Der Release Radar ist eine monatliche Auswahl an Single Releases aus dem Bereich Pop/Rock/Elektronik made in Austria.
Barbara Neuhauser – „Schnee” (A Winter Lullaby) (VÖ 08.12.’23)
Die Wiener Sängerin und Songwriterin Barbara Neuhauser lädt mit ihrer neuen Single „Schnee (A Winter Lullaby)“ ein, sich eine kurze Auszeit zu nehmen, zu entschleunigen und fallen zu lassen. Der von dem Produzenten und Schlagzeuger Danylo Dmyterko, sowie mit dem Keyboarder und Produzenten Angel Vassilev in ein minimalistisches Klangkostüm gehüllte und wahnsinnig viel Atmosphäre entfaltende Song folgt einer sehr poetischen Note und offenbart sich als der perfekte Soundtrack für die Momente der vertrauten Zweisamkeit, er hüllt sich wie eine weiche Decke um einen und wärmt, er macht die Aufregung und Hektik, die einen gerade jetzt umgibt, vergessen. Ein einmal mehr beeindruckender Vorbote für das 2024 erscheinende Debütalbum von Barbara Neuhauser.
Fraeulein Astrid – „TWO YEARS“ (VÖ 01.12.’23)
„TWO YEARS“ heißt die neue Single von Fraeulein Astrid. Ein Song über eine Trennung und die positiven Auswirkungen des Loslassens. Marie Kondo für die Seele sozusagen. Und wer nach einer Trennung die gewohnten Pfade verlässt, stapft üblicherweise etwas behutsamer durch das neue Terrain. Das spiegelt sich in dem Fall auch musikalisch wider. Luftig arrangiert mit einem Hauch fernöstlicher Achtsamkeit. J-Pop made in Austria.
Zum feierlichen Anlass der Veröffentlichung ist Fraeulein Astrid ham 1. Dezember live in der Grazer Antoniuskirche zu sehen und zu hören.
HUND – „Kalter Rauch“ (Las Vegas Records // VÖ 01.12.’23)
„Kalter Rauch“ von HUND ist die zweite Veröffentlichung und wie der Titel schon vermuten lässt, nun in deutscher Sprache. Der melancholische Text wird harmonisch vom Vocoder begleitet. Die Stimmen des Synthesizer-Pads gleiten von Akkord zu Akkord des stabilen, Sentimentalität garantierenden Patterns. Die elektronischen Percussions geben den Stimmen enorm viel Raum, unterstreichen atmosphärisch die inhaltliche Kühle und lassen genügend Energiereserven, um sich im Chorus voll zu entladen. Das macht den Song zum absoluten Allrounder für Playlist, Radio und Bühne.
Pressyes – „Moving on“ (Morinoko // VÖ 01.12.’23)
„Moving on” ist der Sound für den Reisenden in dir. Pressyes, deren Sound meist immer eine spürbare Leichtigkeit ausstrahlt, würde daher auch immer einen angemessenen Soundtrack zu einer Jack Kerouac Verfilmung abgeben. Frei nach dem Motto “Live, travel, adventure, bless, and don’t be sorry”.
Dass sich diese Leichtigkeit derzeit nicht so einfach einschalten lässt, hört man „Moving On“ auch an. „Can we be like the wind, moving on and on“, fragt sich René Mühlbacher im Refrain. Es klingt wie der Wunsch, alle belastenden Einflüsse der Umwelt in Zen-Meister-Manier abprallen zu lassen.
Viele Entwicklungen möchte man sich einfach nur streikend entgegenstellen. Doch nicht immer lässt sich der Lauf der Zeit nach den eigenen Vorstellungen anpassen. Und so ist es auch eine Option, gewisse Dinge zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen.
Als Metapher en miniature sei an dieser Stelle die Melodie der Okarina-Flöte von Renés Tochter erwähnt, die, so vermutet man, zunächst als Störgeräusch abgetan wurde, um dann als interessante Gegenstimme in der Hook integriert zu werden.
Barakah – „Machlin 3000” (VÖ 01.12.’23)
Dass Jakob Mayr als Posaunist für u.a. Parov Stelar nicht nur zu tanzbaren Electro-Swing-Grooves im 4/4-Takt spielen kann, war Insidern schon lange klar. Mit seinem Sextett Barakah liefert er nun einen weiteren eindrucksvollen Beweis seiner musikalischen Segenskraft.
Seine erste Komposition „Machlin 3000“ ist eine knapp neunminütige Rhapsodie auf ungeraden Metren, über die Anton Prettler am Saxophon geschmeidig zu improvisieren weiß, und das der Rest der Band in einem stets köchelnden Spannungsbogen zusammenzuhalten versteht.
Ein ganzes Album „Muse Temple“ ist für nächstes Jahr zu erwarten und sei allen Liebhabern des virtuosen Fusion-Jazzrock wärmstens ans Herz gelegt.
BAIBA – „Black Hole“ (Super Plus Records // VÖ 24.11.’23)
BAIBA schreibt schon lange gute Songs. Seit geraumer Zeit finden sie sich im Kleid einer breitspurige Elektro-Pop Produktion wieder. Große Melodien mit langer Hallfahne geben den emotionalen Zeilen ein episches Sprachrohr.
Um das Kleine mit dem Großen zu beschreiben, kommen kosmologische Anspielungen und Vergleiche gerade recht. „Black Hole“ heißt die neueste Single, dessen spannungsvolles Arrangement in schwerelosen Strophen Akkorden und Dub Step Drums mit wabernden Bässen abwechselt, um das emotionale Spannungsgefüge in einer anderen Dimension zu veranschaulichen.
Christl – „Dark Blood” / “Tod” (Doppelsingle) (Ink Music // VÖ 24.11.’23)
„Tod“ erscheint in Form einer Doppelsingle. In einer kabarettistischen Vocal Performance verleiht Christl abwechselnd ihren lebensbejahenden und verneinenden Geistern ihre Stimme. Frech und koboldhaft hört man hier und da eine Nina Hagen durch das Mikrofon blitzen.
Den lyrischen Zeilen bedarf es lediglich einer homöopathischen Musikproduktion, in Form einer geisterhaft arrangierten Klavierbegleitung wie von Eiskaltem Händchen aus der Addams Family inspiriert.
Zum imposanten Finale klinkt sich der Kopf plötzlich aus und Christl schaltet in den Angriffsmodus. Die Selbsterhaltung zerschmettert stimmgewaltig die gesellschaftliche Norm wie auch die wohltemperierte Stimmung des Klaviers.
Weniger dramaturgisch, dafür aber mit reichlich biblischer Narration kommt „Dark Blood“ daher. Eine soulige Sehnsuchtsballade, in der Holy Jesus Christl nicht mit testamentarischer Symbolik und Sakramenten spar, um sich im dazugehörigen Musikvideo als moderne Allegorie des personifizierten Leidens zu inszenieren.
„I wanna carry your heart, carry your heart, too”, singt die Salvatorin mit engelsgleicher Stimme und lässt uns dem erlösenden Album-Release im nächsten Jahr entgegenfiebern, wie das ungeduldige Kind dem Weihnachtsabend.
Ben Clean – „Rote Lippen” (bennet // VÖ 23.11.’23)
„Rote Lippen“ ist keine neue Bearbeitung des „Lucky Lips“ Klassikers von Cliff Richard, sondern die neue Single von Ben Clean. Das schwer motivierte Duo um Sänger Benjamin Klien und dem Produzenten Maxi Nagl hat wieder sämtliche Einflüsse in einem Song vereint, um der auserwählten Herzallerliebsten ihre einzigartige Besonderheit auszusprechen. Dabei sind ehrliche Gefühlskundgebungen wie „Sie hat mich in der Hand – Fu*k!“ genauso markant wie die verzerrte Gitarre und der jagende Beat.
Anda Morts – „Deine Nummer“ (Anda Morts // VÖ 17.11.’23)
Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie wenig Produktion es um eine ausdrucksstarke Stimme braucht. Anda Morts zeigt bei seiner Live Session (buero butter) auf dem Salonschiff Fräulein Florentine in seiner Heimatstadt Linz, wie gegenwärtig eine klassische Punkrock Besetzung 2023 noch klingen kann. Staubtrocken kratzt die Reibeisen Stimme direkt am Herz. Dort eben, wo Musik ansetzen soll. Das merkt man oft daran, dass man mit einer Nummer resoniert, bevor die erste Verszeile überhaupt ausgesprochen wurde.
Somit sei der kommende Support von Anda Morts für Salò im Flex, nicht nur für alle Freunde des gepflegten punkigen Gitarren Rock ans Herz gelegt.
Anda Morts