Am häufigsten aufscheinendes Wort auf der Homepage ist ‚ausverkauft‘. Durchschnittlich zwölf Gigs pro Monat, auf wikipedia zu finden, das gesamte Musikmanagement in eigenen Händen und die Muße, um sommerlang Almvieh zu hüten – was ist das? Es ist Herbert Pixner und er macht (u. a.) „Bauern Tschäss“, neue Volksmusik, österreichische Weltmusik, „whateva“. Der Tiroler aller Himmelsrichtungen gehört zu der Sorte Vollblutmusiker, die gar nicht anders können, als ihr gesamtes Tun auf eine schöne Sache namens „Talent“ zu konzentrieren und vielleicht ist es gerade deswegen eine große Kunst.
Kurz gesagt vereinen er und die, die „es“ mit ihm tun, hohes technisches Können mit Lust und allen Musikstilen, Ausgangspunkt originäre Volksmusik. Diese wird nicht nur aufgebrochen und erweitert, sondern führt teilweise als Sprungbrett ganz wo anders hin, manchmal sogar bis an die tiefen Abgründe des Jazz.
Pixner spielt sich auf der Bühne, wenn er spielt und zieht die Zuhörer, denen das Ladl vor Staunen runterfällt, so in seinen Bann, dass man sich musikalisch richtig massiert fühlen darf. Der Gast wird Zeuge dieser Magie, die zusammenführt, was zusammenkommen soll. An diesem Punkt fängt Musik an. Nicht dass das grundsätzlich das neu erfundene Rad wäre, denn es keuchen und fleuchen gar nicht so wenig musikalische Genies durch‘s Land, aber zu einem derartigen medialen Erfolg gehören neben Können und Glück auch jede Menge kluge Organisation, ein Allerwertester voll Arbeit und das Setzen der richtigen Prioritäten, welche die eigene Integrität nicht verkaufen, die Regeln des Business aber richtig mitspielen. Der in Südtirol zärtlich ‚Pixie‘ genannte Künstler schafft es, das Management sogar bei dem mittlerweile erreichten Ruhm in eigener Kontrolle zu belassen.
Eine Quetschn, die beim Ziehen und Drücken dieselben Töne erzeugt, ist ihm natürlich zu langweilig, darum spielt er die Steirische, aber auch Klarinette, Tuba, Flügelhorn, zeigt seinen süßen alpinen Schmäh als wortgewandter (Radio-)Moderator, hat im übrigen auch einen Brotberuf erlernt (Musiklehrer) und verbrachte von 1995 bis 2010 er die Sommer auf Schweizer Almen, um den Boden unter sich nicht zu verlieren, wenn die Bretter, die die Welt bedeuten, in sauerstoffarmen Höhen in ihrer Dichte nachlassen.
Der in verschiedensten Formationen (Hoamstanzer, Lechner-Kerer-Pixner Trio, Legendary St. Pauls Tschässbänd, Südtiroler Tanzlmusig…) musizierende bzw. als Studiomusiker (und möglicherweise für jeden Spaß zu habende) 38jährige hat sich seine Position über den gesamten Alpenraum hinweg erarbeitet und mit vielen KollegInnen der Branche gemeinsame, oft musikalisch Grenzen sprengende Sache gemacht: Ostbahn Kurti, Manou Manouche, Symphonic Winds, Joe Smith Band, Maximilian Geller, Manuela Kerer und Eduart Demetz, Ensemble Schnittpunktvokal… Man findet ihn auch bei Theater- und Kabarettproduktionen („Stirb lansam, Brandtner!“) und er fehlt nicht bei zeitgenössischen Tanzprojekten sowohl in Südtirol als auch in Frankfurt. Sein Name taucht auf bei den Fuchsseefestspielen in Rim Ridnauntal bzw. in Spielberg beim Musikfestival. Dem ist sicher nicht fad!
Ausgezeichnet durch u. a. den Hanss Seidl-Nachwuchspreis musikleitet Herbert Pixner seit 2012 das Festival Vertikal-Horizontal in Neukirchen am Großvenediger und arbeitet mit Manuel Randi aus Bozen in Projekten zusammen.
„Blus’n auf!“ heißt eine CD und das klingt mehr als zweideutig! Weil wen erinnert das nicht sofort an das Wort ‚Blues‘? Nämlich jenen, der sich bei dem aktuell unter der Überschrift „Na und?!“ samt gleichnamiger CD tourenden Quartett u. a. aus der Brust gerissen wird. Das Ensemble Pixner Projekt besteht aus Heidi Pixner an der Harfe, Werner Unterlechner am Kontrabass, Manuel Randi an der Gitarre und dem Namensgeber Herbert Pixner an der Diatonischen Harmonika. Im Winter geht’s ab ins Studio für die neue Scheibe „Quattro“, die dann 2014 übers ganze Jahr hinweg in mehr oder weniger Zentraleuropa fleißig vorgestellt wird, im Osten z. B. beim Akkordeonfestival in Wien 2014. Gustav Mahler bringt es auf den Punkt: “Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers”. Man könnte auch sagen: Musik ist bedeutsam, wenn aus ihr das gewisse „Na-und?!“ spricht.
Alexandra Leitner