Para – Ligo

Die Projekte, an denen die Pianistin Ingrid Schmoliner beteiligt ist, bewegen sich für gewöhnlich weit außerhalb der üblichen musikalischen Parameter. Nicht anders verhält es sich mit dem Trio Para, in welchem die Kärntnerin gemeinsam mit der griechischen Hornistin Elena Kakaliagou und dem österreichischen Kontrabassisten Thomas Stempkowski einmal mehr die Grenze zwischen der Musikalität und der experimentellen Klangkunst zu überwinden versucht. Auf „Ligo“ (Creative Sources Records), so der Titel des im vergangenen Jahr erschienenen Albums des Dreiergespanns, zelebriert das Dreiergespann den avantgardistischen Minimalismus, die Kraft der einzelnen Klänge zwischen denen sich weite Räume dichtester Atmosphäre und spannungsgeladener Tiefe eröffnen.

Eingeleitet durch langgezogene und in eine melancholische Melodieandeutung eingebettete Töne des von Elena Kakaliagou gespielten Horns zeigt sich schon vom ersten Moment an, dass es sich bei „Ligo“ um einen etwas anderen zeitgenössischen Musikentwurf handelt. Was nämlich von den ProtagonistInnen zur hohen Kunstform erhoben wird, ist das Spiel mit der bewussten Zurückhaltung, die vor allem in einem hohen Maß an Eigenwilligkeit ihren Ausdruck findet. Dem ersten Eindruck nach passiert in den Stücken nicht viel, lässt man diesen aber Zeit, sich zu entfalten, stößt man nach und nach unter die Oberfläche, wo sich ein weiter und ungemein vielschichtiger Klangkosmos offenbart, in welchem Geräusche, Töne und Sounds unterschiedlichster Art eine lebendige Symbiose eingehen. Es knistert, rauscht und klopft unentwegt, dies aber eben nicht offensichtlich, sondern im Verborgenen.

Die Frage nach irgendeiner stilistischen Zuordnung ist ohnehin obsolet, entwerfen die experimentierfreudigen Ingrid Schmoliner, Elena Kakaliagou und Thomas Stempkowski doch ihre ganz eigene Sprache, die weit abseits aller musikalischer Konventionen angesiedelt, ihren eigenen Charakter entwickelt. Dieser spiegelt sich vor allem in einer starken bildhaften Note wider, welche die Vorstellungskraft und Fantasie der HörerInnen animiert. Auch weil die Atmosphäre, welche von Ingrid Schmoliner, Elena Kakaliagou und Thomas Stempkowski in ihren Stücken erschaffen wird, von einer durchgehenden spürbaren Spannung, wie auch klanglichen Zerbrechlichkeit ist, die einen auf seltsame aber doch sehr bestimmte Weise anziehen.

„Ligo“ ist ein zugegeben forderndes Stück Musik, das aber, je länger und intensiver an sich mit diesem beschäftigt, zu einem wirklich fesselnden Hörerlebnis erwächst. Weil es eben anders und nicht vorhersehbar klingt. (mt)

Foto Para © Elvira Faltermeier

 

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