Porträt: Clara Luzia

Clara Luzia – allein der schöne Klang des Namens geht nicht nur herrlich leicht durch die Ohren, sondern bleibt auch ebenso leicht im Gedächnis hängen. Spätestens als sie 2008 den Amadeus Award in der Kategorie „FM4 Alternative Act des Jahres“ gewonnen hat, sollte die Sängerin mit der zerbrechlichen Statur und der gewaltigen Stimme in aller Munde sein. Die heimische Sing-/Songwriter Szene hat mit ihr an enormen Bekanntheitsgrad gewonnen, der weit bis über die alpenländischen Grenzen hinausreicht.

Der Aufstieg einer Clara Luzia begann ebenso, wie es bei ganz vielen Solokünstlern angefangen hat, nämlich in einer Band. 1999 gründete sie gemeinsam mit ihrer Schwester Veronika und Elisabeth Gettinger die Formation Alalie Lilt, welcher im Laufe der Jahre weitere Mitglieder folgten. Zwei Album-Veröffentlichungen und viele Live-Auftritte später, verließ Clara Luzia das gemeinsame Projekt um auf Solopfaden zu wandern. Frau Humpel, so mit bürgerlichen Namen, begleitete die britische Sängerin Emma McGlynn (mit der Sie auch den Song “Faces” aufgenommen hat) auf Tournee. Schon bald darauf machte sie Bekanntschaft mit dem Musiker Alexander Nefzger, mit dem sie ihre erste Soloplatte „Railroad Tracks“, der auf ihrem selbst gegründeten Label „Asinella Records“ erschien, produzierte. Als Arrangeur war Nefzger auch an den folgenden Werken “The Long Memory”, sowie “The Ground Below” beteiligt. Clara Luzia hatte das Glück, Konzerte internationaler Musikgrößen wie Sarah Bettens oder The Frames eröffnen zu dürfen. Kein schlechtes Unterfangen, zieht man den weiteren musikalischen Weg in Betracht.

Auf ganz charmante Weise lässt sie Folk-Feeling aufkommen,doch selbst elektronische Einflüsse sind  bei vielen ihrer Arrangements nicht von der Hand zu weisen. Nach dem zweiten Album aus dem Jahre 2007 „The Long Memory“ erschien zwei Jahre darauf ihr bislang letztes Werk „The Ground Below“. Ebenso wie die Vorgänger-Alben, ziert das Cover eine Illustration des türkischen Zeichners Sadi Güran. Das neue Werk steht den Alten um nichts nach. Klar, es klingt etwas urbaner, dreht melodisch etwas mehr am Rad der Zeit – doch in Sachen Inhalt geht es seit jeher um zwischenmenschliche Beziehungen, verflossener Liebe, Verlust, Trennung und tiefen Emotionen, stets eingepackt in wundervolle Metaphern, die sich ebenso schön in ein Gedichtband bündeln lassen könnten. Dass das Genre des Sing-/Songwritings eine weitaus größere Spannweite als nur Gesang und Gitarrengeklimper besitzt, hat die talentierte Musikerin stets bewiesen. Ihrer ausdrucksstarken Stimme setzt sie ein fulminantes Instrumentalensemble entgegen, dass sich hören lassen kann. Das dies dem Publikum gefällt, lässt sich schon alleine daraus schließen, dass das Release-Konzert im Wiener WUK im April 2009 restlos ausverkauft war.

Melancholie und Glückseligkeit wechseln sich in gekonnter Harmonie ab. Langweile kommt in ihrer Musik selten auf. Dass Clara Luzia selbst vor Bearbeitungen von Kinderliedern nicht Halt macht, zeigt sich im Song „Two of them“. Wer genau hinhört, kann Auszüge von „Bruder Jakob“ erkennen. Der Eröffnungssong des aktuellen Albums „Queen of the Wolves“ beispielsweise ist ein herrlich, ohrwurmtauglicher Popsong, während „Bleed“ oder „Tired City“ in beschwingte Melancholie abdriftet. Ferner setzt Clara Luzia auf rustikalen Polkasound, traditionelle Walzerklänge, sowie Sprechgesang.

Clara Luzia Humpel, die einst in einem kleinen niederösterreichischen Dorf nahe der tschechischen Grenze aufwuchs, zum Studieren nach Wien zog und seitdem dort beheimatet ist, geht an ihre Arbeiten mit unverhohlener Weltoffenheit heran. Von der österreichischen Hauptstadt aus, hat sie ihren Siegeszug durch den deutschsprachigen Raum angetreten. Bislang mit großem Erfolg. In Deutschland sind die alternativen Radiosender schon lange auf den Sound der jungen Künstlerin aufmerksam geworden. Und wenn selbst das streng formatierte Ö3 in Clara Luzia einen „Neuen Österreicher“ sieht, kann sie zumindest in Sachen Vermarktung soviel nicht falsch gemacht haben kann. Clara Luzia bleibt weiterhin am aufsteigenden Ast. Bis Weihnachten stehen noch zwei Konzerte in Österreich an. Am 20. November ist die Band live beim Okto-Geburtstagsfest im WUK zu hören. Nach einem kleinen Abstecher Richtung Deutschland geht es am 17. Dezember oberösterreichischen Hartkirchen weiter. Schell Tickets sichern, nicht zum ersten Mal könnte man vor ausverkauftem Hause stehen.(bw)

Fotos Clara Luzia @ Sarah Haas

http://claraluzia.com