Im Rahmenprogramm des von 06.-09. Mai 2010 erstmalig stattfindenden Popfest Wien widmet sich neben dem zentralen Live-Programm der Seebühne Karlsplatz eine zweitägige Konferenz den Rahmenbedingungen österreichischen Popschaffens und den ökonomischen Aspekten der neuen heimischen Popmusik. Ästhetische Dimensionen, wirtschaftliche Potenziale und Risiken einer sich rasant wandelnden Branche werden in Diskussionsrunden, Workshops und Vorträgen behandelt, Konzerte des Popfest Wien sind in die Konferenz eingebunden.
Durch die Möglichkeit der Digitalisierung haben sich Rahmenbedingungen für das Musikbusiness in den vergangenen Jahren grundlegend geändert. Eine Reihe neuer Technologien ermöglicht es den MusikerInnen und Bands heutzutage im Bereich der Produktion, Marketing und Distribution ganz neue Wege zu beschreiten.
Vor allem die großen alten Protagonisten der Musikindustrie haben mit diesen Entwicklungen zu kämpfen, wurde in der jüngeren Vergangenheit doch deutlich, dass die großen Cash Cows von damals, wie etwa Radiohead oder Madonna, inzwischen das Heft selbst in die Hand nehmen und immer seltener auf die Unterstützung der großen Plattenfirmen angewiesen sind. Zudem ist es heute Musik über digitale Downloadplattformen legal zu erwerben. Der Musikfan ist also nicht länger in die Rolle des passiven Konsumenten gedrängt, sondern kann über Informationsplattformen und Internet-Communities selbst aktiv an der Verbreitung von Musik mitwirken.
Vor allem aber für die Musikschaffenden selbst, besonders für Newcomer, NischenkünstlerInnen und kleine Labels eröffnen sie zahlreiche neue Möglichkeiten, aber auch eine Reihe an Herausforderungen: Wie kann ich als einzelner Künstler in dem von Millionen Usern genutzten Internet Aufmerksamkeit generieren, wie erreiche ich meine Fans, wie sehen die neuen erfolgsversprechenden Geschäftsmodelle aus, wer sind im Musikbusiness die neuen gewichtigen Player und was kann ich von diesen lernen? Welche Fertigkeiten muss man mitbringen, um im digitalen Umfeld überhaupt bestehen zu können? Welche neuen Herausforderungen stellen sich einem und welche sinnvollen Möglichkeiten des Vertriebs bieten sich einem an? Wird der Künstler am Ende gar sein eigener Produzent und Vermarkter sein?
Die notwendigen Voraussetzungen und traditionellen Wege für die Verbreitung von Musik mittels physischen Tonträgern, wie etwa CDs oder Platten finden im Internet keine Anwendung mehr. Hunderte von neuen Unternehmen orientieren sich daher an neuartigen Geschäftsmodellen, die sich von traditionellen Modellen grundlegend unterscheiden.
In diesem Zusammenhang kommt vor allem dem Urheberrecht eine besondere Rolle zu. Wie soll es in Zukunft aussehen? Im Idealfall soll es für Autoren und Rechtinhaber nicht mehr bloß noch Schutz gewähren, sondern soll letztlich auch MusikerInnen, Bands und Labels ermöglichen, Geld aus dem eigenen Schaffen zu lukrieren. Daher ist es notwendig, in einem modernen Urheberrecht auch diese neuartigen Geschäftsmodelle zu berücksichtigen. Bis zu welchem Grad ist das aber überhaupt möglich? Und bekommen die Musikschaffenden am Ende ihren gerechten Anteil?
Dies sind nur einige wenige Fragen, welche Musikschaffende und Kulturinteressierte in der aktuellen Diskussion beschäftigen und welche im Rahmen der mica – music austria Konferenz am 7. und 8. Mai in Wien thematisiert werden. Geladen sind Musikerschaffende und ExpertInnen genauso wie Label- und Verlagsbetreiber.
Durch die Abbildung der unterschiedlichen Positionen soll ein Überblick darüber gegeben werden, in welche Richtung sich die Musikwirtschaft im digitalen Umfeld in Zukunft entwickeln könnte. Ziel der Konferenz ist es, die bestmöglichen Strategien für die Onlinevermarktung für Musikschaffende herauszuarbeiten.
POPFEST WIEN 2010 >> SESSIONS / Programm
FREITAG, 07. MAI | PROJECT SPACE
12.00 – 13.00 URHEBERRECHT 2.0 „FAIR MUSIC“ (ENGLISCH) Das Urheberrecht schützt nicht nur die Urheber und Rechteinhaber, es ermöglicht den Musikschaffenden und den Plattenfirmen auch, mit Musik Geld zu verdienen. Ein zeitgemäßes Urheberrecht sollte sowohl neuen Geschäftsmodellen, wie auch künstlerischem Austausch nicht im Wege stehen, den Urhebern aber weiterhin ausreichenden Schutz bieten. Kann das Urheberrecht es allen recht machen?
Gäste: Stefan Baumschlager (Last.fm), Shamal Ranasinghe (Topspin/UK), Lottaliina Lehtinen
(Muusikkojen Liitto/FI). Moderation: Alexander Hirschenhauser (fair music)
13.30 FRENK LEBEL LIVE
14.00 – 15.00 DORIAN CONCEPT IM GESPRÄCH
Franz Hergovich (mica – music austria) spricht mit dem jungen Wiener Musiker über seinen Weg zum internationalen Erfolg.
15.30 PIETER GABRIEL LIVE
16.00 – 17.00 WIENER POPMUSIK – POPMUSIK IN WIEN
Ästhetische Diskussion, “Gibt es momentan eine Wiener Popmusik oder nur Popmusik in Wien?” Gibt es neben der Sprache als offensichtliches Merkmal gemeinsame Themen oder Einflüsse einer Popmusik in Wien? Bildet sich multikulturelles Zusammenleben in der Wiener Popmusik ab, welche Rolle spielen andere Kunstformen in der Wiener Popmusik?
Gäste:: Karl Fluch (Der Standard), Christian Fuchs (Musiker, Journalist), Eberhard Forcher (Ö3), Christina Nemec (Musikerin, comfortzone), Stefan Redelsteiner (Problembär Records), Robert Rotifer (Musiker, Journalist, Popfest Kurator), Franz Adrian Wenzel (Musiker). Moderation: Walter Gröbchen (monkey music, Journalist)
17.30 BERNHARD EDER LIVE
SAMSTAG, 08. MAI | PROJECT SPACE
12.00 – 13.00 MUSIKEXPORT: FOKUS BELGIEN (ENGLISCH)
Im Zuge eines Exportmarktschwerpunktes widmet sich AMAN in diesem Jahr verstärkt dem Benelux-
Raum. Das Kennenlernen des Marktes ist dabei unmittelbar an vertiefende Fragen geknüpft: Was läuft
etwa in Belgien anders, dass sich dort ein so enorm starker Binnenmarkt erklären lässt? Belgische
Bands sind stark im Radio und sogar auf den ganz großen Festivalbühnen vertreten, das
Selbstverständnis dem lokalen Repertoire gegenüber wirkt sich auch direkt auf die wirtschaftlichen
Gegebenheiten der dort operierenden Musikunternehmen aus – ein Segen, von dem der
österreichische Musikarbeiter nur träumen kann. Wie funktioniert die belgische Szene, was können wir
daraus lernen und welche Formate einer internationalen Kooperation ergeben sich daraus? Experten
aus Belgien und Österreich begeben sich auf eine Entdeckungsreise dazu.
Gäste: Nicolas Vandecaveye (Democrazy, www.democrazy.be), Katrien Schuermans (Cutting Edge,
www.cuttingedge.be), Jan Hautekiet (VRT/Studio Brussels, www.vrt.be), Jeroen Siebens (fritspecial,
www.fritspecial.com). Moderation: Tatjana Domany (AMAN), Hannes Tschürtz (ink music,
www.inkmusic.at). In Zusammenarbeit mit Muziekcentrum Vlaanderen.
13.30 ERNESTY INTERNATIONAL LIVE
14.00-15.00 SOCIAL MEDIA TOOLS
“The internet is for porn and cats. Oh, and music of course.” – Florian Siepert (mindmatters/Hamburg)
über die erfolgreiche Nutzung von Soundcloud, Twitter, Flickr, Facebook und die Frage, warum eine
russische Videochatplattform wichtiger sein kann als ein Fernsehauftritt. Eine Hands-On Session mit
Diskussionen, konkreten Fragen und noch konkreteren Antworten.
15.30 PROTESTANT WORK ETHIC LIVE
16.00-17.00 POP MARKETING 2.0 (ENGLISCH)
A look at tools available to manage your digital footprint by Shamal Ranasinghe (Topspin/UK).
The co-founder of Topspin, has been at the forefront of digital music product strategy and
development for the past decade, and he has been responsible for defining software and service best
practices for leading companies in the digital music space.
17.30 BÖRN & MIKA VEMBER LIVE
http://www.popfest.at/