OWL RAVE – „Owl Rave“

GREGOR HUBER alias OWL RAVE beschäftigt sich auf seinem unbetitelten Debüt (Interstellar Records) vorwiegend mit den düsteren Seiten des Lebens und deren Vertonung. Irgendwo zwischen minimalistischem Elektro, dunklem Jazz und gewissen Metal-Anleihen werden vereinnahmende Soundflächen geschaffen.

Über weite Strecken befinden sich die Songs von Owl Rave in einem schleppenden Tempo und zelebrieren eine wohl bestenfalls als melancholisch zu beschreibende Stimmung. Auch ein gewisser Minimalismus wohnt den meisten Liedern inne. Oft werden diese von repetitiven Beats getragen. Der stilistischen Bandbreite der Songs tut das jedoch keinen Abbruch. Wähnt man sich bei dem instrumentalen Opener „Wellness at One-Eyed Jack’s“ noch in jazzigen Elektro-Gefilden mit simpler Melodieführung, stellt spätestens „Searching“ als zweiter Song klar, dass mithilfe des Gesangs von Markus Dolp und Antonia Steiner auch ganz andere Soundfacetten einen Platz bei Owl Rave haben. Während die weibliche Stimme im Hintergrund sirenenhaft Gefahr nur andeutet, drückt Markus Dolp mit seiner eigenwilligen, aber ausdrucksstarken Stimme dem Klangbild einen unmittelbaren Stempel auf. Seine Darbietung beschränkt sich dabei nicht ausschließlich aufs Singen, sondern umfasst auch Flüstern, Schreien und Lamentieren. Gerade die Gegenüberstellung der beiden sehr unterschiedlichen Stimmen macht Songs wie „Amy“ interessant anzuhören.

David Lynch als Inspiration

Wenn die Kultserie „Twin Peaks“ von Regisseur David Lynch einem musikalischen Projekt als Hauptinspiration dient, ist es kaum verwunderlich, dass man sich teilweise nahe an den Klängen von Soundtracks bewegt. Dabei hört sich Owl Rave bei manchen Songs mehr wie ein Ambient-Projekt an („In Sarah’s Dreams“) und bei anderen eher wie eine Noise- oder Drone-Band. „Fright Car“ etwa lässt düstere und schwere Synthesizer-Sounds auf die ZuhörerInnen niederprasseln und auch vor der Verwendung von gekreischten Vocals, welche normalerweise im Metal-Bereich beheimatet sind, als Stilmittel wird nicht zurückgeschreckt. Auch die Gitarre darf hier aufschreien und verlässt die Rolle des Melodieinstruments, um den Song mittels einer Vielzahl an Effekten in Richtung Industrial-Sound zu befördern. Es entsteht eine nicht gerade zuversichtlich klingende Anhäufung an Sounds und Geräuschen, die eine beklemmende Stimmung entstehen lässt. Etwas hoffnungsvoller gibt sich da der letzte Song des Albums – „Find Me –, in dem die sphärische Stimme von Antonia Steiner allein über einem elektronischen Beat und einer einfach gehaltenen Melodieführung schwebt und so eine verträumte Atmosphäre erzeugt. Im Vergleich zum restlichen Album kann man beinahe von einem Pop-Song sprechen. Dies würde dem vermutlichen musikalischen Verständnis von Owl Rave jedoch nicht gerecht werden, nämlich die ZuhörerInnen mittels vielfältiger Klänge dazu anzuregen, sich über die zahlreichen Themen des Lebens Gedanken zu machen. Auch wenn diese nicht immer erfreulich sind.

Sebastian J. Götzendorfer

Links:
Owl Rave
Interstellar Records