Die 1980er sind zeitlich schon viel länger her, als man glauben möchte. Trotzdem scheint der Kult jenes Jahrzehnts nicht abbrechen zu wollen. KünstlerInnen jeder möglichen Art lassen sich heute noch von den Melodien, dem Kleidungs- oder Lebensstil inspirieren. Dabei pickt jeder das heraus, was er möchte. Zwei steirische Musiker haben sich für das Retro-Robotertum entschieden und präsentieren ihre erste offizielle Single „BMX“ als POWERNERD.
Gut, mit humanoiden Robotern kann man sie wohl nicht verwechseln, denn dafür sind ihre Kostüme zu leger zusammengestellt. Die paar aufgeklebten Spiegelstückchen und die verspiegelten Helme, mit dem die zwei – bei Auftritten auch drei – Herren ihre Identität wahren, lassen auf eine Do-it-yourself-Gesinnung schließen.
Im Retrohimmel
Aber das macht das ganze 1980er-Retrosein nur sympathischer. Schließlich kann auch ein perfektes Kostüm keine schlechte Musik ersetzen. Aber bei POWERNERD findet man ja ganz gute Tunes, die einige von uns HörerInnen nostalgisch werden lassen. Schon der Anfang von „BMX“ wartet mit diesem sanften Synthie-Beat auf, der so typisch für die vergangenen Zeiten ist.
Der maschinenartige Gesang erinnert – wohl nicht schwer zu erraten – an Kraftwerk. Dazu mischt sich ein sanfter Groove, der durch eine treibende Synthiemelodie und ein im Hintergrund stehendes Schlagzeug à la Phil Collins gebildet wird. Gegen Ende darf auch mal eine Gitarre ran, und die lässt es so richtig krachen.
Es entsteht ein Bild im Kopf von chillenden Jugendlichen im Vorgarten ihrer Eltern, die BMX-Räder scheinbar achtlos am Rasen liegend, die über die letzte Folge „Knight Rider“ quatschen. Es ist ein alter, weil schon vor über 25 Jahren entdeckter Sound, aber in Version von POWERNERD klingt das alles ziemlich jung.
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Zurzeit scheint es sowieso einen Aufschwung für den sogenannten „Futuresynth“ zu geben, der zum Teil eine Fusion mit Italo-Disco eingegangen ist. Als vehementer Vertreter von Letzterem könnte man die amerikanische Band Chromatics nennen, die das wohl bekannteste Lied zum Soundtrack des Ryan-Gosling-Erfolgsfilms „Drive“ beigesteuert hat. Auch der Sound dieses Streifens hat dieses Genre wieder bekannter gemacht. Diesem Vorbild ist auch der Indie-Horrorfilm „The Guest“ gefolgt, auf dessen Album sich 1980er-Klassiker DAF mit extra für den Film komponierten Retroliedern vermischt.
POWERNERD sind also mit ihrer Musik auf einen Zug aufgestiegen, dem es scheinbar nie an Mitreisenden fehlen wird. Um sich die Wartezeit auf das kommende Debütalbum zu verkürzen, kann man sich einige Tracks auf ihrem SoundCloud-Channel anhören. Oder man schaut sich das Video zu „BMX“ an und bekommt gleich wieder Lust, den alten VHS-Spieler anzuwerfen.
Anne-Marie Darok
Foto POWERNERD (c) Kenzo Deckard
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