Noch handelt es sich bei dieser Band vielleicht um einen Geheimtipp. Doch das sollte sich bald ändern. Denn mit ihrem selbstbetitelten Debüt legen POLKOV ein Stück Musik vor, das mit seiner Qualität definitiv das Potential dazu hat, großen Anklang zu finden.
In der Unaufgeregtheit und Zurückhaltung liegt die Kraft. Zumindest kann man zu diesem Schluss kommen, lauscht man sich einmal durch die neuen Songs dieser hochtalentierten Grazer Truppe. Das Feld der pathetischen Popgesten überlässt Polkov elegant anderen. Vielmehr als danach zu trachten, auf die Schnelle einen Hit zu produzieren, lassen Bandleader Laurenz Jandl und seine MitmusikerInnen Paul Pfleger, Juergen Schmidt, Guenther Paulitsch, Alex Hackl und Florentina Finder ihren Nummern alle Zeit, sich vollends zu entfalten.
Wie im Cabrio auf der Route 66 gen Süden
Ihr Erstlingswerk erschließt sich mehr auf sanftem und unaufgeregtem Wege. Das bedeutet aber nicht, dass die Combo zurückhaltend agiert, aber der polkovsche Sound hat schon etwas sehr Geschmeidiges und angenehm Einnehmendes an sich. Sich in seinem Stil am kunstvollen Pop der 70er Jahre orientierend wandelt der Sechser charmant-leichten Schrittes durch seine ergreifenden und unglaublich amerikanisch klingenden musikalischen Geschichten. Als würde man sich in einem offenen Cabrio die Route 66 durch die weiten Landschaften gen Süden hinunter düsen sehen und dabei stets ein Liedchen auf den Lippen haben – so ein Gefühl stellt sich zumindest ein, hat man erst einmal auf die Playtaste gedrückt.
Polkovs ABC: Artrock, Britpop und Country
Irgendwo zwischen spacigem Artrock, akustischem Folk und Country sowie gelegentlichen Britpop-Einwürfen angesiedelt entwickeln die spannend und abwechslungsreich arrangierten Lieder von Polkov ihren ganz eigenen Vibe, einen, der mal zart melancholisch, an anderer Stelle wiederum wunderbar verträumt daherkommt. Einzelne Höhepunkte herauszupicken, ist bei der Zahl an wirklich hervorragenden Tracks kein leichtes Unterfangen. Vielleicht doch erwähnt werden können der wunderbar relaxte und lässige Opener „Kamaro`s Song“, die bittersüße balladeske Nummer „Changes“ und das richtig schön beschwingte und rockig nach vorne treibende „Inbetweeners“, die noch am ehesten das weite musikalische Spektrum von Polkov abstecken.
Polkov setzen mit ihrem Debüt auf jeden Fall schon einmal ein fettes Ausrufezeichen. Wenn es nur halbwegs gerecht zugeht, dann sollte man von dieser Band in Zukunft noch so einiges zu hören bekommen.
Michael Ternai