Porträt: MoZuluArt

Es gibt Musikprojekte, die einfach aus dem Rahmen fallen, die, weil deren Beteiligte Ansätze verfolgen, welche nicht und nicht den herkömmlichen Konventionen entsprechen wollen, sich im positiven Sinn vom Rest abheben. Um eine solches handelt es sich ganz ohne Zweifel bei der Formation MoZuluArt. Was nämlich hier von den Protagonisten betrieben wird, ist die kunstvolle Aufhebung so ziemlich aller musikalischen Begrifflichkeiten und Vorstellungen. Das aus Simbabwe stammende Vokaltrio Insingizi und der österreichische Pianist Roland Guggenbichler lassen vermeintlich traditionsbehaftete Klangwelten aufeinandertreffen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Mit dem Ziel etwas vollkommen Neues zu erschaffen, vermengen sie in ihren Stücken Zulu-Klänge mit klassischer Musik, vor allem mit jener von Wolfgang Amadeus Mozart. Eine Mischung, die aufgeht, hervorragend funktioniert und einfach nur staunen lässt. Längst haben MoZuluArt als bedeutende Fixgröße in der heimischen Weltmusikszene etabliert, aber nicht nur da, auch aus dem Ausland werden schon viele Blicke auf dieses außergewöhnliche Ensemble geworfen.

Nein, von klassischer Musik haben Vusa Mkhaya Ndlovu, Blessings Nqo Nkomo und Ramadu in ihrer Jugend wenn überhaupt, nur vom Hörensagen gehört. Als sie damals durch die Straßen ihrer Heimatstadt Bulawayo in Zimbabwe spaziert sind, waren es vor allem traditionelle heimatliche Klänge, welche sie umgaben. Dass sie einmal ihr Land verlassen und in Wien als ihren Lebensmittelpunkt erwählen werden, haben sie sich vermutlich genauso wenig vorstellen können, wie, dass genau die Klassik es ist, die heute einen bestimmenden Teil ihrer künstlerischen Schaffens einnimmt. „Ich bin sozusagen im Ghetto aufgewachsen, wo die klassische Musik eigentlich niemanden wirklich  Begriff ist. Man kennt nur die lokale Musik. Aber in den Städten, in großen Einkaufszentren oder in Hotels, da ist sie schon gespielt worden. Ich habe sie dort auch gehört, aber sie hatte für mich keinerlei Bedeutung, ich fand sie langweilig und zu langsam“, so Vusa Mkhaya Ndlovu in einem mica-Interview 2008.

Aber wie es oft so ist, kommt es anders als man denkt. Als Vokalensemble Insingizi Europa mit dem Ziel bereisend, die Musik ihrer Heimat auch im europäischen Breitengrad bekannter zu machen, führte der Weg die drei Sänger 1996 nach Wien. Sie fassten den Entschluss, in der österreichischen Hauptstadt die Zelte aufzuschlagen, um von hier aus ihre Mission fortzusetzen. Schnell kam man der hiesigen Musikszene in Kontakt und lernte den aus Braunau stammenden Jazzpianisten Roland Guggenbichler kennen. Dieser war in der heimischen Musikszene kein Unbekannter mehr, arbeitete er doch schon mit österreichischen Größen wie Kurt Ostbahn, Hans Theessink,  Hans Söllner und Erika Pluhar zusammen.  Als ein Musiker, der sich immer schon zu allen Seiten hin offen gezeigt und sich stets auf der Suche nach neuen Herausforderungen befunden hat, war der Schritt, mit den drei Sängern aus Zimbabwe gemeinsame Sache zu machen, kein allzu weiter.

Man begann erste Nummern für ein Vokaltrio plus Klavier zu erarbeiten, welche schon bei den ersten Auftritten großen Anklang gefunden haben. Die Idee, es doch auch einmal mit der Musik von Mozart zu versuchen, dieser neues Leben einzuhauchen, kam irgendwann in 2005 schließlich von Blessings Nqo Nkomo. Also wenige Monate vor dem großen Mozart-Jubiläumsjahr. Dem Pianisten Roland Guggenbichler war dieser Umstand bekannt, seinen drei Kollegen nicht. Wiewohl der gebürtige Oberösterreicher betont, dass keineswegs ein Kalkül hinter dem ganzen Projekt gesteckt hat. Vielmehr entsprach MoZuluArt seinem eigenen Antrieb, stets etwas völlig Neues machen zu wollen.  „Ich wusste, dass 2006 im Mozart-Jahr in Österreich die Hölle los sein wird. Ich habe das aber für mich behalten und wir haben gemeinsam das Projekt durchgezogen. Es steckte aber kein Kalkül dahinter. Vielmehr war das Spannende an der ganzen Sache, dass die Leute in Zimbabwe an österreichischer Musik, wenn überhaupt, nur Mozart kennen, und dass mit Vusa Mkhaya Ndlovu, Blessings Nqo Nkomo und Ramadu drei Sänger seit vielen Jahren in Wien leben, die sich mit diesem österreichischen Musikheiligen beschäftigen wollen“, so der Pianist.

Das Neue sollte durch das Zusammenführen gänzlich unterschiedlicher musikalischer Ansätze entstehen. Roland Guggenbichler, Vusa Mkhaya Ndlovu, Blessings Nqo Nkomo und Ramadu setzten sich zum Ziel, einen musikalischen Hybriden aus den landestypischen Traditionen zu schaffen, wobei sich die vier Musiker stilistisch keinesfalls einengen lassen wollten. So finden sich in den ungemein facettenreichen Stücken neben weltmusikalischen, folkloristischen  und klassischen Einflüssen, genauso solche aus den Bereichen der Popularmusik und des zeitgenössischen Jazz. Ein Mischung wie sie facettenreicher wohl kaum sein kann. Verewigt wurden das faszinierende Klangspektakel 2008 auf der CD „Zulu Music Meets Mozart“.

Es die ungemeine Klangvielfalt, welche das Publikum allerorts zu begeistern weiß. Die musikalische Sprache von MoZuluArt ist eine universelle, eine überall verständliche, eine durch ihre Lebensfreude mitreißende. Kein Wunder also, dass das Quartett inzwischen auf den Bühnen auch außerhalb Österreichs begeistert empfangen wird. MoZuluArt steht für Musik, die auf faszinierende Weise Brücken schlägt, von der Vergangenheit in die Gegenwart, von Afrika nach Europa, von einem Stil zum anderen. Und genau dies macht diese Truppe auch so einzigartig und interessant. (mt)

Foto 1 © Lukas Beck
Foto 2 © Manuel Zettel

http://www.mozuluart.at/