PHILIPP KIENBERGERS LUCID CHAOS – „It`s all about breaking the wall!“

Moderner Jazz mit Ausfransungen hin zu anderen Stilen, spielerisch auf höchstem Niveau dargebracht von fünf hoffnungsvollen Vertretern der jungen Generation, die es mit dem Traditionellen bewusst nicht allzu eng sehen, genau einen solchen bekommt man zu geboten, hört man sich durch die Debüt-Doppel-CD „It‘s all about breaking the wall!“ (Freifeld Tonträger) der Band PHILIPP KIENBERGERS LUCID CHAOS.

Philipp Kienberger zählt zu jener Generation von Jazzausgebildeten, deren Schaffen sich längst nicht mit traditionellen Jazz-Begrifflichkeiten beschreiben lässt. Das einzig vielleicht noch am ehesten Klassische an „It‘s all about breaking the wall!“ ist die instrumentale Besetzung der Band. Aber sonst? Was der aus Kärnten stammende und in Wien lebende Kontra- und E-Bassist und seine Kollegen Anna Anderluh (Gesang), Alexander Kranabetter (Trompete), Simon Raab (Piano, Keyboards) und Hubert Bründlmayer (Schlagzeug) in den Nummern der Doppel-CD betreiben, ist die undogmatische, innovative und von allen stilistischen Fragen befreite Klangmalerei zwischen absoluter Reduktion, schrägem Experiment, rhythmischer Vertracktheit und elegischer Eleganz. Und obwohl sie alles in eher herausfordernden musikalischen Bahnen laufen lassen, gelingt es ihnen doch, die Musik alles andere als sperrig und verkopft erklingen zu lassen.

Weite, ereignisreiche Spannungsbögen

Der musikalischen Vielfalt wird in keinem Moment Einhalt geboten. Philipp Kienberger und seine Band lassen den sich über weite Spannungsbögen erstreckenden und mit Improvisationen aller Art angereicherten Nummern alle Zeit, die diese benötigen, um sich wirklich vollends hin zur ganzen Form zu entwickeln. Herauskommen dabei sind ereignisreiche, sehr vielschichtige und stimmungsvolle musikalische Geschichten mit vielen packenden Momenten und Höhepunkten.

Hörbar großen Wert legt das Quintett auf die Ausarbeitung der vielen kleinen Details, die sich vor allem in spontanen Ausbrüchen, kurzen Andeutungen und kunstvoll gesetzten Zwischentönen ausdrücken. Auch wenn es einmal durch eher ruhigere Gefilde geht, es passiert immer etwas. Und auch wenn es nur in Form einzelner Töne oder verfremdeter Geräusche geschieht. Zusätzliche Facetten erfahren die Stücke durch die gesangliche Performance von Anna Anderluh, die mit ihrer glasklaren Stimme immer wieder geschickt spannende Kontrapunkte setzt. Ein wirklich starkes Erstlingswerk, das definitiv auf noch große musikalische Taten hoffen lässt.

Michael Ternai