Peter Seher – inleben

Es ist ein etwas anderer Musikentwurf, mit welchem Peter Seher auf seinem Album „inleben“ (Ostblock Rekords) die Hörerschaft konfrontiert. Quasi mit den herkömmlichen musikalischen Ansetzen brechend, sind es vielmehr  avantgardistische Klanggeschichten und Soundcollagen, denn irgendwelche strukturierten Stücke, die er ertönen lässt. „inleben“ ist ein Blick über den Tellerrand des Musikalischen hinaus, eine Annäherung an das Phänomen des Klangs aus einer nichttraditionellen Perspektive. Peter Seher fordert heraus, die eigenen Hörgewohnheiten zu hinterfragen und sich das andere, nicht wirklich Kategorisierbare zu öffnen. Präsentiert wird das Album am 10. Juni im Wiener Gürtellokal Rhiz.

Peter Seher hat nach eigenen Angaben lange an seinen Stücken gearbeitet und im Entstehungsprozess oftmals die Ideen verworfen, sie wieder aufgenommen und gehörig umgemodelt. Was der Soundtüftler betreibt, hat mit herkömmlich Musikalischem nur bedingt zu tun. Melodien, Harmonien oder irgendwelche rhythmischen Strukturen finden sich in dem elektroakustischen Entwurf, abgesehen von der letzten Nummer  „Seherman`s sadness“, eigentlich keine. Wenn, dann irgendwo undefinierbar und in Andeutungen in der Weite des von ihm geschaffenen und von der absoluten Stille über avantgardistische elektronische Spielerein bis hin zu eigenwilligen und experimentellen Geräuscheskapaden reichenden Klanguniversums.

Peter Seher zeigt sich als Meister der Erschaffung von Räumen, die sich wie das All unaufhörlich ausdehnen. Die von ihm durch elektronische Gerätschaften, Field Recordings und akustischem Instrumentarium generierten Klänge, Töne und Geräusche bilden die Sonnensysteme und die Ereignisse, die mal da mal dort entstehen, aufflackern und auch wieder in der scheinbaren Unendlichkeit verschwinden. Setzt man sich den Stücken aus, stellt sich irgendwann das Gefühl ein, als wäre man ein Teil des Ganzen, als stünde man quasi in der Rolle eines beobachtenden Astronomen mittendrin im Geschehen.

Fragen nach stilistischen Verortung in eine bestimmte musikalische Kategorie sind im Grunde genommen obsolet, denn dafür bewegt sich das von ihm Erschaffene einfach zu sehr außerhalb der üblichen Parameter der musikalischen Einteilung. Er hat seinen ganz eigenen Stil, seine eigene Ausdrucksform und praktiziert auf „inleben“ bewusst den Bruch mit jeglicher Musikalität. Es ist zugegebenermaßen kein leichtes Material, mit dem er aufwartet, aber definitiv eines, das doch dazu animiert, sich näher und intensiver mit diesem zu befassen. (mt)

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