Wer Christoph Pepe Auer kennt, der weiß, dass es sich hier um einen Musiker handelt, der gerne schon einmal ein Risiko eingeht. Und das nicht nur musikalisch. Von der unausreichenden und nicht zufriedenstellenden Labellandschaft im Bereich des kreativen, zeitgenössischen Jazz und Improvisierten Musik enttäuscht, nahm der Bassklarinettist das Heft selbst in die Hand und rief 2007 sein eigenes Label Session Work Records in Leben. Anfangs alleine für die Veröffentlichungen der eigenen Musik vorgesehen, nahm Christoph Pepe Auer nach und nach auch andere MusikerInnen unter Vertrag. Im vierten Jahr seines Bestehens hat sich das Label als eines der wichtigsten im Bereich des österreichischen Jazz etabliert.
Es sind vor allem junge VertreterInnen der stilistisch weitläufigen österreichischen Jazzszene, die ihren musikalischen Heimathafen bei Session Work Records finden. Der Bassklarinettist, dessen Veröffentlichungen nur schwer einer einzigen Kategorie zuzuordnen sind, versucht sein eigenes Musikverständnis, welches durch die Offenheit eine zu allen Seiten hin geprägt ist, zum übergeordneten Programm zu machen. Wie in seiner eigenen Musik, setzt sich der Bassklarinettist auch bei der Auswahl der MusikerInnen und Bands über traditionelle Stilbeschreibungen hinweg. Sessionwork Records soll eine Plattform darstellen, auf der musikalische Wege abseits herkömmlicher Konventionen beschritten werden können.
Entstanden ist die Idee für ein eigenes Label 2006 im Rahmen zahlreicher Sessions mit New Yorker MusikerInnen. Besonders die Ausrichtung dieser, das Zusammenführen verschiedener kultureller Ansätze sowie das Integrieren anderer musikalischer Ideen, wirken bis heute nach. Offenheit, Experimentierfreudigkeit, keine Scheu vor Neuem, der Mut, Grenzen zu überschreiten, sowie eine kosmopolitische Einstellung dienen als Orientierungspunkte. Für Christoph Pepe Auer ist es wichtig den Katalog seines Labels, so breit wie möglich zu gestalten. Der Bassklarinettist will als Labelchef keinen speziellen Sound etablieren. Vielmehr sollen Gruppen von KünstlerInnen gefördert werden, die gewisse Verwandtschaften aufweisen. Zudem geht ihm primär nicht um den kommerziellen Erfolg eines Albums, sondern um die hohe Qualität sowie die innovative Kraft der Musik. Dabei lässt Auer „seinen“ KünstlerInnen im Gegensatz zu vielen Major-Firmen genügend Raum sich kreativ zu entfalten sowie genügend Zeit, ihre eigenen Visionen zu verwirklichen.
Ein Blick auf die Namen der MusikerInnen und Ensembles, welche ihre CDs über Session Work Records herausbringen, unterstreicht Auers vielschichtiges Musikverständnis deutlich. Neben seinen eigenen, in der stilistischen Vielfalt schon sehr weit gefassten Veröffentlichungen, ist es unter anderem der mit dem Bassklarrinetisten befreundete Hang-Virtuose Manu Delago, der mit innovativen und qualitativ hochwertigen Produktionen im Spannungsfeld zwischen Jazz, Welt- und Popmusik in Erstaunen versetzt.
Wer es hingegen eher experimenteller und avantgardistischer haben will, wird mit der Musik des Quartetts Phoen bestens bedient, Freunde anspruchsvoller Singer/Songwriter-Klänge mit jener von Julia Noah Fischer. Jazz in seiner Reinkultur mit einem hohen Anteil Improvisation spielt Schlagzeuger Peter Kronreif. Gediegenen Bigband-Sound bietet das Jazzorchester Vorarlberg. Elemente alpiner Klangtradition verpackt im Jazzkontext gibt es bei Felician Honsig-Erlenburg zu hören. Auch der legendäre Gitarrist Karl Ritter hat sein vielumjubeltes Album „Weiße Wände“ über Session Work Records herausgebracht.
Für die neueste Erscheinung des Labels, „Colouring Book“, zeigt sich Christoph „Pepe“ Auer wieder selbst verantwortlich. Gemeinsam mit Manu Delago versucht der Bassklarinettist erneut einen Schritt weiter zu gehen und herkömmliche Klangkonzeptionen hinter sich zu lassen. Insgesamt hat das Duo elf Songs aufgenommen, die in ihrem Stil nicht unterschiedlicher und klanglich farbenfroher sein können. Zu hören sind genauso facettenreiche Eigenkompositionen im Spannungsfeld zwischen Jazz und Improvisation (Inflorescence I & II), wie auch Neubearbeitungen von Songs der sehr beliebten Youtube „Mega-Hits” Serie, wie etwa der Beatles-Klassiker Eleanor Rigby.
Obwohl sich in Österreich in den vergangenen Jahren eine überaus lebendige junge Jazzszene etablieren konnte, die inzwischen auch im internationalen Umfeld für Aufsehen sorgt, gibt es leider nachwievor zu wenige Plattformen, über welche diese erfreuliche Entwicklung nach außen getragen werden kann. Glücklicherweise gibt es Leute wie Christoph Pepe Auer, die sich von diesem Umstand nicht entmutigen lassen und mit viel Enthusiasmus etwas zu bewegen versuchen. In diesem Fall mit Erfolg, wie man sieht. (mt)