REINHOLD SCHMÖLZER & ORCHEST•RA•CONTEUR – „Aerial Image“

Dass REINHOLD SCHMÖLZER unter dem Begriff „Big-Band-Musik“ etwas ganz anderes versteht als viele andere Vertreter der Jazzzunft, hat er bereits auf seinem 2012er-Debüt „Miraculous Loss Of Signal“ in wirklich imposanter Art und Weise vorgemacht. Mit „Aerial Image” (Unit Records) folgt nun der zweite Streich des gebürtigen Kärntners und seines Orchesters.

Reinhold Schmölzer (u.a. David Helbock Trio) widmet sich in seinen Kompositionen ohne jede stilistische Einschränkung der Neudefinition des klassischen Big-Band-Sounds, und das tut er, ohne sich nur in irgendeiner Form zurückzunehmen. Der 1983 in Kärnten geborene Schlagzeuger und Komponist lässt auf seiner Suche nach einer eigenen musikalischen Sprache viel passieren und Verschiedenstes aus unterschiedlichen musikalischen Richtungen in das Geschehen miteinfließen. Was er und sein international besetztes 19-köpfiges Orchester – das Reinhold Schmölzers Vorstellungen unter der Leitung von Johannes Berauer in wirklich umwerfender Manier umzusetzen weiß – auf diesem Wege erschaffen, sind ungemein ereignisreiche und detailverliebt ausgearbeitete Musikgeschichten, die ihren Ausdruck vor allem in einer sehr lyrischen und erzählerischen Note finden.

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Ein frischer und abwechslungsreicher Big-Band-Sound

Cover "Aerial Image"
Cover “Aerial Image”

Die Stücke fließen richtiggehend und entwickeln über weit gefasste, vielschichtige Spannungsbögen und abwechslungsreiche Arrangements sehr viel Atmosphäre und zeichnen melodiereich, experimentierfreudig und mit einem Hang zum Eigenwilligen den Jazz in all seinen Facetten bis hin zur Improvisation. Die großformatigen, opulenten, dynamischen und von einer Bläsersektion getragenen Passagen fehlen auf „Aerial Image“ genauso wenig wie die gefühlvoll reduzierten, luftig-leicht schwebenden oder einfach nur locker beschwingten. Dem nicht genug: Es kann auch rhythmisch durchaus komplexer zugehen. Es ist praktisch unmöglich vorherzusehen, welche Richtung eine Nummer nimmt, wo sie nach unzähligen überraschenden und dramatischen Brüchen und Wendungen ihren Höhepunkt findet.

Erstaunlich ist, dass Reinhold Schmölzer trotz aller Ambitionen nie das Ziel aus den Augen verliert und konsequent die klare Linie hält. Die insgesamt fünf Stücke auf „Aerial Image“ – wobei das letzte knapp 22 Minuten dauert – erklingen trotz aller Vielfalt nicht überladen, sie kippen nie ins Sperrige und Kopflastige, sondern bleiben durchgehend zugänglich. Die Klangwelt, durch die sich Reinhold Schmölzer und sein orchest•ra•conteur spielen, entwickelt, je tiefer man in sie eintaucht, eine magische Anziehungskraft, der man sich nur schwer entziehen kann. Sehr empfehlenswert.

Michael Ternai

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Unit Records