Porträt: Russkaja

Wenn die Russen in Österreich einfallen, bedeutet das in der Regel wildes Feiern bis zum Umfallen. Das kann schon mal das ein oder andere Wodka-Glas durch die Luft fliegen. Bestes Beispiel dafür, dass hinter dieser-nennen wir es mal Xenophobie- ein Funken Wahrheit steckt, zeigt uns seit Jahren die Formation Russkaja. Zugegeben, hinter der 7-köpfigen Band steckt eigentlich nur ein richtiger Russe, nämlich Sänger Georgij Makazaria. Das tut aber dem regen Treiben der Musiker keinen Abbruch, brodelt auch im Rest der Truppe heißes Balkanblut. Russkaja muss eigentlich gar nicht mehr groß vorgestellt werden, sind die Musiker doch spätestens als Haus- und Hofmusikanten der Late-Night-Show „Willkommen Österreich“ so ziemlich jedermann ein Begriff. Außerdem gibt es kaum einen Flecken hier im Alpenland, den die Band noch nicht bespielt hat.

Umtriebig- genau das ist das Wort, das Russkaja am besten beschreibt. Keine andere österreichische Band geht so konstant auf Tournee wie dieses Septett, das unter anderem schon auf großen Festivals wie etwa dem Wacken Oper-Air einer großen Masse einheizen durfte. Live-Auftritte scheinen sowieso ihr Steckenpferd zu sein, da mag es auch nicht groß wundern, dass bislang nur zwei Platten erschienen sind. Bei ihrer stilistische Mischung zwischen Ska und Powerpolka, macht es auch definitiv mehr Sinn auf der Bühne zu stehen, als im Studio dahinzuvegetieren. Schließlich will das Publikum unterhalten werden. Seit 2005 stehen die Bühnenberserker nun im Dienste des musikalischen Amusements. Damals hat der ehemalige Stahlhammer-Sänger Georgij die Band ins Leben gerufen, deren Namen sich aus der Worten Russland, Ska und einem bekräftigendem Ja zusammensetzt. Mit positiver Grundeinstellung tingelt die Gruppe seitdem durch aller Herren Länder und hat zwischen den Niederlanden und dem Bosporus ein genauso abwechslungsreiches Publikum beglückt, wie es ihre Musik nun mal auch ist. Der bunte Russkaja-Sound steckt zwischen Worldjazz Pop, Funk, und Highspeed-Brass, versteht sich also als postmoderne Version des Balkanfolk. Gesungen wird ab und zu in englischer und deutscher Sprache, großteils jedoch auf russisch, was aber dem kommunalen Mitgrölen des Publikums keinen Abbruch tut.

Ein Jahr nach der Gründung unterschrieb die Band bei dem Independent-Label Chat Chapeau, das sich auf Weltmusik-Interpreten spezialisiert hat. Nachdem im gleichen Jahr noch die EP „Dawai, Dawai“ herausgebracht wurde, dauerte es noch ganze 2 Jahre bis zum Erscheinen des Debütalbums „Kasatchok Superstar“. Viel Herz steckten die Vollblutmusiker in das Album. Neben dem Frontmann und Sänger Gerogij Makazaria, stehen hinter Russkaja außerdem Antonia Georgiew (Violine), Zebo Adam (Gitarre), Titus Vado (Schalgzeug), Dimitri Miller (Bass), Manfred Franzmeier (Saxophon, Klarinette) sowie Hans Georg Gutternigg, welcher ein höchst außergewöhnliches Instrument, nämlich die Potete (Mischung aus Posaune und Trompete) bedient. Einige der Truppe, waren in österreichischen Formationen, wie Drahdiwaberl, Hallucination Company, oder Hot Pants Road Club aktiv, oder haben klassischen Background, wie etwa Antonia, der einzig weibliche Part im männlich dominierten Septett, die schon in jungen Jahren viele Preise gewonnen hat.

Der Nachfolger des Debütalbums wurde 2010 veröffentlicht. „Russian Voodoo“ ist die bislang letzte Platte von Russkaja und erschien auf Geco Tonwaren, einem Alternativ-Label des Hoanzl Verlags, auf dem auch schon Platten von Texta, Harry Stojka oder EAV erschienen sind. 14 Songs sorgen mit Titeln wie „Ras Dwa Tri“ oder „Gulaj Duscha“ für eine Portion Ostalgie beim Hörer. Russkaja ist definitiv die spaßigste Gruppe nach den 80er Jahre Schlagerfuzzis von Dschingis Khan. Einmal sollte man einen Auftritt von Russkaja erlebt haben, zum Beispiel um in den Genuss des Gemeinschaftstanzes „Spinning Wheel“ zu kommen. Steht das Siebenerpack gerade mal nicht auf einer Bühne, wird gerne mit anderen Musikern kooperiert. Mono& Nikitaman, Alkbottle oder auch Udo Jürgens durften vom eigenwilligen Russkaja-Sound schon profitieren. Ob 2012 die Album-Sammlung auf 3 komplettiert werden kann steht bislang noch nicht fest, aber eines ist fix: Die Bühnen des Landes werden auch im neuen Jahr wieder erobert werden. (bw)

Photos: Petra Meise, Niki Witoszynskyj

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