Nein, der musikalische Entwurf der österreichischen Vokalistin und Spoken Word Künstlerin PoetryAmenità ist nicht unbedingt einer, der die Sonne erstrahlen lässt und den Raum mit wohlig warmen Klängen erfüllt. Schon vor einigen Monaten im Duo Hollow Press sich im Erschaffen eines düsteren und bedrohlich wirkenden Goth-Ambient-Klangtheaters übend, zeigt sich auch das nun erschienene Solo-Album “Divination” (Phantasma Disques) einmal mehr von einer musikalisch sehr dunklen und nicht wirklich fassbaren geheimnisvollen Seite. Alle popularmusikalischen Regeln erneut außer Kraft setzend, erklingt das von PoetryAmenità zu Gehör Gebrachte als ein kunstvoller und avantgardistischer Versuch, sich von den Zwängen traditioneller musikalischer Dogmen zu lösen.
Nach irgendwelchen üblichen Songsstrukturen im Sinne einer Hinwendung zum von Melodien und Harmonien bestimmten Pop sucht man auf “Divination” vergeblich. Was von PoetryAmenità dargeboten wird, sind vielmehr atmosphärisch sehr verdichtete Ambient-Soundcollagen, die ein jedes sich nähernde Lichtteilchen, ähnlich wie es bei einem Schwarzen Loch der Fall ist, in ihrer Tiefe verschwinden lassen. Lauscht man sich durch die Stücke ihres Albums, bekommt man ein Gefühl, als befände man sich irgendwie frei schwebend in einer undurchsichtigen und in ihrer Form sich ständig verändernden Wolke, man erkennt kaum etwas, oder wenn, dann nur über Andeutungen in Umrissen.
Die Klänge und Geräusche nähern sich von allen Seiten, sie treten zum Vorschein so schnell wie sich auch wieder in den Weiten des Raums wieder verschwinden. Irgendwo aus diesem undefinierbaren Nichts ertönt, wie aus einer anderen Dimension eine geisterhaft beschwörende und verführerische Stimme, die dem ganzen Zustand des aus Samples, Fieldrecordings und avantgardistisch-elektronischen Klängen erwachsenden Sounds einen fast schon meditativen Charakter verleiht.
Fragen nach einer stilistischen Verortung in eine bestimmte Kategorie sind im Grunde genommen obsolet, denn dafür bewegt sich das von der Künstlerin Erschaffene einfach zu sehr außerhalb der üblichen Parameter der musikalischen Einteilung. PoetryAmenità hat ihren eigenen Stil, ihre eigene Ausdrucksform und praktiziert auf „Divination“ bewusst den Bruch mit jeglicher gewohnten Musikalität. Es ist zugegebenermaßen nicht unbedingt leichtes Material, mit welchem sie aufwartet, aber definitiv eines, das doch dazu auffordert, sich näher und intensiver mit diesem zu befassen.
Michael Ternai
Foto: poetryamenita.bandcamp.com