Performance Fiction #2 – Auftakt mit dem NAMES Ensemble Salzburg

Die Klangperformance „ARTIKULAT“ des NAMES – New Art and Music Ensemble Salzburg am 21. und 22. April markiert den Start des diesjährigen „Performance Fiction“-Festivals, das heuer pandemiegeschuldet als Veranstaltungsreihe über das ganze Jahr konzipiert ist. Mit „ARTIKULAT“ präsentiert das NAMES Ensemble ein Auftragswerk des Medienkünstlers Antoni Rayzhekov, das in der „Playgrounds“-Serie des Ensembles gespielt wird.

„Die Kooperation mit dem NAMES – New Art and Music Ensemble Salzburg bringt die Idee von „Performance Fiction“ perfekt auf den Punkt: Das Präsentieren kreativer Spielarten von Interdisziplinarität und die künstlerische Umsetzung gesellschaftlicher Diskursaspekte mit den Möglichkeiten innovativer Technologien. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und dieses perfekte Entrée für das diesjährige Festival“, so „Performance Fiction“-Kuratorin Cornelia Böhnisch.

Biofeedback als unmittelbares Soundmaterial

„ARTIKULAT“ ist eine komplexe, partizipatorische Komposition, für vier Musikerinnen, die während der Aufführung mit tragbaren Biofeedback-Geräten ausgestattet sind. Diese überwachen die Biosignale der Musikerinnen wie Herzfrequenz, Stresslevel oder Körperbewegungen. In Echtzeit werden diese Signale über vier Lautsprecher, ein audiovisuelles Computersystem samt Überwachungskamera sowie mittels Projektor auf die Bühne übertragen und modulieren kurze audiovisuelle Aufnahmen von Klangmaterial. Präsentiert wird „ARTIKULAT“ in der Besetzung mit Matthias Leboucher, Marina Iglesias, Marco Sala und Anna Lindenbaum.

„ARTIKULAT“ geht über eine traditionelle, musikalische Darbietung hinaus: Indem der Fokus ausschließlich auf die Artikulation des Klangs durch die Biosignale der Interpretinnen liegt, offenbart sich etwas sehr Persönliches und Körperliches, das dem Publikum normalerweise verborgen bleibt. „Indem wir die materielle Präsenz der Instrumente auf der Bühne während der Aufführung vollständig entfernen, können wir uns auf die detaillierte Artikulation der physischen und klanglichen Erfahrung der Interpretinnen konzentrieren. Das Computersystem verfügt außerdem über eine Überwachungskamera, die jede Bewegung des Publikums erfasst und sich direkt auf den Ton auswirkt. Das Spiel der Aufführung wird nun zwischen den Darstellenden und dem Publikum geteilt, und die Gruppendynamik des Publikums zusammen mit den Biosignalen der vier Musiker*innen treibt das resultierende Klangstück an, indem es eine Rückkopplungsschleife zwischen Publikum und Darstellenden erzeugt.“, so Medienkünstler Antoni Rayzhekov.

Playgrounds für digitale zeitgenössische Musik und interaktive Praxis

Unter dem Begriff „Playgrounds“ thematisiert das Ensemble NAMES in einer dreiteiligen Konzertreihe 2022 das Spielerische und Konzepte der Spieltheorie im Spannungsfeld digitaler Kunst, zeitgenössischer Musik und interaktiver, partizipativer Praxis.

NAMES – New Art and Music Ensemble Salzburg
Das 2014 gegründete NAMES – New Art and Music Ensemble Salzburg für zeitgenössische Musik besteht aus zehn Musikerinnen aus sieben europäischen Ländern, die das Ziel verfolgen, verschiedenste Formen zeitgenössischer Kunst in seinen Programmen und Konzepten zu vereinen. Hierfür arbeiten sie mit verschiedensten Künstlerinnen unterschiedlichster Disziplinen zusammen (Performance, Tanz, Literatur…). Ein spezieller Fokus liegt dabei auf elektronischer und elektroakustischer Ensemble- und Kammermusik.
Das NAMES Ensemble kann bereits auf vielerlei internationale Konzertaktivitäten zurückblicken (z.B. Aspekte, Dialoge Festival, Mixtur Barcelona, Druskomanija Litauen, Crossroads Festival, Daegu Contemporary, Primavera Verona, Schönberg Center Wien, aDEvantgarde München). Das Ensemble versteht sich als Kollektiv, wobei alle künstlerischen und wirtschaftlichen Entscheidungen gemeinsam entwickelt und getroffen werden. Durch die Kombination von musikalisch hochwertiger Kammermusik und dem Verlangen nach ästhetisch reizvollen Erfahrungen versteht sich NAMES als ein experimentelles Labor für Liebhaber neuer Klänge und Konzepte.

Antoni Rayzhekov ist konzeptioneller Medienkünstler, Pädagoge und Forscher, geboren in Sofia und lebt seit 2007 in Österreich und Bulgarien. Antoni hat verschiedene Ausbildungen absolviert, unter anderem Darstellende Kunst (MA, BA) an der Nationalen Akademie für Theater- und Filmkunst in Sofia, Jazzmusik am Vienna Konservatorium und Computerprogrammierung bei LearningTree in London. Derzeit ist er Gastdozent für Experimentelle Medien an der FH Sankt Pölten und Lektor für Digitale Kunst an der Nationalen Kunstakademie in Sofia. Er arbeitet an der Schnittstelle zwischen Klang und bildender Kunst, Computerkunst, Performance und Wissenschaft. Antoni schafft audio-visuelle Installationen, interaktive Objekte, Körper- und Vortragsperformances, bei denen das Publikum oft aktiv einbezogen wird. Seine Arbeiten basieren auf wissenschaftlicher Theorie, statistischen Daten oder Archivinformationen und konzentrieren sich auf die Erforschung sozialer und politischer Themen. Antoni ist aktuell in Salzburg ansässig, wo er Teil des Forschungsteams des Zentrums für Mensch-Computer-Interaktion (HCI) an der Universität Salzburg ist. www.rayzhekov.com

Performance Fiction ist ein Zeitraum. Performance Fiction ist der Fruchtkörper des Myzels Toihaus. Performance Fiction ist Movens und künstlerischer Seismograph zugleich und spürt zukünftig Möglichem nach. Wir stellen uns, dem Publikum und Expertinnen die Frage: Was kann die Kunst für die Zukunft tun? Was kann die Zukunft für die Kunst tun? Auf der Suche nach Wissen, das es braucht, um auch künftig handlungsfähig zu sein, versteht sich das Toihaus Theater als Experimentierraum. Wir greifen auf und reflektieren. Das alles bedeutet Theater für uns. Mit Theater für die Allerjüngsten trägt das Toihaus Theater große Verantwortung für die Theater- und Kunstrezipientinnen der Zukunft: Was geben wir der Zukunft mit? Welche Formate können wir anbieten, die für alle, ohne Altersgrenzen funktionieren? Wie können die Künste dazu beitragen, Bewusstsein und Grundlagen für weitere Reflexion zu schaffen? Kollaborationen und interdisziplinäre Verwobenheit werden zu essentiellen Nährböden. Kunst wird im gesellschaftlichen Diskurs, im Hinterfragen von Gewohnheiten und Lebensweisen zu Inspirationsquelle und Spiegel.

Performance Fiction #2: Konzert, Performances, Installationen & Podcast. Toihaus Theater mit: NAMES – New Art and Music Ensemble Salzburg / Antoni Rayzhekov / Sophia Latysheva & Olof Runsten / Isabelle Schad / Alpine Gothic / Karo Kuchar / Robert Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen (JBZ)

Toihaus Theater Salzburg. Theater für Musik, Tanz und Performance, Sprache, bildende Kunst und die Verbindungen zu anderen Kunstsparten und Ausdrucksformen. Jährlich entstehen vier bis sechs Produktionen für Kinder und Erwachsene, in denen die unermüdliche Suche nach zeitgenössischen Ausdrucksformen der performativen Künste erlebbar wird. Die Kernkompetenz liegt in der Erschaffung poetisch-theatraler Momente für die Allerjüngsten sowie der experimentell-performativen Arbeit an Stücken für Erwachsene. Mit unserem Fokus auf ein zeitgenössisch-intergeneratives „Theater für alle“, fließt bei allen Toihaus Theater Produktionen immer auch die Frage ein: „Was kann die Kunst für die Zukunft tun?“.

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