Porträt: Célia Mara

Man kann sie sich eigentlich kaum mehr vorstellen, die heimische Weltmusikszene ohne die aus Brasilien stammende Singer/Songwriterin Célia Mara. Sie zählt zu jenen prägenden Persönlichkeiten, die seit Jahren bereits mit ihrem Schaffen, großem Engagement und ihrer Internationalität, der heimischen Musikwelt mit den Stempel aufdrückt. Darüber hinaus ist die im Jahre 1963 geborene Sängerin und Gitarristin dafür bekannt, dass sie sich niemals ein Blatt vor den Mund nimmt, ihre Meinung und Botschaften mit Vehemenz zu vertreten versucht und in ihrer Musik Missstände schonungslos anprangert. Die Querdenkerin Célia Mara versteht sich als eine sich in verschiedenen Welten beheimatet fühlende Künstlerin, für die Grenzen, seien es nun staatliche, gesellschaftliche oder auch musikalische, einfach keine Bedeutung haben. Vielleicht die einzige echte Punkerin der Weltmusik.

1963 in brasilianischen Pedra Azul geboren, ist es vor allem die Musik, die sie schon in frühen Jahren fasziniert und seither eigentlich auch nicht mehr losgelassen hat. Selber schreibt sie, sind es vor allem die Samba-Rhythmen, die folkloristische Musik ihrer Heimatregion Minas Gerais, die allseits bekannten und populären Telenovela Songs sowie die damals in Wachsen begriffene Tropicalia-Bewegung, die ihren Musikstil und ihr Denken nachhaltig geformt haben. Erstmals mit eigenen Kompositionen auf der Bühne steht die Sängerin und Gitarristin bereits mit 14 Jahren. Überregional auf sich aufmerksam machen kann Célia Mara mit 18, als sie als erste Sängerin ihrer Heimatregion überhaupt, bei einem bedeutenden nationalen Festival in Belo Horizonte auf der Bühne steht. Danach geht es relativ schnell. Es folgen zahlreiche Konzerte in bedeutenden Jazzclubs und Auftritte bei  wichtigen Festivals, was ihren Bekanntheitsgrad binnen kürzester Zeit anwachsen lässt.

Anfang der neunziger Jahre wird  Célia Mara schließlich eingeladen, bei einem kleinen Jazzfestival in der Schweiz zu spielen. Mit der Entscheidung dort aufzutreten, leitet die brasilianische Musikerin gleichzeitig auch den Beginn eines neuen Abschnittes ihrer Karriere ein. Die Sängerin und Gitarristin entdeckt die europäische Jazz und zeigt sich von dieser vom ersten Moment an begeistert. Sie beginnt in verschiedenen Bands mit europäischen Kollegen, wie etwa Leitieres Leite, zusammenzuspielen, was ihren eigenen Stil auf entscheidende Art und Weise prägt. Durch zahlreiche Auftritte in Deutschland, Österreich und Italien gelingt es Célia Mara schließlich, sich auch fern von ihrer Heimat einen Namen zu machen. Sie entscheidet sich in Europa zu bleiben und wählt zunächst Salzburg als ihre “Wahlheimat”. Wenig später übersiedelt sie nach Wien.

Vor allem ihr musikalischer Zugang ist es, welcher zu begeistern weiß. Die ausdrucksstarke und charismatische Sängerin versteht es wie nur wenige, ihren eigenen Stil weiterzuentwickeln, indem sie die unterschiedlichen Klangtraditionen Europas und Südamerikas in einem gemeinsamen Sound aufgehen lässt. So zeigt die facettenreiche Künstlerin keinerlei Berührungsängste und führt so Entgegengesetztes wie brasilianische Rhythmen, Afro Grooves Bossa Nova, Reggae und Tango mit europäischen Spielformen des Jazz, Rock, Funk, Hip Hop und der Balkanfolklore in ein wunderbar homogenes Ganzes zusammen. Sogar elektronische Musik findet Eingang in die Stücke der zu allen Seiten hin offenen Künstlerin. Selber bezeichnet die gebürtige Brasilianerin ihren Stilmix als „Bastard-Sound“, welcher erstmals 1997 auf ihrem Solo-Debütalbum „Hot Couture Do Samba“ hörbar wird.

2000 wird ihr die Ehre zu Teil, von den LeserInnen des Musikmagazin Concerto zum besten World Music Artist gewählt zu werden. Eine Auszeichnung, die nicht die letzte sein sollte. Ein Jahr darauf veröffentlicht sie mit „Necessário“ ihr zweites Album. Hierbei handelt es sich um eine Sammlung von populären brasilianischen Antikriegsliedern. Der große Wurf gelingt Célia Mara mit ihrem dritten Werk “Bastardista” im Jahr 2005, mit dem sie in den Top 10 der europäischen Weltmusik Charts landet. Darüber hinaus erhält sie für ihr Schaffen und ihr Engagement den brasilianischen Exportpreis für Kultur. 2008 erscheint mit „Santa Rebeldia” ihr bislang letztes Album. Nach einer kurzen Schöpfungspause meldet sich die Sängerin 2010 schließlich mit dem Programm „Meus Amores“, einem gemeinsamen Projekt mit der brasilianischen Musikerlegende, dem Gitarristen und Sänger Nelson Angelo, eindrucksvoll zurück. Aktuell ist Célia Mara wieder vermehrt live unterwegs. Die nächste Gelegenheit diese Außergewöhnliche Künstlerin auf der Bühne zu sehen, gibt es am 19. März im Rahmen der „femous centenary night“ in der Ottakringer Brauerei in Wien. (mt)

http://www.celia-mara.net/
http://www.myspace.com/celiamara