Projekt Klartext – Richard Klawatsch im Interview

Projekt Klartext ist ein interkulturelles Medienprojekt mit dem Ziel, MusikerInnen der jungen, nicht-deutschsprachigen Musikszene eine Vernetzungsplattform zu schaffen. Am 8. Juni wird projektklartext.at mit einem Konzert eröffnet. MusikerInnen der nicht-deutschsprachigen Musikszene haben es schwer in Österreich. Es gibt für Musik abseits des deutsch- und englischsprachigen Mainstreams kaum Medien, welche diese präsentieren und verbreiten. Texte, welche aufgrund sprachlicher Barrieren nicht verstanden werden, erwecken eher Misstrauen denn Neugierde. Seit November 2006 gibt es ein Projekt, welches sich im Großraum Wien dieser Musikszene und den darin aktiven Musikschaffenden widmet und ihnen, sowie deren Musik, Gehör verschafft. Haben die KünstlerInnen noch keine Aufnahmen, stellt Projekt Klartext gemeinsam mit den KünstlerInnen eine Demo zur Verfügung und macht damit ihre Musik einem breiteren Publikum zugänglich. Wir haben bei den Verantwortlichen des Projektes, das als FH-Studienprojekt umgesetzt wurde, nachgefragt. Richard Klawatsch im Interview.

FM5: Wie ist es zum Projekt Klartext gekommen?

Richard Klawatsch: Ausschlaggebend, glaube ich, dass wir ein Musikprojekt machen, war die Tatsache, dass wir alle vier Musiker sind. Dazu kommt, dass sich zwei von uns mit Aufnahmetechnik beschäftigen, Homerecording sozusagen. Das war der Hauptpunkt, der uns neugierig gemacht hat, dass es eine Musikszene gibt, die wenig erforscht ist und vor allem wenig Öffentlichkeit und Anerkennung hat, zumindest bis jetzt. Das waren Faktoren, die zusammen gespielt haben. Die Projektidee war relativ schnell da, bis zum Konzept sind etwa zwei Monate vergangen. Ja, und danach haben wir uns an die Arbeit gemacht.

FM5: Wie ist es zum Projektnamen gekommen?

Richard Klawatsch: Klartext steht für uns einerseits für das Nichtvorhandensein einer Sprachbarriere, das ist ja auch eines der Hauptanliegen des Projekts. Andererseits steht Klartext aber auch dafür, dass wir deutlich machen wollen, wo Unterschiede und Differenzen teilweise herbei fantasiert werden, wo gar keine vorhanden sind.

FM5: Es wirkt auf den ersten Blick ein wenig vernetzt mit MigrantInnen-Vereinen. Hat es da Initiativen gegeben und wie schaut die Vernetzung in der Szene aus?
Richard Klawatsch: Zu MigrantInnen-Vereinen explizit haben wir schon auch Kontaktaufnahmen gestartet. Zum Beispiel zum interkulturellen Kommunikationszentrum, die den Worldmusic Award gestartet haben, zum Haus Tara im 5. Bezirk, das sich mit Roma-Jugendlichen auseinandersetzt. Das hat nicht so gefruchtet wie wir uns das eigentlich vorgestellt haben. Aber auch abseits von diesen migrantischen Initiativen gibt es ja auch zum Beispiel Jugendzentren, die als Hauptzielgruppe von Jugendlichen mit Migrationshintergründen in Anspruch genommen werden. Zum Beispiel Back on Stage 10. Da haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht, was die Musikarbeit mit nicht-deutschsprachigen Jugendlichen betrifft.

FM5: Sind nicht die technischen Zugangsmöglichkeiten für AsylwerberInnen und MigrantInnen ein größeres Problem als die Sprache, zumindest für so ein Projekt?
Richard Klawatsch: Meiner Erfahrung nach ist das Internet mittlerweile bereits ein sehr niedrigschwelliges Medium. Einerseits gibt es beispielsweise in Jugendzentren freien Internetzugang, Internetcafes werden sehr wohl genutzt. Bezüglich Asylwerberinnen denke ich mir, dass es prinzipiell auch Zugangsmöglichkeiten gibt, wenn man das will. Ute Bock bietet beispielsweise einige Terminals an. Aber klar, in Einzelfällen, vor allem wenn das Commitment höher sein sollte, dann ist der nicht vorhandene PC zu Hause ein Hindernis, das die Zielgruppe nicht in jedem Fall überwinden kann.

FM5: Am 8. Juni ist die Abschlussveranstaltung. Ist es dann vorbei? Sind nächste Schritte geplant?
Richard Klawatsch: Nach dem 8. Juni wollen wir Rückschau halten über das letzte Jahr. Es gibt schon Pläne einer Weiterführung, nicht nur weil die Arbeit Spaß macht und interessant ist. Aber Konkretes kann ich dir zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.

 

FM5: So aus der Rückschau: Was waren die Hauptprobleme?

Richard Klawatsch: Ein Hauptproblem war sicherlich, dass die Kontaktaufnahme sich schwieriger herausgestellt hat, als wir uns das zunächst vorgestellt haben. Eine einmalige Kontaktaufnahme ist zu wenig. Man muss da wirklich dran bleiben. Was wir uns erwartet hätten, dass der muttersprachliche Background noch präsenter ist. Dass deshalb der Schritt ein Lied in Muttersprache aufzunehmen, und dann parallel in deutsch dastehen zu haben, interessant sein könnte. Es hat sich aber gezeigt, da die Jugendlichen meistens schon in dritter oder gar vierter Generation hier leben, die Muttersprache gar nicht mehr so präsent ist. Teilweise war dann der Ansatz, okay du rappst zwar auf deutsch, aber schau mal, ob du deine Muttersprache vielleicht auch unterbekommst. Das war eigentlich sehr überraschend.

Fm5: Auf eurer Downloadplattform, die das Projekt ja begeleitet, nehmt ihr nur Werke auf, die von euch aufgenommen wurden, oder die bei euch aufgetreten sind. Geöffnet für das einfache, unbeschränkte und ungefilterte Hinaufstellen für MigrantInnen-Musik ist eure Plattform allerdings nicht?
Richard Klawatsch:
Die Artists, die wir derzeit auf unserer Downloadplattform haben, da wurden drei von uns aufgenommen. Wo die Aufnahme schon da ist, müssen wir uns natürlich nicht mehr reindrängen. Wer in Eigenregie produzieren kann, ist natürlich auch sehr herzlich willkommen. Bedingung ist, dass der Text auch in schriftlicher Form vorhanden ist, dass man die Texte auf rassistische Inhalte etc. prüfen kann. Wir sind da ziemlich streng. Im Hip Hop ist ein ,Bitches’ für uns beispielsweise nicht mehr drinnen.
Zum Feature, dass es wirklich öffentlich gemacht wird, das wäre technisch kein Problem, das wäre nur ein Mausklick. Doch wir sind uns sehr unsicher, ob dadurch einem Missbrauch nicht Tür und Tor geöffnet würde.

FM5: Wie ist das Projekt von der Öffentlichkeit aufgenommen worden? Auch außerhalb der migrantischen Szene.
Richard Klawatsch: Der erste Schritt in die breite Öffentlichkeit ist gesetzt, wo die Internetplattform der Öffentlichkeit im Rahmen eines Konzertes übergeben wird. Da erwarten wir uns Feedback. Wir haben uns darum gekümmert, dass wir im Soundbase Newsletter aufgenommen werden.

FM5: Hab ihr vielleicht irgendwo rechtliche Probleme bekommen. AKM, Urheberrecht etc.?
Richard Klawatsch: Bei Hip Hop ist zum Beispiel Bedingung bei uns, dass mit free beats gearbeitet werden muss. Mit den KünstlerInnen treffen wir eine Vereinbarung, dass wir einen Track nicht kommerziell verwerten dürfen.

FM5: Danke für das Gespräch!

Das Interview führte Martin Aschauer