Porträt: Brenk Sinatra

Was wenige wissen, deshalb umso deutlicher betont werden muss: Kaisermühlen spielt in der ersten Liga, was dicke Beats und großartige Rhymes angeht. Genau zwischen Reichsbrücke und Alte Donau befindet sich die Homebase des Klangbastel-Großmeisters Brenk Sinatra, dessen  Produktionen bereits den Weg über die Donau bis an die Westküste der U.S.A. gefunden haben. Brenk hat sich mittlerweile zu einer internationale Größe gesampelt. Konkurrenz in seinem Gebiet kennt er nicht. Zumindest nicht in Österreich. Deswegen ist der Wiener dieses Jahr endlich für den Amadeus-Award in der Kategorie  Hip Hop/R’nB nominiert.

Branko Jordanovic, so wie Brenk im bürgerlichen Nemen heißt, ist als Sohn eines serbischen Vaters und einer slowakischen Mutter in Wien geboren und in Kaisermühlen aufgewachsen. Bis heute hält er seinem Heimatbezirk die Treue. Selten wird die Donau gequert, und wenn dann nur, um nach neuem Soundmaterial zu stöbern. Schon seit seiner frühen Jugend hat Brenk seine große Leidenschaft in der Musikrezeption gefunden. Seine große Liebe gilt hierbei dem Westcoast-Rap. Mit N.W.A., Easy E im Ohr aufgewachsen, nehmen all diese Interpreten nun großen Einfluss in sein eigenes Tun. Weitere Inspiration holt sich Brenk außerdem aus dem Ostküsten-Sound New Yorks, Philadelphia und insbesondere aus Detroit, wo der Geist der Motown-Ära noch immer zu spüren ist.

Brenk hat sich seine Fähigkeit des Sample-Schnipseln autodidaktisch beigebracht. Keine Spur von einer Ausbildung an der SAE oder eines Tontechnik-Studiums. Laut eigener Aussage, genügt es ein gutes Gehör zu haben. Nachdem er sich Zeit seines Lebens fast ausschließlich mit dem Suchen und Hören sowohl alter, als auch neuer Platten beschäftigt, mag es nicht wundern, dass sein Gehör  mit der Zeit  hervorragend geschult wurde. Kein anderer Produzent im gleichen Umfeld schafft es so einwandfrei, mit 70s Soul, Wiener Schule, G-Town, Elektonica und klassichen Drum-Patterns zu jonglieren wie Brenk Sinatra es gelingt. Dieses außergewöhnliche Talent hat mittlerweile nicht nur die österreichische Rapszene erkannt. Nachdem Brenk beim Label Stiege 44 ein musikalisches Zuhause fand und nun die halbe österreichische Hip Hop-Szene, inklusive Kamp, Skero oder MadoppelT zu seinen Kunden zählen darf, wurden nach und nach auch deutsche Kollegen auf den Sound des Kaisermühlners aufmerksam. Nebenbei bemerkt liegt die Stärke des Wieners insbesondere darin, mit wenig  Equipment, Großes zu erschaffen. Ein Rechner mit einigen Software-Synthesizern, ein MicroKorg, eine SP-1200, eine alte, kaputte Elka-Orgel und ein Plattenspieler reichen für seine Klangbasteleien vollkommen aus. Mit „Gumbo“ legte Brenk seine erste Instrumentalplatte auf dem Waxolusionists-Label Supercity hin. Nachdem dieses Hip Hop-Meisterwerk von der musikalischen Fachpresse noch so gut wie unbemerkt blieb, gingen beim „Nachfolgewerk Gumbo 2: Pretty Ugly“ die Wogen hoch. Selbst das deutsche, renommierte Szenemagazin JUICE fand vergangenen Herbst ausschließlich lobende Worte für  die Sample-Maschinerie des Österreichers.

Dass es Brenk mit seinem Sound auch mal über den Ozean schaffen würde, hätte er vermutlich vor einigen Jahren höchstens zu Träumern gewagt. Die Realität sieht nun so aus, dass sich der Wiener mit Stolz in die internationale Riege der Beat-Producer einreihen kann und als bekennender US-Rap Fan für die ganz Großen dieses Metiers  im wahrsten Sinne des Wortes mitmischen darf.  Guilty Simpson, Marv Won und DJ Premiere sind nur einige wenige, die immer wieder gerne auf den Sound made in Kaisermühlen zurückgreifen. Des weiteren zeigt sich Brenk Sinatra für einen Großteil des kommenden MC Eiht Albums “Which Way Iz West” verantwortlich, das diesen Sommer auf dem Label von DJ Premiere erschienen soll.

 

 

Das Aufträgen könnte für Brenk gerade nicht besser laufen. Zusammen mit dem Soulsänger und Trompeter Miles Bonny aus Kansas City wird unter dem Projektnamen S3 (SuperSoulShit) gerade an einem Album geschraubt. Zudem ist ein Projekt mit Funk-Legende Hubert Tubbs im Gange, sowie einige Auftragsarbeiten für das russische Rap-Klientel. Auf ganz neues Material des Wieners muss man sich also noch ein klein wenig gedulden, derweil kann man sich aber an gegenwärtigem Instrumental-Stücken anhalten. Und das weltweit, denn selbst Radiosender wie BBC Radio1 wie auch  viele amerikanische Mainstream-Radiostationen bleiben vom Mörderbeat des Wiener Originals nicht verschont. Sollte nicht Brenk Sinatra, sondern Mitbewerber Kayo am 1. Mai die Amadeus-Trophäe mit nach Hause nehmen dürfen, kann sich Brenk zumindest ein Stück des Kuchens abschneiden. Schließlich hat er seinem Kollegen schon mit dem ein oder anderen Beat ausgeholfen.(bw)

Foto (c) Robert Winter

 

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