ensemble xx. jahrhunder (exxj) – der Name des Ensembles verrät bereits zum Teil, was auf dem Programm steht. Doch das Repertoire des Ensembles, das Peter Burwik 1971 gründete und das er bis heute leitet, macht nicht bei der letzten Jahrtausendwende halt. Während es nach schier unglaublicher Kontinuität klingt, dass ein Ensemble über vier Jahrzehnte von ein und derselben Person geleitet wird, zeigt das Repertoire auch ein großes Maß an Heterogenität. Denn Burwik fühlt sich keiner bestimmten Ästhetik verpflichtet. Vielmehr geht es ihm bei der Auswahl der Werke darum, dass der Komponist mit Sensibilität, Wachheit und Offenheit an die Themen der Zeit herangeht.
Und so finden sich Werke der Zweiten Wiener Schule neben Minimal music, Wiener Lied neben Jazzanklängen und allen möglichen Stilrichtungen, die sich als Neue Musik bezeichnen lassen. Was den Theaterwissenschaftler Peter Burwik, der das musikalisches Handwerk u.a. bei Bruno Maderna lernte, damals zur Gründung des Ensembles bewog, war nicht nur das persönliche Interesse. Es war auch eine Zeit, in der eine gewisse Aufbruchstimmung herrschte, das geistige Umfeld Initiativen wie dieser freundlich gesonnen war und der Ruf nach der Erschließung der Neuen Musik laut wurde. So fand das exxj, das sich aus ersten Mitgliedern der großen Wiener Orchester und freischaffenden Instrumentalisten zusammensetzt, im Museum des 20. Jahrhunderts einen Ort, an dem es der Verbreitung Neuer Musik nachgehen konnte.
Fragt man Peter Burwik, was sich in den letzten Jahrzehnten verändert hat, so ist seine Antwort gleichermaßen ernüchternd wie zukunftsgerichtet. Denn in puncto Förderung durch die öffentliche Hand und die Struktur des Kulturlebens sieht er Versäumnisse und Defizite, denn zu wenig wird Innovatives gefördert und die Verantwortung der Förderung von Neuem zu sehr auf große Institutionen abgewälzt. Doch kommt dort durch den Blick auf die Auslastungszahlen die Neue Musik weithin zu kurz. Positiv hingegen sieht Burwik, der lange Jahre an der Musikuniversität unterrichtet hat, dass die technischen Qualifikationen der Studierenden stetig steigen und die Aufstockung der Unterrichtseinheiten im Bereich Neuer Musik Früchte trägt.
Doch zu tun bleibt genug: In Bezug auf die Zukunft wünscht sich Burwik ein Haus für Neue Musik, in dem die unterschiedlichen vorhandenen Initiativen gebündelt werden können, wo internationaler Austausch möglich ist und wo innovatives Arbeiten in Laborsituationen stattfinden kann. Die Hoffnung Burwiks ist zudem, dass eine solche Einrichtung Raum für breite Kulturdiskussionen bieten könnte. Dieser Ansatz impliziert auch, dass die Konkurrenz von mehreren auf Neue Musik spezialisierten Ensembles nicht negativ gesehen wird, sondern die positive Sicht im Sinne des gemeinsamen Einsatzes Gleichgesinnter vorherrscht. Schließlich können Innovationen auf einem bestimmten Gebiet nicht von einer einzelnen Gruppe geleistet werden, sondern das Zusammenwirken einer ganzen Szene ist vonnöten.
Von den Überlegungen zu den Taten: Bereits in der Anfangszeit setzte das Ensemble u.a. mit seinem Hanns-Eisler-Zyklus oder mit der Aufführung von Werken Vinko Globokars in Österreich wichtige Initiativen. Und auch heute bringt das exxj Ungehörtes an das Publikum. Mit der gemeinsam mit dem Österreichischen Komponistenbund (ÖKB) veranstalteten Konzertreihe „Tribüne – Lauschergreifend“ werden Werke österreichischer bzw. in Österreich lebender KomponistInnen vorgestellt. Durch die Moderation von Mirjam Jessa wird im Gesprächen mit KomponistInnen und MusikerInnen Wissenswertes über Entstehungsgeschichte, Kompositionsweise und Interpretation vermittelt, so dass sowohl für Kenner als auch für Neulinge der Neuen Musik Interessantes dabei ist. Auch werden bestimmte Stellen zur Verdeutlichung herausgespielt oder Teile eines Werkes wiederholt interpretiert.
Nach den Konzerten in entspanntem Rahmen ist zudem die Kontaktaufnahme mit den KünstlerInnen möglich. So übernimmt das exxj einen wichtigen Teil zu Interpretation und Vermittlung Neuer Musik. Und auch nach 40 Jahren ist das exxj mit Freude dabei, sich mit den Strömungen der Zeit auseinander zu setzen.
Doris Weberberger
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Ensemble xx. Jahrhundert