Porträt: Otto Strobl

Das Haydnorchester Eisenstadt widmet sein Konzertprogramm bei den Haydn Festspielen am 21. Oktober 2012 nicht nur den Brüdern Joseph und Michael Haydn, sondern auch Otto Strobl, der heuer seinen 85. Geburtstag gefeiert hat. Aus diesem Anlass wird sein Posaunenkonzert aufgeführt. Im Burgenland kannten und kennen viele den zeitgenössischen Komponisten, Musikpädagogen, Organisten und Dirigenten, der langjähriger Leiter des Haydnchores war und in zahlreichen Funktionen das Musikleben des Landes und seiner Hauptstadt geprägt hat. Die ihn vielleicht weniger kennen,  seien auf etwas hingewiesen, das vermutlich alle immer wieder gehört haben: Otto Strobls „FIS Fanfare“ für Bläser ist seit langem die offizielle Hymne bei internationalen Skiveranstaltungen.

1927 in Wiesen im burgenländischen Bezirk Mattersburg geboren, hatte Strobl familiär einen  musikalischen Hintergrund, sein Vater war Kantor-Lehrer des Ortes, verband also in seiner Tätigkeit Kirchenmusik und weltliche Bildung  und gab an den Sohn sein Wissen weiter, auch die Mutter war Organistin. Das Volkslied gehörte ebenso zu den Eindrücken der ersten Jahre, wie die Kirchenmusik, beide Erfahrungen schlugen sich in seinen späteren kompositorischen Werken stark nieder. Otto Strobl studierte an der Musikhochschule in Wien Musikpädagogik und Orgel, Tonsatz unter anderem bei Alfred Uhl. 1949 ging er als Lehrer in Eisenstadt in den Schuldienst, war Organist vor allem am Eisenstädter Dom. Daneben zog ihn auch bald das Chorleben der burgenländischen Landeshauptstadt in seinen Bann und er wurde 1950 mehr als vierzig Jahre Leiter des traditionsreichen Haydnchores. Zu seinen Aufgaben gehörten Aufführungen der großen Chor- und Oratorienliteratur wie auch das Schreiben von Stücken zu vielen Gelegenheiten, darunter Kantaten, Chorwerke, Oratorien und Messen mit umfangreicher Orchesterbegleitung. Er fand aber auch als Bearbeiter von österreichischen Volksliedern zu seinem persönlichen Stil, der auf diesem Bereich viel beachtet wurde. 1974 gab er „Burgenländische und kroatische Volkslieder“ heraus. Ab 1968 unterrichtete er überdies bis zur Pensionierung 1992 an der Pädagogischen Akademie Eisenstadt, lehrte Musiktheorie am Joseph-Haydn-Konservatorium, war Landeschormeister, Lehrer bei Chorleiterkursen und übte Tätigkeiten in der Lehrerfortbildung aus.

Hauptdomäne seines Komponierens war Zeit seines Lebens der Chorgesang , aber er hat sich auch um das Deutsche Lied (auch über Dialekttexte) bemüht. Ein jüngst komponierter Zyklus basiert auf sehr eigenwilligen religiösen Texten: Gebeten jener Tiere, die auf der Arche Noahs über die Sintflut hinweg gerettet wurden. „Meditationen und die Historie von Hiob“ mit Chor, Sprecher, Bariton, Orgel und Cembalo (1996) ist ein weiteres interessantes Werk.

In den späten achtziger Jahren komponierte er fünf Kinderopern (u. a. „Die braven Mädchen“ nach Nestroy, „Ein Zerwürfelnis“ und „Die Bremer Stadt Musikanten“). In seiner Orchester- und Kammermusik macht sich auch mitunter herbe Harmonik bemerkbar (Quartenakkorde und dissonante Klänge). Eine „Suite für Gen“ nennt Otto Strobl sein 1990 komponiertes Werk für konzertierende Gitarre und Streicher. Hier vereinigen sich alte Formen, virtuose Gitarreklänge und zeitgenössische Musik. Im Jahr der großen Esterházy-Ausstellung im Eisenstädter Schloß entstand 1995 ein Divertimento für Klarinette und Streichquartett.  Ein Ensemble, das Musik von Otto Strobl immer wieder gerne aufführt, ist „joseph Haydn brass“ in Eisenstadt. Auf dem Repertoire der Blechbläsersolisten stehen dessen Tänze für Brassquintett, Variationen über eine Sarabande, das Haydnbrass gewidmete „Vita et Mors“ und das Brassquintett Nr. 2.

Ein äußerst bekannt gewordenes Werk ist das „Franziskus-Oratorium“ mit Chor, Sängersolisten und Orchester (1993), das 2007 zu Otto Strobls 80. Geburtstag unter der Leitung von Eduard Kutrowatz, den Solisten Ruth Gabrielli, Herbert Lippert,  Adrian Eröd und dem Orchester Spirit of Europe wiederaufgeführt worden ist.

Insgesamt umfasst das Werkverzeichnis, teils bei Doblinger verlegt, über 500 Werke.  „Ich habe mir beim Komponieren immer leicht getan, wenn’s mir zuwider geworden ist, habe ich es einfach stehen gelassen“, äußerte sich der Komponist einmal.
(Heinz Rögl)

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