die standesgemäß rausschreit, was ihr auf der Seele brennt. Wortwörtlich „ihr“, denn im Song der fünfköpfigen, hauptsächlich weiblich besetzten Band geht es um toxisches männliches Verhalten. Der Bandname, eines der wichtigsten menschlichen Organe, ist eine humoristische Referenz an menschliche Unzulänglichkeiten. „Die Ursachen für Leber-Erkrankungen sind das Fehlen eines moralischen Kompasses, welcher durch Egoismus ersetzt wird. Typische Symptome sind demnach Fremdenhass, tradierte Rollen, Sexismus, Korruption und Manipulationsreden. Eine gesunde Denkweise sowie Punk kann Leberschäden vorbeugen.“, lautet die Erklärung der Band. „Toxisch“ ist von der dritten EP „Catcall“ der Band. Das den Begriff keiner mehr hören kann, ist der Punkband, auch standesgemäß, wurscht. Plakativ und fast dadaistisch fasst Leber zusammen, dass Liebe nichts mit Besitz, Macht oder Gewalt zu tun hat und manifestiert damit stoisch, was noch immer nicht in der Gesellschaft angekommen ist.

Leber (Instagram)

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