Nein, die leichte verdauliche Kost ist es nicht, die Peterlicker einem musikalisch auftischen. Als wahre Meiser im Erschaffen von Endzeit-Soundtracks wandelt die Wiener Band auf Pfaden, die überall hinführen, nur nicht ins Gewöhnliche. Ihre Musik offenbart sich als ein höchst intensives, manchmal auch verstörendes Hörerlebnis, eines, das im Vergleich zu dem vielen anderen Gehörten lange nachwirkt. Und genau dieser Aspekt macht das Schaffen dieser Truppe insgesamt auch zu etwas Besonderem und Einzigartigem. Peterlicker konfrontieren ihre Hörer mit einer Version heftiger und genreübergreifender Musik, welche sich jeglicher Kategorisierung entzieht. Sie stellt eine faszinierende Herausforderung dar, die, wenn man sich ihr scheuklappenbefreit nähert, einem ein Tor in eine vollkommen neue musikalische Dimension eröffnet.
Bei den Köpfen hinter diesem ungewöhnlichen Bandprojekt handelt es sich um keine Unbekannten. Allesamt sind sie seit vielen Jahren namhaft in der heimischen Musikszene bekannt. Pita Rehberg als Betreiber des höchst renommierten Labels Editions Mego, Peter Schachinger als Musikkritiker der österreichischen Tageszeitung Der Standard, Franz Hergovich als Fachreferent beim Music Information Center Austria und Gregor Weissegger als Produktionsleiter bei Event Electric. 2011 veröffentlichte das Vierergespann 20 Jahre nach seiner Gründung mit „Nicht“ sein Debütalbum. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es einzig einige Aufnahmen von damals auf Kassette, die aber inzwischen vergriffen sind. Vielleicht begründet sich auch gerade in diesem Umstand der bis heute nicht verebbte Kultcharakter der Band.
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Musikalisch fahren Peterlicker einen Weg, der in die tiefsten Abgründe des menschlichen Seelenlebens führt. Melodien oder ähnlich Musikalisches sucht man in den Stücken des Vierers vergeblich. Vielmehr ist es das Spiel mit der Schwere der Monotonie, die Erhebung des Zustandes des Lärms zu einer ganz großen Kunstform, welche von Pita Rehberg, Franz Hergovich, Christian Schachinger und Gregor Weisseger bis hin zur Perfektion zelebriert wird. Ihre dunklen, bedrohlichen und ständig pulsierenden Soundwände wirken wie eine hypnotisierende und allumfassende Kraft, die, wie ein Schwarzes Loch alle Materie und alles Licht in sich aufsaugt und im Punkt des dichtesten Zustands kumulieren lässt, intensivste Atmosphäre erzeugen. Was die vier Musiker entstehen lassen, sind vielschichtigste und verstörende Soundgebilde aus verzerrten Gitarrenklängen, elektronischen Sounds und entmenschlichten Gesängen, genährt durch stilistische Versatzstücke aus dem Industrialrock, Noise, der avantgardistischen Elektronik und dem Drone Doom Metal in seiner extremsten Form.
Die Musik von Peterlicker ist ein hochkonzentriertes und faszinierendes Hörerlebnis, das vor allem auch live seine Wirkung nicht verfehlt. Bleibt zu hoffen, dass Pita Rehberg, Franz Hergovich, Christian Schachinger und Gregor Weisseger auch in Zukunft Zeit finden werden, sich diesem außergewöhnlichen Musikprojekt zu widmen. Denn was sie unter dem Namen Peterlicker fabrizieren, ist das etwas Andere, das Unbekannte, das man lange sucht und nur selten findet. (mt)