Porträt: Ben Martin

Beim 18. Call des Österreichischen Musikfonds hatten heimische Acts wieder die Gelegenheit, sich für eine Produktionsförderung zu bewerben. 90 Musiker sind diesem Aufruf gefolgt, 25 davon haben eine Förderzusage erhalten. Einer unter den 25 ist Ben Martin, der den Kennern der heimischen Musikszene kein Unbekannter sein dürfte. Hat er doch so einige Projekte am Laufen, die bislang allesamt ein recht breites Publikum angesprochen haben. Mit „Born Under Dark Skies“, legt Ben Martin sein sechstes Solo-Album vor, welches er beim kürzlich stattfindenden Waves Vienna- Festival erstmals der Öffentlichkeit präsentiert hat. Ein guter Grund also, dem vielbeschäftigtem Musiker ein mica-Porträt zu widmen.

Ben Martin, mit bürgerlichen Namen auf Martin Rotheneder hörend, stammt aus St. Pölten und gilt als einer der umtriebigsten Musiker hier im Lande – das wohlgemerkt schon seit seiner Kindheit an. Mit 7 Jahren begann er Gitarre zu spielen, und nur wenige Jahre später galt er bereits als Begründer mehrerer Bands, die sich wohl alsbald zwischen erstem Liebeskummer, spät wuchernden Brusthaaren und diversen anderen (post-)pubertären Tragödien in den Sand verlaufen haben. Einer seiner größten Lieben während der Weltschmerz verzerrten Jugendjahre blieb stets das Instrument, sodass Ben Martin im weiteren Verlauf ein Studium im Fach Jazz Gitarre anstrebte und dieses sogar mit Diplom abschloss. Kein Wunder also, dass er dabei  sehr intensiv mit Modern Jazz und Blues in Berührung kam, sich aber auch niemals vor anderen Musik-Schubladen scheute.

Sein reges Interesse an den vielen, noch so facettenreichen Sounds brachte ihm einer breiten österreichischen Szene näher. Seitdem steht er in Kontakt zu unzähligen heimischen Künstlern, mit denen er sich nicht nur zum gemütlichen Plaudern trifft, sondern gerne auch in musikalischer Kooperation steht. Alsda wären diverse Zusammenspiele mit der Jazzwerksatt Wien, Viennese Soulfood, oder den nicht minder bekannten 5/8erl in Ehr’n. Daneben zieht es ihn auch immer wieder gerne in die Pop/Rock Sparte, wobei er hier schon mit den Jungs von Tyler, sowie den Artist Axel Wolph und Esteban’s gemeinsame Sache machte.

Würde das nicht zusätzlich zum Ben Martin-Soloprogramm reichen, gibt es darüber hinaus noch zwei große Hauptprojekte, die den künstlerischen Lebenslauf des Niederösterreichers zusätzlich ausschmücken. Im Jahre 2007 wurde die Eletronic-Pop-Band I Am Cereals ins Leben gerufen. Gemeinsam mit  Gerald Huber, Daniel Letschka, Felix Teiretzbacher, Marcus Hufnagl und Christoph Richter wird seitdem durchaus seriös am Bandprojekt gefeilt. I am Cereals zählt wohl zu den größten Erfolgen in Martins Karriereplan. Viel Radio-Airplay und zwei erfolgreiche Alben gaben zumindest den Anlass, dass die Formation 2009 für den  Amadeus FM4 Award nominiert wurde. Nicht minder schlecht läuft das mit Drummer Michael Prowaznik gegründete Projekt The Black Riders. Einige Songs des Albums „On the Horizon“ schafften es auf Rotation bei Ö3 und FM4. Dem nicht genug, hat Ben Martin vor einigen Jahren sein eigenes Label Violet Noise Records gegründet. Des weiteren arbeitet er seit 2010 als Songwrieter für BMG Rights Management.

Nach den vielfachen musikalischen Ausflügen heißt es für den Liedermacher nun wieder „back to basics“. Während sein Fokus noch auf andere Projekte gerichtet war, begann Ben Martin jedoch schon neue Songideen für sein Soloalbum zu sammeln. Erste Demos folgten im Sommer 2009 und nur wenige Monate später hatte er sein Konzept soweit im Kopf, dass er schon bald an der Umsetzung arbeiten konnte. Die Idee; die Aufnahmen sollten sich im Rahmen eines kleinen akustischen Ensembles verwirklicht werden. Gedacht, getan. Die Besetzungsliste kann sich hierbei wahrlich lesen, aber vor allem hören lassen. So rückten fürs Recording Lukas Lauermann (A Life,  A Song, A Cigarette) am Cello, Matthias Frey (Sweet Sweet Moon) an der Violine, der Schlagzeuger Lukas König (Kompost3) und Martin Eberle (Jazzwerkstatt Wien) am Flügelhorn zur Tat. Mit all diesen großartig Musikern und ebenso großartigen Instrumenten feilte man an den Arrangements so intensiv, dass schon bald 12 Songs im Kasten waren. Doch Ben Martin wäre nicht durch und durch ein Vollblut-Künstler, hätte er nichts an seinem Werk auszusetzen gehabt. Um Etwas perfekt zu vollenden, muss man es eben erst mal eine Weile ruhen und reifen lassen. So dauerte es bis zum Sommer 2011 bis den Songs der letzte Feinschliff verpasst wurde. Insgesamt 8 Lieder ziehen sich nun mit zum Teil sehr düsteren, komplexen Themen durch das Album. Jedoch lässt „Born Under Dark Skies“ deutlich erkennen, wie sich das anfänglich schwere Gemüt des Ben Martin nach und nach aufzulösen scheint und schließlich im Song „The Big Man Arrives“ ein freudiges Finale findet.

Pirate Ships-Ben Martin by mica

Jetzt im Herbst, wo die Tage kürzer, der Himmel trüber und das Licht weniger wird, driftet man ab in melancholische Stimmung. Feinfühlige Melodien lassen jedoch das Herz erwärmen und genau deswegen ist „Born Under Dark Skies“ der perfekte Soundtrack für die kalte Jahreszeit.

Wer sich live vom neuen Album überzeugen möchte, hat am 23. November die nächste Gelegenheit dazu. An diesem Tag wird Ben Martin im Wiener Local seine neuen Songs zum Besten geben. Dem unbändigen Arbeitseifer des Musikers zufolge, werden Diese definitiv nicht das Letzte sein, was man von ihm zu Hören bekommen wird. (bw)

weitere Termine:

27.10.: St. Pölten /Warehouse w/IAMX     I am Cereals
15.11.: Wien /Chelsea                                The Black Riders
23.11.: Wien/Local                                      Ben Martin

 

Fotos by Christoph Haiderer

http://www.benmartin.at/
http://www.violetnoise.com/
http://www.musikfonds.at/