Porträt: Ripoff Raskolnikov

Es gibt MusikerInnen, deren Namen man einfach kennt, die man trotzdem nie live gesehen hat und von denen man keine Platte besitzt. Der Bluesgitarrist Ripoff Raskolnikov ist so ein Fall: Der Name ist mir seit Ende der 1980er Jahre ein Begriff – mehr als zwanzig Jahre später, kommt es endlich zu einer Begegnung bei einem Konzert Raskolnikovs im Wiener Klub Davies. Höchste Zeit also für ein Porträt.

Der Stadtrand von Wien. U1, Großfeldsiedlung. Überquert man einen Supermarktparkplatz, ist man im Davies angekommen. Der Grund für die weite Reise: Ein Konzert von Ripoff Raskolnikov – und die Gelegenheit für ein Interview.

Der in Graz lebende Bluesmusiker hat als Teenager begonnen, Gitarre zu spielen. „Es war die Zeit von Woodstock und ich bin über die damalige Rock- und Popmusik relativ bald zum Blues gekommen“, sagt Raskolnikov. Fortan interessiert er sich für Blues-Sänger aus den 1930er Jahren und ist fasziniert von Robert Johnson, Skip James und Blind Willie McTell. Sein eigenes Schaffen wird durch eine zweite Schiene gespeist: Von Songwritern wie Bob Dylan.

On The Road

Pro Jahr spielt er rund 60 Konzerte, im Davies wird Raskolnikov von zwei ungarischen Musikern unterstützt – das ist kein Zufall. Ungarn ist heute seine Wahlheimat, dort spielt er pro Jahr ungefähr gleich viele Konzerte wie in Österreich. Vor dem so genannten diary-writing hat Raskolnikov keine Scheu, es steht gleichwertig neben erfundenen Geschichten – vermutlich wirken seine Lieder deshalb so authentisch.

Unterwegs ist er bevorzugt mit seinem two point two (2.2) genannten japanischen Lieferwagen, der auch durch einige der Lieder fährt. So vermischen sich Raskolnikovs Leben und seine Songschreiberei. Das Unterwegs-Sein ist gleichermaßen Teil seines Lebens und Teil seiner Lieder. In den letzten Jahren hat Raskolnikov in diesem Zusammenhang freilich Veränderungen bemerkt: „Ich stelle fest, dass ich immer mehr unterwegs bin, um auf die gleiche Anzahl von bezahlten Gigs zu kommen wie früher.“ Gut, dass ihm das Reisen der Musik wegen Spaß macht. „Ich fahre gerne in exotische Länder“, sagt der Reisende Raskolnikov.

Ungarn, Serbien, Litauen

Tourneen haben ihn schon durch Serbien, Litauen und Kroatien geführt. In Bezug auf die Musikszene hat Raskolnikov einen Wunsch: „Es wäre schön, wenn es für eine Randgruppenmusik wie meine, mehr Möglichkeiten geben würde. Wenn das so genannte breite Publikum dazu bewegt werden könnte, weniger auf den Hype und mehr auf die Musik selbst zu hören.“ Das ist bei Raskolnikovs Konzert im Davies jedenfalls gelungen.

Nach dem Konzert geht man hinaus, überquert wieder den Supermarktparkplatz – und da steht er plötzlich: Der eben noch besungene 2.2-Lieferwagen, in den die Musiker, gerade ihre Instrumente einräumen. Und schon heißt es für Ripoff Raskolnikov wieder: On The Road Again…
Jürgen Plank

Live:
Sa 24.12.2011, 23h, Office Pub, Trauttmansdorffgasse 3, 8010 Graz
Fr 03.02.2012, 20h, Marenzihaus, Bahnhofstraße 14, 8430 Leibnitz

Foto: Archiv R.R.

 

http://www.ripoffraskolnikov.com/