Nein, wirklich über einen Geheimtipp kann man bei einer Band, die es auf Youtube binnen eines Monats schafft, mit einem Clip mehre Millionen Klicks zu generieren, eindeutig nicht sprechen. Mehr verblüfft da schon, dass es sich bei dieser Formation um eine aus Österreich handelt. Das Salzburger Zweiergespann Klangkarussell hat mit seinem Track „Sonnentanz“ etwas geschafft, was anderen heimischen Acts leider oftmals verwehrt bleibt, nämlich einen international abgefeierten Clubhit zu landen.
Tobias Rieser und Adrian Held waren schon in der Schulzeit Freunde. Die Interessen gingen aber irgendwann ein bisschen auseinander. Während Tobias, Sohn eines Musiklehrers, eher das Sportliche beschäftigte, machte Adrian schon früh Musik. Der spätere Multiinstrumentalist lernte die Basics schon mit unter 16 Jahren. Älter, und durch diverse Jobs um Erfahrung reicher, trafen sich die beiden Schulfreunde wieder und plötzlich waren da ganz viele gemeinsame Interessen.
Sie beschlossen nicht nur gemeinsam Musik zu machen, sondern auch gleich mal einen Track zu produzieren. Als Klangkarussell veröffentlichten sie ihren ersten Song „Netzwerk“ im Sommer 2011. Der Deep House inspirierte Track enthält Passagen eines Voice-Samples des indischen Philosophen und Meditationsmeisters Osho. Die langgezogene Melodie, der ruhige Bass und die trotzdem schwungvollen Beats wiesen die musikalische Richtung, in die Klangkarussell gehen wollten.
Noch im selben Herbst produzierten sie den Song „Sonnentanz“ und luden ihn ohne viel Tamtam auf Soundcloud hoch. Der Legende nach wanderte „Sonnentanz“ dann Anfang 2012 auf Youtube, und ab da ging der Song viral. Mit heute noch über 10 Millionen Klicks, können sich Klangkarussell zu den Erfolgreichen im Internet zählen. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich das Lied 2012 von Blogs, über Onlinemagazine bis in die Charts. Das Besondere an „Sonnentanz“ ist die moderne Umsetzung von klassischen Dance-Einflüssen, wie Saxophon und eine verspielte E-Gitarre. Kein Wunder, dass nicht nur Clubs den Song rauf und runter spielten, sondern die zwei Salzburger auf mehrere große Events als DJs eingeladen wurden. Sie unterschrieben den Vertrag bei Universal Records und gewannen schließlich 2013 einen Amadeus Music Award in der Kategorie „Bester Song des Jahres“.
Doch wo viel Licht ist, findet sich auch Schatten. 2013 wurde auf Youtube ein Video veröffentlicht, in dem die kreative Eigenständigkeit von „Sonnentanz“ angezweifelt wurde. Nach der Zensur des Clips, uferte die Geschichte zwar nicht aus, aber beruhigt haben sich die Kritiker noch immer nicht. Von dem Ganzen lassen sich aber Klangkarussell die Sache nicht mies machen, schließlich stehen sie noch am Anfang ihrer Karriere. Ihr Debütalbum ist in Produktion und soll Anfang nächsten Jahres erscheinen. Dort wollen die zwei Musiker ein wenig Abstand von Samples nehmen, um Selbstaufegnommenes in den Mittelpunkt zu stellen.
Anne-Marie Darok