Alle Veröffentlichungen von Valeot Records haben eines gemeinsam, sie lassen sich stilistisch nicht wirklich einer bestimmten musikalischen Kategorien zuordnen. Was aber auch ganz der Philosophie der beiden Labelgründer Alexandr Vatagin und Peter Holy entspricht, sind sie als Musiker in ihren diversen Projekten doch selbst nicht wirklich willig, sich gängigen Genredefinitionen zu unterwerfen. Im Jahre 2008 ins Leben gerufen sollte das Label als eine Art kreative Plattform für KünstlerInnen aus dem Bereich der experimentellen Pop- und Rockmusik abseits des Mainstreams fungieren, auf der musikalisch eigenwillige wie individuelle Wege beschritten werden können.
Oftmals gehören in der heimischen Musikszene ein hohes Maß an Idealismus und viel Mut dazu, ein eigenes Label zu gründen. Die Erfolgsaussichten, vielleicht irgendwann einmal das zumindest die investierten Kosten zurückzubekommen, halten sich in einem bescheidenen Rahmen. Dennoch gibt es erfreulicherweise immer wieder jene vom musikalischen Geiste verfolgten Leute, welche diesen Schritt wagen. Alexandr Vatagin und Peter Holy gehören dieser Gruppe wagemutiger MusikerInnen an, die das Heft selbst in die Hand nehmen. Mit dem Wissen, dass hierzulande eine Vielzahl talentierter und hochinteressanter Bands am Werken ist, fassten sie 2008 den Entschluss, ein eigenes Label zu gründen. Eines, das sich nicht an der Programmatik herkömmlicher Poplabels orientieren sollte.
Blickt man heute auf die Namen der KünstlerInnen und Bands, welche über Valeot Records veröffentlicht werden, erkennt man schnell, dass sich am Grundgedanken, zu allen Seiten hin offen zu sein, bis heute nicht viel geändert hat. „Es muss einfach gefallen“, äußerte Peter Holy in einem mica-Interview vor zwei Jahren auf die Frage, nach welchen Kriterien die Auswahl der Bands getroffen wird. Irgendwelche Berührungsängste oder selbst auferlegte Einschränkungen finden da erwartungsgemäß keinen Platz, vielmehr versuchen die beiden Labelbetreiber, ein möglichst weites musikalisches Spektrum abzudecken. Bands die bei Valeot Records unterkommen, zeichnen sich besonders durch eine ausgeprägte Offenheit und Experimentierfreudigkeit aus, wobei eine stilistische Einordnung in ein bestimmtes Genres von Alexandr Vatagin und Peter Holy bewusst als zweitrangig angesehen wird.
Tupolev, das Projekt der beiden Labelbetreiber, etwa, wandelt in einem avantgardistischen Kontext an den Schnittstellen zwischen den Stilen Jazz, Pop und Elektronik. Dem gegenüber stehen Bands wie Milhaven und das Werner Kitzmüller Trio, die im weiten Bereich des reduziert gehaltenen wunderbar melodiösen Postrock agieren. Platz findet auch ein Trio wie Dirac, das auf opulente Art und Weise experimenteller Elektronik frönt. Komplex gitarrenorientiert und noisig geht es beim Wiener Vierer Slon zur Sache. Im Spannungsfeld zwischen Pop und Folk sind Protestant Work Ethic angesiedelt. Innovative tanzbarer Elektronik mit hinreißenden Melodien bietet das italienische Trio Port Royal. Und, und, und…
Alexandr Vatagin und Peter Holy beweisen mit ihrem Label Valeot Records, dass es durchaus möglich ist sich im experimentellen Umfeld zu positionieren, dass besonders auch in den so genannten Nischen hervorragende Musik entsteht und welche auf jeden Fall wert ist, gehört zu werden.
Michael Ternai
http://www.valeot.com