Einer der momentan umtriebigsten Labels in den ausgewählten Fächern der musikalischen Diaspora ist mit Sicherheit Editions Mego. Peter Rehbergs in Wien ansässige Label ist schon seit langem ein Synonym für feinste experimentelle Elektronik, Noise, Post-Industrial und Improvisation, aber im Moment scheint es gerade einen Overdrive mit ständigen Updates zu geben. Allein in den ersten Monaten des Jahres 2011, hat uns Editions Mego mit -um nur einige zu nennen- neuen Alben von Russell Haswell, Peterlicker und Mark Fell, Neuauflagen von Klassikern von Bill Orcutt und Bruce Gilbert, eine Zusammenstellung von schwer aufzutreibenden Solowerken von Emeralds Mark McGuire, ein Buch und CD-Edition von Florian Hecker, und die erste in einer neuen Serie von Jim O’Rourkes Vinyl-Veröffentlichungen, beschert.
Label-Chef Peter Rehberg, alias Pita, ist ein viel beschäftigtiger Mann. Seit der Neuauflage von dem ursprünglichen Mego-Label im Jahr 2006, ähnelt die Anzahl der Veröffentlichungen von Editions Mego schon jetzt die Fülle der Releases des Originallabels während seinem vorangegangen 11-jährigen Bestehen. Das Label Mego (der Name steht für “My Eyes Glaze Over” und stammt von dem Zukunftsforscher Herman Kahn) ist ursprünglich im Jahre 1994 von Ramon Bauer, Andreas Pieper und Peter Meininger gegründet worden, bevor Meininger 1995 von Peter Rehberg ersetzt wurde. Geprägt von der internationalen Rave und Techno-Szene der 90er Jahre, stand das Label von Anbeginn für innovative und facettenreiche Klangexperimente. Im Dezember 2005 wurde die Firma geschlossen, dafür aber gleich wieder von Peter Rehberg im Januar 2006 als Editions Mego neugegründet, mit dem Ziel den Back-Katalog des Vorgängerlabels zu erhalten, sowie Neues zu veröffentlichen.
Peter Rehberg ist selbst kein unbeschriebenes Blatt. Bekannt unter dem Namen Pita, ist er einer der repräsentativsten Künstler der Wiener Elektronik-Szene und einer der innovativsten experimentellen europäischen Musikern der letzten Jahre. Als Pionier auf dem Gebiet der dissonanten digitalen Musik und Noise, erforscht er stets neue Ästhetiken und experimentiert mit verschiedenen Stilen, einschließlich Glitch, Noise und Minimal-Elektronik.
Ursprünglich aus London, wurde Peter Rehberg eine wichtige Figur in der Geburt des Glitchs mit der Veröffentlichung des Albums “Seven Tons For Free” (1996). Im Jahre 1999 veröffentlichte er ein Konzert für Pulssignale mit dem Titel “Get Out”, die als Erstling der Trilogie mit “Get Down” (1999) und das “Get Off” (2005) vorausging. Rehberg hat international hohes Ansehen gewonnen und gewann neben Fennesz die Prix Ars Electronica Auszeichnung für Digitale Musik bei der Ars Electronica 1999. Über die Jahre hat er mit vielen namhaften Künstlerinnen und Künstlern kollaboriert, unter anderem mit Jim O’Rourke, Christian Fennesz, Tina Frank, Tujiko Noriko, Kevin Drumm, Stephen O’Malley, Matmos, Marcus Schmickler, Michaela Schwentner, Russell Haswell, Florian Hecker, Carlos Giffoni, Gert-Jan Prins, Mika Vainio, Zbigniew Karkowski, Z’EV, Rosy Parlane, Keith Rowe, Dennis Cooper, Gisele Vienne und Sunn O))) . Neben seinen zahlreichen Projekten und seiner Arbeit als Label-Chef, fungiert er wieder nach einer 20-jährigen Schaffenspause der Noise-Industrial Formation als Mitglied von Peterlicker.
Mit Editions Mego legt Rehberg ein beeindruckendes Tempo vor, und es scheint nicht langsamer zu werden. Erst kürzlich gab es zwei besonders herausragende elektronische Veröffentlichungen mit Oneohtrix Point Nevers “Returnal” und Emeralds “Does It Look Like I’m Here?”, die auch international viel Anerkennung fanden und für die Underground Synth-Musik ein Zeichen setzten. Seit Neuestem gibt es auch zwei höchstspannende Spin-off Labels aus besagtem Hause. Zum einen: Spectrum Spools, geleitet von Emeralds John Elliott, das sich gegenwärtige, vergangene und zukünftiger elektronischer Musikwerke von höchster Qualität auf die Fahnen geschrieben hat. Zum anderen: Ideologic Organ, kuratiert von Sunn O)))s Drone-Meister Stephen O’Malley, der schon eine Reihe von Solo- und kollaborativen Werken bei Editions Mego herausgebracht hat und nebenbei auch als Graphiker für das Label arbeitet. Besonderer Fokus von Ideologic Organ ist die ausschließliche Veröffentlichung in Vinyl und in digitaler Form.
Liebhaber und Liebhaberinnen von innovativen und experimentellen Musiksphären und feinster Klangästhetik können sich sicher sein, dass die neuen Projekte genauso unkonventionell sein werden wie der Rest des Editions Mego Katalogs. (db)
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