Porträt: Clara Moto

Die Erwartungen an Clara Motos Debüt „Polyamour“ waren groß. Selten zuvor hat eine österreichische Musikerin schon im Vorfeld einer Veröffentlichung derart viel Staub aufgewirbelt wie die aus Graz stammende Clara Prettendorfer. Zwei erstklassige EPs auf dem renommierten französischen Label InFiné sorgten dafür, dass die Elektronikerin auch international schon auf sich aufmerksam machen konnte. Im April dieses Jahres hatte das gespannte Warten schließlich ein Ende. Clara Motos Erstlingswerk überzeugte auf allen Linien und wurde von den Kritikern mit Recht mit Lobeshymnen bedacht.

Einige Zeit ist es schon her, dass die österreichische, speziell die Wiener Elektroszene weltweit für Furore sorgen konnte. Von der Mitte der neunziger Jahre bis zur Jahrtausendwende galt Wien in Sachen elektronischer Musik als eine Stadt mit Weltgeltung. Doch wie es mit Hypes allzu so ist, verebben diese auch wieder. Interessant war aber, dass trotz des guten Bodens, der geschaffen wurde, nur wenig wirklich Innovatives und Neues passierte.  Es scheint so, als hätten die Protagonisten in den vergangenen Jahren eine Art Dornröschenschlaf gehalten. Die Zahl der Acts, die sich im  internationalen langfristig etablieren konnten, hielt sich in einem sehr überschaubaren Rahmen.

Doch in den vergangenen Jahren ist doch erneut einiges in Bewegung geraten. Eine junge ambitionierte Generation an ElektronikmusikerInnen und DJs machte sich daran, die internationalen Clubs wieder zurückzuerobern. Man denke nur an die Erfolge eines Dorian Concept oder Ken Hayakawa. Eine Künstlerin, die inzwischen ebenfalls ganz vorne mitmischt, ist die Grazerin Clara Prettendorfer alias Clara Moto. Sie zählt ohne Zweifel zu den großen Neuentdeckungen der Szene und wird vielerorts als deren aktueller Shootingstar abgefeiert. Was aber in Nachhinein vor allem beeindruckt, ist die kurze Zeit, in der es die Elektronikerin geschafft hat, sich in den internationalen Clubs und Konzerthallen Gehör zu verschaffen.

Angefangen hat alles in den frühen 2000er Jahren, als die Grazerin damit begann, in den Studentenkneipen ihrer Heimatstadt  ihre Lieblingsplatten aufzulegen und  diverse Parties zu organisieren. Bald schon folgten auch selbst produzierte Tracks. Voller Tatendrang gründete sie wenig später gemeinsam mit Freunden das Label Houseverbot. Der vielleicht entscheidende Schritt hin zu einer musikalischen Karriere erfolgte mit der Teilnahme an der Red Bull Music Academy 2006, sowie an der in diesem Rahmen stattfindenden Academy Tour. Clara Moto erhielt die Gelegenheit, bei international so bedeutenden Festivals wie dem Sonar Festival in Barcelona oder dem Montreux Jazz Festival auf der Bühne zu stehen.

Zur gleichen Zeit lernte Clara Prettendorfer auch den französischen Techno-Artist Agoria kennen. Wie es der Zufall so wollte, war dieser gerade im Begriff, sein eigenes Label „InFine“ zu gründen. Von ihrer Musik angetan, entschied sich der Franzose sogleich auch dazu, die junge Grazerin unter Vertrag zu nehmen. Das erste Produkt dieser Kollaboration erschien 2007 in Form der EP „Glove Affair“. Mit „Silently“ folgte ein Jahr später auch schon eine zweite Veröffentlichung.

Bereits damals wurde offensichtlich, dass es sich bei Clara Moto um ein richtiges musikalisches Ausnahmetalent handelt. Was die junge Grazerin schon in ihrer künstlerischen Frühphase auszeichnete, war ihr ausgeprägtes Musikverständnis sowie ihre Fähigkeit unterschiedlichste Elemente songtauglich in Verbindung zu setzen. Auch zu erkennen war eine stetige Weiterentwicklung des eigenen Stils. Tönte die erste EP noch sehr technoartig und roh aus den Boxen, ging die Elektronikerin auf dem zweiten Output einen Schritt weiter und erweiterte ihr Klangspektrum um verschiedene Elemente aus der Popmusik. Zudem war auf „Silently“ erstmals auch ihre Kollegin Mimu als Sängerin mit an Bord. Der gemeinsam aufgenommene Track schlug in der Szene ein wie eine Bombe und entwickelte sich zu einem echten Hit. Auch außerhalb Österreichs.

Anfang dieses Jahres war es dann schließlich soweit. Mit „Polyamour“ veröffentlichte Clara Moto ihr von allen Seiten mit Spannung erwartetes Debütalbum. Die Grazerin erfüllte alle hochgesteckten Erwartungen, stellte sie doch eindrucksvoll unter Beweis, dass sie in der Lage ist, den Spannungsbogen über die Länge eines gesamten Albums aufrecht zu erhalten. Musikalisch bietet Clara Moto eine Mischung aus Techno, House, Ambient, Pop und Electronica, wobei sie in ihren Tracks eher minimalistisch an die Sache herangeht. Gleichzeitig offenbart die Grazerin aber auch einen großen Hang zu eingängigen dichten Melodien. Diese verweben sich mit dem Gesang von Mimu zu einer höchst eigenständigen Soundästhetik, die gleichermaßen im Radio wie auch in einem Club funktioniert.

Mit „Polyamour“ ist Clara Moto ein wirklich starkes Stück Musik gelungen. Die Tracks verlieren auch nach mehreren Durchläufen nichts an ihrem Reiz und offenbaren immer wieder neue Überraschungen. Eines scheint auch so gut wie sicher. Von dieser Frau wird man auch in Zukunft noch so einiges hören. (mt)

Foto 1: Fabian Brunsing

http://www.myspace.com/claramoto